Bundesliga (D)

Blindlings ins Verderben? - Schäfer: "Amateurhaft"

Nürnberg: Auch die Konkurrenz lässt Federn

Blindlings ins Verderben? - Schäfer: "Amateurhaft"

Die Mienen sprechen Bände: Club-Keeper Raphael Schäfer ist ratlos, Doppeltorschütze Ivan Perisic hocherfreut.

Die Mienen sprechen Bände: Club-Keeper Raphael Schäfer ist ratlos, Doppeltorschütze Ivan Perisic hocherfreut. Getty Images

Eine offensive Ausrichtung ist die Spielidee von Verbeek, seitdem er beim FCN das Zepter übernommen hat. Für die Zuschauer bedeutete die Abkehr von der zuvor praktizierten, eher vorsichtigeren Art und Weise, Punkte einzufahren, eine sicherlich willkommene Abwechslung. Zumal die ansehnlichere Spielweise nach siegloser Hinrunde beim Club zwischenzeitlich auch den einen oder anderen Dreier zu Tage förderte und die Hoffnung nährte, dass diese Saison doch mit dem Klassenerhalt enden könnte.

Die Frage aber sei erlaubt, ob es gegen spielstarke Teams wie Gladbach oder wie gerade in Wolfsburg nicht sinnvoller wäre, den Offensivgedanken zum einen an den Gegner und zum anderen auch an das zur Verfügung stehende Personal anzupassen, gegebenenfalls auch einmal zu verwerfen. Bei den "Wölfen" zeigte sich vom Anpfiff weg, dass auf die Defensive der Nürnberger Schwerstarbeit zukommen würde - schon bei den ersten Angriffsaktionen des VfL herrschte Alarmstufe eins.

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VfL quittiert zu hohe Fehlerquote

Warum? Zum einen hat der VfL in der Offensive spielstarke Individualisten in seinen Reihen (de Bruyne, Arnold, Perisic, Olic), gegen die ein Verteidigen ohnehin schon Schwerstarbeit ist. Zum anderen agierten die Club-Akteure bei eigenen Aktionen Richtung gegnerisches Tor viel zu überhastet, zudem fehlerhaft - und servierten so dem Gegner Chancen auf dem Silbertablett.

Beispiel gefällig? In Führung liegend leitete ein katastrophaler Fehlpass von Hiroshi Kiyotake den Konter des Gegners ein, den Ivica Olic eiskalt zum Ausgleich nutzte. Warum wird in dieser Situation nicht dem Spielstand Rechnung getragen und zunächst mehr Hauptaugenmerk auf eine stabile Defensive gelegt? Stattdessen gewährte die aufgerückte oder gar in der Abwehr entblößte Verbeek-Elf dem technisch versierten VfL die Räume, die dessen Spielstil noch entgegenkamen - und kassierte folgerichtig die Quittung.

Wir haben viermal in der Vorwärtsbewegung den Ball verloren und dadurch hat Wolfsburg vier Tore gemacht.

Raphael Schäfer

So auch die Analyse von Kapitän Raphael Schäfer: "Wir haben uns in den entscheidenden Zweikämpfen teilweise amateurhaft angestellt und zu Recht verloren. Wir haben viermal in der Vorwärtsbewegung den Ball verloren und dadurch hat Wolfsburg vier Tore gemacht. Wenn ich unter Druck gerate und merke, dass ich in Schwierigkeiten kommen kann, schlage ich den Ball weg. Wir laden den Gegner mit solchen Aktionen ein und haben ihm das Spiel innerhalb von drei Minuten in die Hände zurückgegeben."

Die Hoffnung also allein auf gute eigene Offensivszenen mit erfolgreichem Abschluss auszurichten, scheint auch angesichts der fehlenden Qualität, bedingt nicht zuletzt durch die ausgedünnte Personaldecke, nahezu fahrlässig zu sein. Ungeachtet eines Torjägers wie Josip Drmic, der allerdings in Wolfsburg wie das gesamte Team unterging.

Längst haben sich Durchhalteparolen, aber auch Ratlosigkeit breit gemacht in Nürnberg. Schäfer: "Jetzt müssen wir zusehen, dass wir irgendwie - keine Ahnung wie - die nötigen Punkte holen, um den 16. Platz noch zu erreichen." Mit dann veränderter Taktik? Gegen Gladbach (0:2) ging es schief, nun gegen Wolfsburg. Und jetzt wartet mit Leverkusen erneut ein spielstarkes Team.