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Drama im Schlussspurt: Zimmermann verpasst Etappensieg nur knapp

10. Etappe: Vulcania - Issoire (167,2 km): Vingegaard verteidigt Gelbes Trikot

Drama im Schlussspurt: Zimmermann verpasst Etappensieg nur knapp

Georg Zimmermann (re.) verpasste seinen ersten Tour-Etappensieg um Haaresbreite.

Georg Zimmermann (re.) verpasste seinen ersten Tour-Etappensieg um Haaresbreite. IMAGO/Photo News

Nach dem ersten Frust schöpfte Georg Zimmermann wieder etwas Mut. "Mein Ziel ist, in meiner Karriere eine Tour-Etappe zu gewinnen. Wenn es erst in zehn Jahren so weit ist, dann ist das auch okay, solange es klappt", sagte Zimmermann und konnte über seinen zweiten Platz zumindest leicht lächeln. Im packenden Finale der zehnten Etappe der Tour de France zwischen dem Vulkan-Themenpark Vulcania und Issoire musste sich der deutsche Radprofi im Sprint einer Ausreißergruppe nur dem Spanier Pello Bilbao geschlagen geben.

"Bin einen zu dicken Gang getreten"

Eine kleine Selbstüberschätzung kostete Zimmermann letztlich den größten Erfolg seiner Karriere. "Ich bin einen zu dicken Gang getreten, das war vielleicht ein Fehler", sagte der 25-Jährige. "Man darf bei der Tour de France keine Chance liegen lassen, weil es super schwer ist, die Chance zu bekommen, etwas abzustauben."

Bei der Hitzeschlacht im Zentralmassiv verpasste der Augsburger den Tagessieg um wenige Meter. "Die Enttäuschung, das größte Ziel meiner Karriere verpasst zu haben, ist momentan größer als die Freude über den zweiten Platz", sagte Zimmermann im Zielort Issoire.

Traum geplatzt: Zimmermanns Attacke und verzweifelter Sprint

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Bei Temperaturen von bis zu 43 Grad und einer welligen Strecke mit mehr als 3000 Höhenmetern holte sich der Australier Ben O'Connor den dritten Platz. "Ich wusste, dass Bilbao schnell ist, ich habe gegen ihn in Stuttgart schon mal einen Sprint verloren", fügte er hinzu. Der hitzefeste Bayer startete knapp einen Kilometer vor dem Ziel einen Angriff, wurde aber noch von Bilbao überholt.

Bilbao widmet den Sieg Gino Mäder 

110. Tour de France

Sieger Bilbao lobte die Attacke des Deutschen. "Ich habe auf den richtigen Moment gewartet, bis jeder am Limit war", erklärte der 33-Jährige vom Team Bahrain-Victorious. Seinen Erfolg widmete er seinem ehemaligen Team-Kollegen Gino Mäder, der bei der Tour de Suisse nach einem schweren Sturz kürzlich gestorben war.

Nach seinem sensationellen Etappensieg bei der Critérium du Dauphiné Anfang Juni feierte Zimmermann, der zum dritten Mal an der Frankreich-Rundfahrt teilnimmt, seine bisher beste Tour-Platzierung. 2022 war er ebenfalls auf der zehnten Etappe Sechster geworden.

Keine Veränderungen an der Spitze der Gesamtwertung

Ein erneuter Schlagabtausch der Tour-Favoriten Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar blieb erwartungsgemäß aus. Nach dem Ruhetag am Montag sparten die beiden Rivalen, die sich in der ersten Woche im Hochgebirge harte Duelle geliefert hatten, an Körnern für die kommenden Aufgaben in den Bergen. Am Freitag steht der Anstieg auf den Grand Colombier an, ehe es in die Alpen mit ihren langen Rampen geht.

