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Traumtag für Bora: Hindley in Gelb, Buchmann auf Rang vier

5. Etappe: Pau - Laruns (165 km)

Traumtag für Bora: Hindley in Gelb, Buchmann auf Rang vier - Vingegaard fährt Pogacar davon

Gewann nach einer Solofahrt die Etappe und fährt nun im Gelben Trikot: Jai Hindley.

Gewann nach einer Solofahrt die Etappe und fährt nun im Gelben Trikot: Jai Hindley. IMAGO/Photo News

Ein bärenstarker Emanuel Buchmann feierte beim ersten Pyrenäen-Spektakel seine Rückkehr in die Weltspitze und ebnete für seinen Kapitän Jai Hindley den Weg ins Gelbe Trikot. Dank der starken Unterstützung des deutschen Meisters übernahm Hindley mit seinem Solo-Sieg auf der ersten Hochgebirgs-Etappe der 110. Tour de France am Mittwoch die Spitze der Gesamtwertung und bescherte dem deutschen Bora-hansgrohe-Rennstall das zweite Gelbe Trikot der Team-Geschichte. Buchmann komplettierte mit Platz vier den Triumph. "Das ist unglaublich. Es war überhaupt nicht der Plan und plötzlich haben wir einen Etappensieg und das Gelbe Trikot. Das ist verrückt", sagte der 30-Jährige.

110. Tour de France

Nicht Superstar Tadej Pogacar, der einen überraschenden Einbruch erlebte, sondern die beiden Kletterspezialisten vom deutschen Bora-hansgrohe-Rennstall gehörten am Mittwoch zu den Hauptdarstellern auf der fünften Etappe von Pau nach Laruns über 162,7 Kilometer. Dank der starken Unterstützung von Buchmann war für den Australier Hindley der Weg frei zum Etappensieg, womit er auch das Gelbe Trikot vom Briten Adam Yates übernahm. "Das Ergebnis ist einfach perfekt. Jai war superstark, er hat verdient gewonnen", sagte Buchmann.

Pogacar am letzten Anstieg abgehängt

Hindley holte sich im Alleingang den Sieg vor dem Italiener Giulio Ciccone und dem Österreicher Felix Gall. "Der Etappensieg und das Gelbe Trikot noch obendrauf, das ist unglaublich. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich war schon beim Giro d'Italia erfolgreich, aber das ist nochmal etwas anderes", sagte der Giro-Champion von 2022.

Einen schweren Dämpfer kassierte unterdessen der zweimalige Tour-Champion Tadej Pogacar, der vom fünftplatzierten Titelverteidiger Jonas Vingegaard am letzten Anstieg düpiert wurde und mehr als eine Minute auf den Dänen verlor. Erinnerungen an die Tour 2022 wurden wach, als der Slowene auf den langen Anstiegen ebenfalls Vingegaard nicht Paroli bieten konnte. "Es ist noch nicht vorbei", sagte ein trotziger Pogacar, der 2020 in Laruns noch seine erste Tour-Etappe gewonnen hatte.

Perfekter Tag für Bora-hansgrohe

Dem Bora-Rennstall glückte dafür ein echter Coup. Mit drei Fahrern war das Team in einer großen und hochkarätig besetzten Ausreißergruppe vertreten. Der Plan ging voll auf. Der deutsche Meister Buchmann begleitete Hindley über den 1540 Meter hohen Col de Soudet und leistete auch große Hilfe an den Rampen des Col de Marie Blanque, ehe Hindley den Job im Alleingang vollendete. "Das war riesig von Emu. Er hat mentale Stärke und Präsenz gezeigt", lobte Bora-Sportchef Rolf Aldag.

Für die Mannschaft von Teamchef Ralph Denk war es erst das zweite Gelbe Trikot. Erstmals hatte Ex-Weltmeister Peter Sagan 2018 die Raublinger Mannschaft für einen Tag an die Spitze katapultiert.

Der Parforceritt zahlte sich auch für Buchmann aus. Der gebürtige Ravensburger, der 2019 den vierten Gesamtrang belegt hatte, rückte mit seinem starken Auftritt auf den vierten Platz im Klassement vor. 1:11 Minuten liegt er hinter Hindley, Gesamtzweiter ist schon wieder Vingegaard mit 47 Sekunden Rückstand. "Damit hatten wir vor der Etappe nicht gerechnet", versicherte Buchmann.

Ausreißer düpieren das Peloton

Der Startschuss in Pau war kaum erfolgt, da ging es auch gleich zur Sache. Insbesondere Alleskönner Wout van Aert drückte mächtig auf das Tempo und sprengte das Hauptfeld. Pogacar und sein UAE-Team hatten die Aktion unterschätzt und mussten für den Rest der Etappe hinterherfahren und viel Arbeit leisten.

Die Haupt-Leidtragenden des Höllentempos waren die Sprinter, die frei abreißen lassen mussten. Vor allem der niederländische Sprintstar Fabio Jakobsen, mit Sturzverletzungen vom Vortag ohnehin schon angeschlagen, hatte schwer zu kämpfen. Auch für die deutsche Sprint-Überraschung Phil Bauhaus ging es auf der ersten Tour-Etappen im Hochgebirge seiner Karriere nur darum, in der Karenzzeit zu bleiben.

Bauhaus hatte bei den ersten beiden Massenankünften der Tour mit Platz zwei und drei überrascht. Für seinen Sprint am Dienstag war er aber nachträglich bestraft worden: 50 Punkte Abzug im Kampf um das Grüne Trikot, eine Zeitstrafe von 30 Sekunden und 500 Schweizer Franken kosteten den Bocholter eine Rempelei im Sprintfinale. Bauhaus dürfte die Strafe verschmerzen können.

