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Roglic gewinnt Bergzeitfahren und steht vor Giro-Triumph

106. Giro d'Italia, 20. Etappe

Roglic gewinnt Bergzeitfahren und steht vor Giro-Triumph

Primoz Roglic bei seinem Parforceritt hinein ins Rosa Trikot.

Primoz Roglic bei seinem Parforceritt hinein ins Rosa Trikot. IMAGO/Sirotti

Zweigeteilt war das dritte Zeitfahren des diesjährigen Giro d'Italia auf der vorletzten Etappe. Die erste Hälfte von Tarvisio weg verliefen flach, in Hälfte zwei der 18,6 Kilometer ging es hinauf auf den Monte Lussari. Mit dann teils brutalen Steigungsspitzen von 22 Prozent, die durchschnittliche Steigung auf den letzten sieben Kilometern betrug über elf Prozent.

Roglic ging als vorletzter Starter von der Rampe, sein Rückstand auf den Briten Geraint Thomas, der das Rosa Trikot des Gesamtführenden trug, lag bei 26 Sekunden. Zuvor hatten Bergkönig Thibaut Pinot (Frankreich), der portugiesische Dritte Joao Almeida sowie überraschend der Italiener Damiano Caruso für Bestzeiten gesorgt.

Doch Roglic legte von Beginn an ein hohes Tempo an den Tag und lag bei den ersten Zwischenzeiten immer vorne. Doch dann passierte ihm bei einem der steilsten Stücke im Anstieg ein Missgeschick. Bei einer kleinen Bodenunebenheit sprang ihm die Kette vom Rad, alleine konnte er nicht mehr losfahren. Erst zwei Teambetreuer schoben ihn an und brachten ihn so wieder in die Spur.

106. Giro d'Italia

Roglic ließ sich von diesem technischen Defekt aber nicht mehr von seiner Linie abbringen. Mit kraftvollen Tritten fast nur im Sitzen stürmte der Slowene dem Ziel entgegen. Dieses erreichte er in 44:23 Minuten und war damit um 42 Sekunden schneller als Almeida.

Dann begann das Warten auf Thomas. Doch bereits vor dem Ziel war klar, dass der 37-Jährige das Rosa Trikot abgeben werden muss. Am Ende hatten sich seine 26 Sekunden Vorsprung in einen Rückstand von 14 Sekunden verwandelt.

"Das ist unglaublich. Das sind Momente, an die man sich immer erinnert. Ich kann es nur genießen. Das haben die ganzen Leute an der Strecke verdient", sagte Roglic, der von mehreren Tausend Landsleuten angefeuert wurde, die aus dem nahen Slowenien den Weg an die Strecke gefunden hatten.

Damit wird Roglic erstmals in seiner Karriere den Giro gewinnen. Auf der letzten Etappe sind Angriffe auf den Führenden Tabu, zudem die 135 Kilometer rund um Rom brettflach.

Roglic entledigt sich Trauma von 2020

Roglic hat damit auch ein persönliches Trauma bewältigt. Denn im Jahr 2020 ging er bei der Tour de France als Gesamtführender und haushoher Favorit in das Bergzeitfahren hinauf zur Planche des Belles Filles. Doch damals erwischte der Slowene nicht seinen besten Tag, sein Landsmann Tadej Pogacar fuhr ins Gelbe Trikot und zu seinem ersten von mittlerweile zwei Toursiegen. Nahe seiner Heimat drehte Roglic die Geschichte nun um - und ließ sich auch von einem technischen Defekt nicht aufhalten.

Der deutsche Radprofi Lennart Kämna belegte im 18,6 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr von Tarvisio zum Monte Lussari hinauf mit einem Rückstand von 2:18 Minuten auf Roglic den 14. Platz und rutschte damit im Gesamtklassement auf den neunten Platz ab. Sein Ziel, eine Top-Ten-Platzierung zu erreichen, hat er aber erfüllt.

20. Etappe/Einzelzeitfahren Tarvisio - Monte Lussari(18,60 km):

1. Primoz Roglic (Slowenien) - Jumbo-Visma 44:23 Min.; 2. Geraint Thomas (Großbritannien) - Ineos Grenadiers + 40 Sek.; 3. Joao Almeida (Portugal) - UAE Team Emirates + 42; 4. Damiano Caruso (Italien) - Bahrain Victorious + 55; 5. Thibaut Pinot (Frankreich) - Groupama-FDJ + 59; 6. Sepp Kuss (USA) - Jumbo-Visma + 1:05 Min.; 7. Brandon McNulty (USA) - UAE Team Emirates + 1:07; 8. Thymen Arensman (Niederlande) - Ineos Grenadiers + 1:18; 9. Andreas Leknessund (Norwegen) - Team DSM + 1:49; 10. Jay Vine (Australien) - UAE Team Emirates + 1:53; ... 14. Lennard Kämna (Fischerhude) - Bora-hansgrohe + 2:18; 52. Jasha Sütterlin (Freiburg im Breisgau) - Bahrain Victorious + 6:15; 64. Anton Palzer (Ramsau bei Berchtesgaden) - Bora-hansgrohe + 7:23; 83. Marius Mayrhofer (Herschberg) - Team DSM + 8:52; 97. Michel Hessmann (Unna) - Jumbo-Visma + 9:48; 101. Alexander Krieger (Stuttgart) - Alpecin-Deceuninck + 10:02; 106. Nico Denz (Waldshut-Tiengen) - Bora-hansgrohe + 10:22; 108. Niklas Märkl (Queidersbach) - Team DSM + 10:35; 110. Pascal Ackermann (Landau in der Pfalz) - UAE Team Emirates + 10:39; 121. Max Kanter (Cottbus) - Movistar Team + 12:06

Gesamtwertung Einzel, Stand nach der 20. Etappe:

1. Primoz Roglic (Slowenien) - Jumbo-Visma 82:40:36 Std.; 2. Geraint Thomas (Großbritannien) - Ineos Grenadiers + 14 Sek.; 3. Joao Almeida (Portugal) - UAE Team Emirates + 1:15 Min.; 4. Damiano Caruso (Italien) - Bahrain Victorious + 4:40; 5. Thibaut Pinot (Frankreich) - Groupama-FDJ + 5:43; 6. Thymen Arensman (Niederlande) - Ineos Grenadiers + 6:05; 7. Edward Dunbar (Irland) - Team Jayco AlUla + 7:30; 8. Andreas Leknessund (Norwegen) - Team DSM + 7:31; 9. Lennard Kämna (Fischerhude) - Bora-hansgrohe + 7:46; 10. Laurens De Plus (Belgien) - Ineos Grenadiers + 9:08; ... 33. Michel Hessmann (Unna) - Jumbo-Visma + 1:26:24 Std.; 51. Anton Palzer (Ramsau bei Berchtesgaden) - Bora-hansgrohe + 2:08:46; 56. Nico Denz (Waldshut-Tiengen) - Bora-hansgrohe + 2:19:44; 73. Marius Mayrhofer (Herschberg) - Team DSM + 3:12:31; 75. Jasha Sütterlin (Freiburg im Breisgau) - Bahrain Victorious + 3:20:13; 82. Pascal Ackermann (Landau in der Pfalz) - UAE Team Emirates + 3:38:18; 104. Niklas Märkl (Queidersbach) - Team DSM + 4:30:49; 110. Max Kanter (Cottbus) - Movistar Team + 4:52:47; 121. Alexander Krieger (Stuttgart) - Alpecin-Deceuninck + 5:08:46

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