2. Bundesliga (D)

HSV trennt sich von Trainer Walter

Assistent Polzin übernimmt vorerst

HSV trennt sich von Trainer Walter

Tim Walter ist nicht länger Trainer des HSV.

Tim Walter ist nicht länger Trainer des HSV. IMAGO/MIS

Schon unmittelbar nach der zweiten 3:4-Heimpleite in Folge hatte Jonas Boldt erstmals öffentliche Rückendeckung für seinen Trainer vermieden und stattdessen den Finger in die Wunde gelegt. "Die Gegentore fallen viel zu einfach, wir hatten keine Abstände. Die Herangehensweise, wie wir arbeiten, die müssen wir grundsätzlich hinterfragen. Natürlich spielt der Trainer eine ganz wichtige Rolle. So können wir nicht weiterspielen." Es waren klare Sätze, denen zunächst keine schnelle Entscheidung folgte, aber Gespräche in verschiedene Konstellationen. Am Montag verkündete er: "Wir haben nach der enttäuschenden Heimniederlage eine Situationsanalyse vorgenommen und sind zu der Entscheidung gekommen, dass wir eine Veränderung vollziehen müssen, um unsere Saisonziele nicht zu gefährden."

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Die Veränderung bedeutet: Merlin Polzin (33), ein gebürtiger Hamburger, der 2020 gemeinsam mit Daniel Thioune aus Osnabrück gekommen und auch nach dem Aus seines Chefs geblieben war, übernimmt vorerst, während Walters Assistenten Filip Tapalovic und Julian Hübner auch gehen müssen. Polzin soll auch am kommenden Samstag (13 Uhr) das Spiel bei Hansa Rostock übernehmen.

Walter hatte am Samstag noch das Spielersatztraining geleitet, Boldt sich im Anschluss nicht nur mit den ohnehin Walter-kritischen Gremien ausgetauscht, sondern auch mit Spielern. Diese sind emotional bis zuletzt nicht von ihrem Trainer abgerückt, auf dem Feld aber konnten sie zuletzt immer weniger die, auch durch die Ausrichtung, gestiegene Verunsicherung kaschieren. Die Aussage von Jonas Meffert ("Wenn wir zweimal nacheinander zu Hause vier Gegentreffer bekommen, dann hat man ein, zwei Probleme mehr als nur ein Problem") klingt wie ein Hilferuf. Das Hauptproblem im System Walter war: Es fehlte die Absicherung, immer wieder.

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Gegentorschnitt pro Spiel stieg zuletzt von zuvor 1,3 auf 2,25

Die Überzeugung, dass der Kader, auch ohne den bislang fast durchgehend verletzten Kapitän Sebastian Schonlau, besser ist, als er unter Walter gepunktet hat, ist bei den Bossen unverändert da. Die in Walter ist geschwunden, seit allerspätestens am vergangenen Freitag ersichtlich geworden ist, dass Stabilität in dieser Personalkonstellation nicht zu erzeugen ist. Erst vor Weihnachten hatte Boldt seinem Coach eindringlich den Auftrag erteilt, die Mannschaft defensiv zu stabilisieren. Das Resultat: Der Gegentorschnitt pro Spiel stieg von zuvor 1,3 auf 2,25.

Klar ist: Mit der Freistellung steigt auch der Druck auf Boldt. Im Winter war seine Entscheidung, an Walter festzuhalten, in weiten Teilen des Aufsichtsrates und unter anderem auch bei Nachwuchs-Chef Horst Hrubesch kritisch gesehen worden. Dass er sie nach nur vier Spielen korrigieren muss, stellt ihm kein gutes Zeugnis aus in einer Saison, an deren Ende angesichts der finanziellen Kraftanstrengungen nur der Aufstieg zählt. Das gilt jetzt mehr denn je auch für Boldt. 

Sebastian Wolff

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