Tourmalet und erste Bergankunft am Donnerstag

Am Donnerstag geht für die Sprinter das Leiden in den Pyrenäen weiter, wenn die erste Bergankunft auf dem Programm steht. Am Ende der sechsten Etappe über 144,9 Kilometer wartet der Anstieg nach Cauterets-Cambasque, einem Berg der ersten Kategorie. Davor geht es zudem über den Col d'Aspin und den legendären Col du Tourmalet in 2115 Metern Höhe.

5. Etappe Pau - Laruns (162,70 km):

1. Jai Hindley (Australien) - Bora-hansgrohe 3:57:07 Std.; 2. Giulio Ciccone (Italien) - Lidl-Trek + 32 Sek.; 3. Felix Gall (Österreich) - AG2R Citroën Team; 4. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe; 5. Jonas Vingegaard Rasmussen (Dänemark) - Jumbo-Visma + 34; 6. Mattias Skjelmose Jensen (Dänemark) - Lidl-Trek + 1:38 Min.; 7. Daniel Felipe Martinez Poveda (Kolumbien) - Ineos Grenadiers; 8. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates; 9. David Gaudu (Frankreich) - Groupama-FDJ; 10. Carlos Rodriguez Cano (Spanien) - Ineos Grenadiers; ... 53. Georg Zimmermann (Neusäß) - Intermarché-Circus-Wanty + 11:08; 69. Simon Geschke (Freiburg im Breisgau) - Cofidis + 15:10; 95. Nikias Arndt (Köln) - Bahrain Victorious + 22:24; 96. Nils Politt (Hürth) - Bora-hansgrohe; 121. John Degenkolb (Oberursel) - Team DSM - firmenich + 27:19; 167. Phil Bauhaus (Bocholt) - Bahrain Victorious + 33:50

Gesamtwertung Einzel, Stand nach der 5. Etappe:

1. Jai Hindley (Australien) - Bora-hansgrohe 22:15:12 Std.; 2. Jonas Vingegaard Rasmussen (Dänemark) - Jumbo-Visma + 47 Sek.; 3. Giulio Ciccone (Italien) - Lidl-Trek + 1:03 Min.; 4. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe + 1:11; 5. Adam Yates (Großbritannien) - UAE Team Emirates + 1:34; 6. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates + 1:40; 7. Simon Yates (Großbritannien) - Team Jayco AlUla; 8. Mattias Skjelmose Jensen (Dänemark) - Lidl-Trek + 1:56; 9. Carlos Rodriguez Cano (Spanien) - Ineos Grenadiers; 10. David Gaudu (Frankreich) - Groupama-FDJ; ... 67. Georg Zimmermann (Neusäß) - Intermarché-Circus-Wanty + 32:09; 72. Simon Geschke (Freiburg im Breisgau) - Cofidis + 34:25; 105. Nils Politt (Hürth) - Bora-hansgrohe + 48:36; 112. Nikias Arndt (Köln) - Bahrain Victorious + 50:33; 158. John Degenkolb (Oberursel) - Team DSM - firmenich + 1:05:45 Std.; 167. Phil Bauhaus (Bocholt) - Bahrain Victorious + 1:13:53

Bergwertung, Stand nach der 5. Etappe:

1. Felix Gall (Österreich) - AG2R Citroën Team 28 Pkt.; 2. Giulio Ciccone (Italien) - Lidl-Trek 19; 3. Jai Hindley (Australien) - Bora-hansgrohe 18; 4. Neilson Powless (USA) - EF Education-EasyPost 18; 5. Daniel Felipe Martinez Poveda (Kolumbien) - Ineos Grenadiers 15; 6. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe 14; 7. Krists Neilands (Lettland) - Israel-Premier Tech 8; 8. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates 7; 9. Jonas Vingegaard Rasmussen (Dänemark) - Jumbo-Visma 6; 10. Jack Haig (Australien) - Bahrain Victorious 5; ... 12. Georg Zimmermann (Neusäß) - Intermarché-Circus-Wanty 3

Sprintwertung, Stand nach der 5. Etappe:

1. Jasper Philipsen (Belgien) - Alpecin-Deceuninck 150 Pkt.; 2. Bryan Coquard (Frankreich) - Cofidis 84; 3. Victor Lafay (Frankreich) - Cofidis 80; 4. Mads Pedersen (Dänemark) - Lidl-Trek 76; 5. Wout van Aert (Belgien) - Jumbo-Visma 75; 6. Caleb Ewan (Australien) - Lotto Dstny 73; 7. Mark Cavendish (Großbritannien) - Astana Qazaqstan Team 62; 8. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates 50; 9. Jordi Meeus (Belgien) - Bora-hansgrohe 44; 10. Jai Hindley (Australien) - Bora-hansgrohe 41; ... 22. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe 22

Teamwertung, Stand nach der 5. Etappe:

1. Jumbo-Visma (Niederlande) 66:50:39 Std.; 2. Ineos Grenadiers (Großbritannien) + 1:46 Min.; 3. Lidl-Trek (USA) + 3:24; 4. Bahrain Victorious (Bahrain) + 4:01; 5. Groupama-FDJ (Frankreich) + 6:15; 6. AG2R Citroën Team (Frankreich) + 10:24; 7. UAE Team Emirates (Vereinigte Arabische Emirate) + 11:22; 8. Bora-hansgrohe (Deutschland) + 13:23; 9. Israel-Premier Tech (Israel) + 17:08; 10. Team DSM - firmenich (Deutschland) + 25:22

dpa, kon

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