Vingegaard blieb in der Gesamtwertung ohne Zeitverluste. Der Vorjahressieger hatte bei der vorherigen Etappe am Puy de Dome noch acht Sekunden auf Tadej Pogacar eingebüßt. Nur 17 Sekunden betrug sein Vorsprung vor der zehnten Etappe. Bora-Kapitän Jai Hindley blieb mit 2:40 Minuten Dritter hinter Vingegaard und Pogacar, der deutsche Meister Emanuel Buchmann ist weiter 13. der Gesamtwertung.

Chaotisches Rennen in der Auvergne

Nach dem Ruhetag mit frischen Beinen legte das Peloton auf der welligen Strecke in einem überraschend hohen Tempo los. Auch die Topfahrer Vingegaard und Pogacar gönnten sich zunächst keine Verschnaufpause und verfolgten nach wenigen Kilometern eine Ausreißergruppe, ließen sich aber wenig später wieder ins Hauptfeld zurückfallen, um Kräfte zu sparen. Aufgrund der enormen Geschwindigkeit gelang es trotz vieler Versuche keiner Ausreißergruppe, sich vom Peloton abzusetzen. Dagegen mussten viele Sprinter an den ersten Anstiegen schon abreißen lassen.

Das Hauptfeld zersplitterte nach dem chaotischen Start später in mehrere kleine Gruppen. Zimmermann attackierte 131 Kilometer vor dem Ziel und schloss sich einer Führungsgruppe an, die zwischenzeitlich über drei Minuten Vorsprung hatte. Er wirkte trotz der beißenden Hitze noch auf den letzten Kilometern frisch und schlagkräftig, im Ziel nagte dann aber der anstrengende Tag an ihm.

Sprintet Bauhaus am Mittwoch zum Etappensieg?

Am Mittwoch dürften auf der elften Etappe die Sprinter gute Chancen haben. Nach einem hügeligen Beginn auf den 179,8 Kilometern zwischen Clermont-Ferrand und Moulins wird es in Richtung Ziel deutlich flacher. Phil Bauhaus wird nach seinem zweiten Platz auf der dritten Etappe und dem dritten Rang einen Tag später den nächsten Angriff auf den ersten Tour-Etappensieg seiner Karriere starten.

10. Etappe Vulcania - Issoire (167,20 km):

1. Pello Bilbao (Spanien) - Bahrain Victorious 3:52:34 Std.; 2. Georg Zimmermann (Neusäß) - Intermarché-Circus-Wanty + 0 Sek.; 3. Ben O'Connor (Australien) - AG2R Citroën Team; 4. Krists Neilands (Lettland) - Israel-Premier Tech; 5. Esteban Chaves (Kolumbien) - EF Education-EasyPost; 6. Antonio Pedrero (Spanien) - Movistar Team + 3; 7. Mattias Skjelmose Jensen (Dänemark) - Lidl-Trek + 27; 8. Michal Kwiatkowski (Polen) - Ineos Grenadiers; 9. Warren Barguil (Frankreich) - Team Arkea-Samsic + 30; 10. Julian Alaphilippe (Frankreich) - Soudal Quick-Step + 32; ... 37. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe + 2:53 Min.; 61. Nils Politt (Hürth) - Bora-hansgrohe + 6:33; 73. Simon Geschke (Freiburg im Breisgau) - Cofidis + 9:23; 134. John Degenkolb (Oberursel) - Team DSM - firmenich + 23:33; 157. Nikias Arndt (Köln) - Bahrain Victorious + 25:32; 159. Phil Bauhaus (Bocholt) - Bahrain Victorious

Gesamtwertung Einzel, Stand nach der 10. Etappe:

