Zunächst befasste sich die Runde mit den Gerüchten um Horst Heldt, der vom 1. FC Köln umworben wird. Dass sich das Team von Hannover im Heimspiel gegen Stuttgart (1:1) am Freitagabend davon habe beeinflussen lassen, glaubte Owomoyela nicht. "Sie wirkten nicht großartig in ihren Grundfesten erschüttert", sagte der 38-Jährige. "Ich habe nicht gespürt, dass da ein Randthema groß wurde."
Ein Weggang Heldts wäre für den Aufsteiger trotzdem ein großer Nachteil, da waren sich alle Gesprächsbeteiligten einig. "Für die Infrastruktur, für den Unterbau, die Strategie von Hannover 96 wäre es ein schwerer Verlust", betonte etwa Jakob, Mitglied der kicker-Chefredaktion, der schon gleich an die Nachfolger-Suche dachte. Zwar sei inzwsichen anzunehmen, dass Klubs mehrere potentielle Trainer und Spieler auf ihrer Liste hätten, aber: "Wer hat denn jetzt schon zwei Sportdirektoren in der Hinterhand?"
Daum warf mit Klaus Allofs und Jan Schindelmeiser zwei Namen in den Ring. Auch wenn der ehemalige Bundesliga-Coach noch keine Anzeichen für einen Wechsel Heldts sieht, wollte er nicht ausschließen, dass es soweit kommen könnte. "Es sind auch menschliche Gedanken zu berücksichtigen. Vielleicht ergibt sich da noch eine Trendwende", so Daum.
Klubbesitzer Rahic will mit Bradford in die Premier League
In der Folge drehte sich das Gespräch um Bradford City. Mit Rahic saß einer der Klubeigentürmer im Studio. Der Deutsche erklärte zunächst, wie er zum Kauf des englischen Drittligisten gekommen war. "Ich habe schon immer geträumt, Klubeigentürmer zu sein", sagte er. In Deutschland und der Schweiz konnte er sich diesen Traum allerdings nicht erfüllen können, weshalb er nach längerer Suche schließlich bei dem ehemaligen Premier-League-Klub gelandet sei. Das Ziel, so Rahic, sei wieder die oberste Spielkasse auf der Insel.
Rahic sieht Problem bei der Bezahlung von durchschnittlichen Spielern
Von Bradford ausgehend befasste sich die Runde mit der Entwicklung des englischen Profi-Fußballs, in dem deutlich mehr Geld bewegt wird als in Deutschland. Das spüren am Ende vor allem die Fans in England, die deutlich mehr für Tickets und Pay-TV zu bezahlen haben. Rahic führte das unter anderem auf die gut dotierten Verträge von durchschnittlichen Spielern zurück. "Fünf Millionen Pfund, um auf der Bank zu sitzen und dann von den Fans solche Eintrittspreise zu verlangen" sei ein massives Problem. Darunter leide auch die britische Fankultur und die Stimmung in den Stadien.
Daum: "Die Stadien sind voll, alle machen es mit"
Daum verwies darauf, dass der Fußball diesen Prozess nicht nur in England durchlaufe, sondern auch in Frankreich mit Paris St. Germain, das von katarischen Investoren finanziert wird. "Wir müssen aufpassen, dass das irgendwo noch nachvollziehbar ist", warnte der zuletzt in Rumänien tätige Coach, fügte aber auch an: "Bisher muss ich noch sagen: Die Stadien sind voll, alle machen es mit."
Jakob lobt Heynckes' Unterstützung für Fanprotest
Jakob schlug den Bogen zu Deutschland und sieht den Fußball hierzulande im Vorteil, weil "die Diskussion schon länger läuft". Es gebe Bestrebungen, die Stimmung zu bewahren, Preise nicht explodieren zu lassen und junge Fans zu halten. In diesem Zusammenhang hob der Journalist Jupp Heynckes' Unterstützung für den Protest von Bayern-Anhänger in Anderlecht hervor: "Ich finde es ganz wichtig, dass sich die Protagonisten des Spiels ganz klar positionieren."
Owomoyela: Mislintat-Weggang muss kein Problem sein
Mit dem nächsten Themenschwerpunkt blieb die Runde in England: Sie befasste sich mit dem Weggang von Dortmunds Leiter Profifußball und Scout Sven Mislintat, der sich dem FC Arsenal anschließen wird. Moderator Hagemann stellte konkret die Frage in den Raum, ob die Premier League nun deutsches Know-How abwerbe. Laut Rahic bestehe daran in England Interesse, allzu viel aufzuholen habe der britische Fußball aber gar nicht. Man sei "auf gleicher Ebene, nur hat man halt mehr Geld in England". Daum sieht die Premier League sogar im Vorteil, gerade in Hinblick auf "Infrastruktur und Organisationsstrukturen".
Auf Strukturen kam auch Owomoyela zu sprechen, der den Weggang von Mislintat gar nicht als großes Problem für den BVB bezeichnete. "Aus Dortmunder Sicht kann man sagen, dass viele Strukturen von Mislintat gebildet worden sind", sagte der Ex-Profi. "Das kann vielleicht auch weiterleben, wenn der Macher von Bord geht."
Daum vermisst Führungsperson bei Borussia Dortmund
Dortmund blieb das Stichwort - denn natürlich befasste sich die Runde auch mit dem anstehenden Revierderby zwischen Dortmund und Schalke. "Das Spiel hat eine besondere Wirkung. Wenn du verlierst, wirkt es besonders schwer und negativ. Genauso positiv und leicht wirkt es, wenn du dieses Spiel gewinnst. Es kann dir viel Zuspruch und vor allem - das ist das Wichtigste - viel Selbstvertrauen bringen", so Owomoyela. Daum hob vor allem die Mentalität, die vor dem prestigeträchtigen Duell gefordert ist, hervor: "Du musst auch bereit sein, wie Oliver Kahn sagte, Eier zu zeigen. Du musst in Situationen zeigen, dass du an dein Limit gehst."
Der gebürtige Zwickauer vermisst beim BVB vor allem die in der aktuellen Krise nötigen Spieler, die vorangehen: "Das ist ja das Hauptproblem. Nach Sebastian Kehl habe ich diese Führungsperson nicht mehr gesehen." Dass der Ausgang des Derbys letztlich direkte Folgen für Dortmunds Trainer Peter Bosz haben könnte, glaubte Jakob nicht. "Akut sehe ich Aktionismus und einen Trainerwechsel noch nicht. Aber es hängt wohl davon ab, wie ein Derby gespielt wird."