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Wenninger: "Gleiche Möglichkeiten sind für mich eine Frage der Überzeugung"

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Wenninger: "Gleiche Möglichkeiten sind für mich eine Frage der Überzeugung"

Carina Wenninger kickte für Bayern und Roma und möchte nun die heimische Liga attraktiver machen.

Carina Wenninger kickte für Bayern und Roma und möchte nun die heimische Liga attraktiver machen. GEPA pictures

Ab kommender Saison präsentiert sich Österreichs höchste Spielklasse in einem neuen Modus. Bislang war nach 18 Runden Schluss, künftig bilden 18 Spieltage den Grunddurchgang, danach wird die Tabelle geteilt. Alle bis dahin gesammelten Punkte bleiben erhalten, sie werden im Gegensatz zur Männer-Bundesliga also nicht halbiert. Die besten vier Teams des Grunddurchgangs kämpfen in der Meistergruppe in Hin- und Rückspielen um den Titel, für die sechs restlichen Vereine geht es in der Qualifikationsgruppe gegen den Abstieg - hier gibt es nur Hinspiele. Ziel dieser Reform: mehr Matches, mehr Spannung, mehr Sichtbarkeit.

"Der Wunsch der Vereine war, mehr Spiele und adäquate Belastung für die Spielerinnen zu haben", so Liga-Managerin Carina Wenninger. "Das neue Format bringt Attraktivität mit, auch für die Fans. Ich erwarte mir ein engeres Meisterrennen und spannende Duelle, sowohl im oberen als auch im unteren Play-Off." Ein Hochskalieren sei allerdings auch mit Herausforderungen verbunden. "In Österreich haben wir ein System mit einer gewissen Sonderstellung, weil auch die Future League bei den Bundesligavereinen mitfährt. In der Future League spielen viele Schülerinnen, man kann also nicht einfach sieben Mittwochsspiele in den Kalender einbauen."

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Aber auch die Bundesligateams selbst könnte das dichte Programm vor Probleme stellen. Ende August und damit kurz nach Saisonstart beginnt die U-20-WM in Kolumbien, für die sich das österreichische Nationalteam sensationell qualifizierte. Viele U-20-Nationalspielerinnen sind Stammkräfte in ihren jeweiligen Bundesligavereinen, ihr Fehlen ist schwer zu kompensieren. Hinzu kommen für die zwei Bestplatzierten der aktuellen Saison auch noch Termine der Champions League.

Bei der Planung eines neuen Liga-Formats handelt es sich also um eine Gratwanderung zwischen Belastung und Regeneration. Erschwert wird dieser Balanceakt durch die teilweise fehlenden Profibedingungen in der Bundesliga: "In vielen Mannschaften gehen Spielerinnen arbeiten oder studieren, sie können nach einem Sonntagsspiel am Montag also nicht richtig regenerieren. Jeder möchte immer 'mehr, mehr, mehr', dazu müssen sich die Vereine aber sowohl in der Kaderbreite als auch im medizinischen Bereich besser aufstellen, um Spielerinnen bei Bedarf eine Pause zu geben und Verletzungen zu vermeiden. Das ist natürlich mit Kosten verbunden und für viele Vereine eine Herausforderung. Wir müssen als Zwischenstopp eine Semiprofessionalität etablieren und von dort aus weitermachen. Grundsätzlich passieren aber gute Schritte im Frauenfußball, das stimmt mich sehr positiv."

Professionelle Rahmenbedingungen für Topleistungen

Einer dieser Schritte ist für Wenninger das Konzept des Equal Play: "Ich werde oft gefragt, was mit Equal Pay ist. Es wäre natürlich ein Traum, wenn wir uns in diese Richtung bewegen, aber da sind wir realistisch gesehen noch sehr weit weg. Es gibt in Österreich ein paar Spielerinnen, die vom Fußball leben können. Das ist super und wir müssen auch alle dorthin bringen, aber fangen wir mal bei Equal Play an."

Es gehe darum, die Rahmenbedingungen für den Frauenfußball zu verbessern und die Organisation auf ein höheres Niveau zu bringen. Dafür könnte man auch die vorhandene Infrastruktur der Männervereine mitbenutzen: "Wenn man gleiche Maßstäbe setzt, bringt das den Mädchen und Frauen eine extreme Wertschätzung entgegen. Gleiche Möglichkeiten und gleiche Bedingungen sind für mich eine Frage der Überzeugung. Top-Bedingungen schaffen auch Top-Sportlerinnen."

In Italien geht die 80-jährige Dame am Abend noch mit ihrem Enkel ins Stadion.

Ex-Roma-Spielerin Carina Wenninger

Das Interesse für Frauenfußball steigt, belegen können dies ein Cupfinale vor Rekordkulisse zwischen dem SKN St. Pölten und Austria Wien oder die Nations-League-Partie des Nationalteams gegen Frankreich im vergangenen September, zu dem rund 10.000 Fans in die Generali-Arena strömten. Luft nach oben gebe es dennoch, vor allem in der Bundesliga. Die teilweise spärlich besetzten Zuschauerränge führt Wenninger unter anderem auf die österreichische Mentalität zurück: "In Italien geht die 80-jährige Dame am Abend noch mit ihrem Enkel ins Stadion, in Österreich schauen wir uns die Spiele gerne gemütlich vor dem Fernseher an. Das mag auch mit der Wetterlage zu tun haben, zu einem gewissen Grad aber bestimmt auch mit Bequemlichkeit."

Doppelpack als Publikumsmagnet

Mehr Fans zu einem Stadionbesuch zu motivieren, könnte mit Doppelveranstaltungen gelingen. Dabei nehmen die Zugkraft und die strukturellen Gegebenheiten von Männervereinen eine wichtige Rolle ein. So geschehen beispielsweise Anfang Mai auf der Hohen Warte, als Fußballbegeisterte zuerst das Männerteam der Vienna gegen die SV Ried und im Anschluss die Frauen im Wiener Derby gegen die Austria unterstützen konnten. "Das Thema Doppelveranstaltung ist eine ganz spannende Sache, davon kann der Frauenfußball sicherlich profitieren", meint Wenninger. Auch hier bedarf es gründlicher Organisation und Planung. Übertragungsrechte müssen beachtet, ausreichend Kabinen zur Verfügung gestellt und die Menschen zwischen den Partien im Stadion gehalten werden. "Es ist nicht so, dass die Vereine das nicht wollen, es hängt einfach sehr viel dran. Ich befürworte diese Veranstaltungen absolut, wenn sie für die Vereine dann auch zu stemmen sind."

Zu stemmen hat auch Wenninger einiges: "Ich glaube, dass sich schon sehr viel getan hat, sich aber immer noch sehr viel tun muss." Trotz zahlreicher Hürden attestiert sie dem Frauenfußball in Österreich eine positive Zukunft und bricht am Ende unseres Gesprächs noch einmal eine Lanze für die Bundesliga: "Ich bin sehr überzeugt von der Liga und von dem, was man da jedes Wochenende zu sehen bekommt. Ich würde mir dafür mehr Wertschätzung wünschen. Es sind tolle Menschen involviert und es ist mittlerweile ein Niveau erreicht, das Sichtbarkeit verdient hat." Sichtbarkeit schlägt sich auf vielen Ebenen nieder, in der Medienberichterstattung, der Vermarktung oder durch Live-Übertragungen. Wertschätzung hingegen lässt sich als Fan des Sports wohl auf einem Weg am unmittelbarsten ausdrücken: nicht von der Couch aus, sondern im Stadion.

Hanna Littich

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