1. Jonas Vingegaard Rasmussen (Dänemark) - Jumbo-Visma 42:33:13 Std.; 2. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates + 17 Sek.; 3. Jai Hindley (Australien) - Bora-hansgrohe + 2:40 Min.; 4. Carlos Rodriguez Cano (Spanien) - Ineos Grenadiers + 4:22; 5. Pello Bilbao (Spanien) - Bahrain Victorious + 4:34; 6. Adam Yates (Großbritannien) - UAE Team Emirates + 4:39; 7. Simon Yates (Großbritannien) - Team Jayco AlUla + 4:44; 8. Thomas Pidcock (Großbritannien) - Ineos Grenadiers + 5:26; 9. David Gaudu (Frankreich) - Groupama-FDJ + 6:01; 10. Sepp Kuss (USA) - Jumbo-Visma + 6:45; ... 13. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe + 9:09; 56. Georg Zimmermann (Neusäß) - Intermarché-Circus-Wanty + 1:08:57 Std.; 73. Simon Geschke (Freiburg im Breisgau) - Cofidis + 1:21:06; 90. Nils Politt (Hürth) - Bora-hansgrohe + 1:38:09; 125. Nikias Arndt (Köln) - Bahrain Victorious + 2:03:17; 159. John Degenkolb (Oberursel) - Team DSM - firmenich + 2:28:25; 163. Phil Bauhaus (Bocholt) - Bahrain Victorious + 2:34:51

Bergwertung, Stand nach der 10. Etappe:

1. Neilson Powless (USA) - EF Education-EasyPost 46 Pkt.; 2. Felix Gall (Österreich) - AG2R Citroën Team 28; 3. Tobias Halland Johannessen (Norwegen) - Uno-X Pro Cycling Team 26; 4. Ruben Guerreiro (Portugal) - Movistar Team 22; 5. Michael Woods (Kanada) - Israel-Premier Tech 20; 6. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates 19; 7. Jai Hindley (Australien) - Bora-hansgrohe 19; 8. Giulio Ciccone (Italien) - Lidl-Trek 19; 9. Jonas Vingegaard Rasmussen (Dänemark) - Jumbo-Visma 18; 10. Pierre-Roger Latour (Frankreich) - Team TotalEnergies 16; ... 13. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe 14; 23. Georg Zimmermann (Neusäß) - Intermarché-Circus-Wanty 5

Sprintwertung, Stand nach der 10. Etappe:

1. Jasper Philipsen (Belgien) - Alpecin-Deceuninck 260 Pkt.; 2. Bryan Coquard (Frankreich) - Cofidis 149; 3. Mads Pedersen (Dänemark) - Lidl-Trek 143; 4. Wout van Aert (Belgien) - Jumbo-Visma 112; 5. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates 85; 6. Victor Lafay (Frankreich) - Cofidis 80; 7. Jordi Meeus (Belgien) - Bora-hansgrohe 80; 8. Biniam Girmay Hailu (Eritrea) - Intermarché-Circus-Wanty 77; 9. Caleb Ewan (Australien) - Lotto Dstny 73; 10. Neilson Powless (USA) - EF Education-EasyPost 70; ... 18. Georg Zimmermann (Neusäß) - Intermarché-Circus-Wanty 40; 42. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe 22; 73. Phil Bauhaus (Bocholt) - Bahrain Victorious 12; 88. Nikias Arndt (Köln) - Bahrain Victorious 7

Teamwertung, Stand nach der 10. Etappe:

1. Bahrain Victorious (Bahrain) 127:54:45 Std.; 2. Ineos Grenadiers (Großbritannien) + 1:11 Min.; 3. Jumbo-Visma (Niederlande) + 5:00; 4. AG2R Citroën Team (Frankreich) + 13:51; 5. UAE Team Emirates (Vereinigte Arabische Emirate) + 16:12; 6. Groupama-FDJ (Frankreich) + 19:05; 7. Bora-hansgrohe (Deutschland) + 37:23; 8. Movistar Team (Spanien) + 42:54; 9. Lidl-Trek (USA) + 1:13:49 Std.; 10. Team Jayco AlUla (Australien) + 1:23:04; ... 12. Team DSM - firmenich (Deutschland) + 1:33:40

dpa, kon

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