Nationalteam

2022 hat für Irene Fuhrmann nur einen großen "Schönheitsfehler"

Die Bilanz der ÖFB-Teamchefin

2022 hat für Irene Fuhrmann nur einen großen "Schönheitsfehler"

ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann bei der Arbeit.

ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann bei der Arbeit. GEPA pictures/Walter Luger

Bei der EM im Viertelfinale, im Play-off der WM-Qualifikation gescheitert: 2022 war für Österreichs Frauen-Nationalteam ein bewegendes Jahr mit Höhen und Tiefen. "Summa summarum können wir von einem sehr herausragenden Jahr sprechen, vor allem mit Blick auf das Auftreten bei der EM, aber mit einem gefühlt schon großen Schönheitsfehler im Oktober durch das Ausscheiden gegen Schottland", bilanzierte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann bei einem Zoom-Pressetermin am Mittwoch.

Das bittere 0:1 nach Verlängerung in Glasgow sei leider das, was am Ende ein bisschen hängen bleibe. "Ich möchte trotzdem die positive Entwicklung betonen, weil wir zuvor noch nie so ein Jahr hatten, in dem wir so viele Gegner, die in der Weltrangliste vor uns liegen, schlagen konnten. Das zeigt von einer gewissen Stabilität unsererseits", sagte die Wienerin. Stabilität habe man auch nicht nur im Spiel gegen den Ball gehabt. "Es war auch sehr erfrischend, wie wir mit dem Ball agiert haben", so Fuhrmann.

Moukoko unterbietet alle: Die jüngsten deutschen WM-Teilnehmer

In Tests wurden mit der Schweiz (3:0), Belgien (1:0) und zuletzt Italien (1:0) im Ranking besser klassierte Teams bezwungen, bei der EM gab es im letzten Gruppenspiel ein 1:0 gegen Norwegen. Dadurch erarbeiteten sich Carina Wenninger und Co. das EM-Viertelfinale gegen Deutschland, in dem mehr als die 0:2-Niederlage möglich gewesen wäre. "Wir haben da ein Spiel geliefert, wo nicht nur die Technischen Beobachter der UEFA, sondern auch viele Trainerkollegen äußerst beeindruckt waren. Die Leistung gegen Deutschland ist hervorzuheben, auch wenn es nicht gelungen ist, den großen Coup zu schaffen", gab die 42-Jährige preis.

Das EM-Viertelfinale gegen eine WM-Teilnahme eintauschen, würde sie deshalb auch nicht wollen. "Das würde ich jetzt noch nicht unbedingt unterstreichen, weil dieses Duell gegen Deutschland besonders war", antwortete die ÖFB-Teamchefin auf eine dementsprechende APA-Frage. Nach dem EM-Halbfinale 2017 bei der Premieren-Teilnahme gleich wieder die K.o.-Phase zu erreichen, sei enorm wichtig gewesen. "Der Druck nach 2017 Ähnliches wieder zu schaffen, war schon groß. Dass wir es in dieser schwierigen Gruppe geschafft haben, hat eine hohe Wertigkeit", betonte Fuhrmann.

Nächste Pflichtspiele erst im Herbst

2023 warten zuerst nur Testspiele, ehe im Herbst die neue Nations League startet, wo die ÖFB-Truppe auf höchster Ebene mitspielt. Auch wenn man sich nun noch mehr anstrengen müsse, um Endrunden-Tickets zu ergattern, sei die Einführung zu befürworten. "Es war ein notwendiger Schritt. Für die Vermarktung und Spannung macht es extrem Sinn", sagte Fuhrmann. Ergebnisse wie ein eigenes 10:0 gegen Nordmazedonien oder gar ein 20:0 von England gegen Lettland würden nicht zielführend sein.

Im Hinblick auf die Nations League ist es das ÖFB-Ziel gegen starke Teams zu testen. "Nur so können wir Rückschlüsse ziehen, wo wir stehen", so die Ex-Teamspielerin. Sie setzte wie auch 2021 insgesamt 29 Spielerinnen ein, darunter vier Debütantinnen. "Das lässt mich zuversichtlich in die Zukunft blicken", verlautete die "Trainerpersönlichkeit des Jahres 2022".

Zu Gute kommt ihr, dass der personelle Umbruch nicht groß ausgefallen ist. Mit Kapitänin Viktoria Schnaderbeck beendete nach der EM nur eine Stammkraft ihre Karriere, zudem mit Lisa Makas und Jasmin Eder Ergänzungsspielerinnen, die für das Team abseits des Platzes wichtig waren. "Gott sei Dank ist der Umbruch nicht so groß ausgefallen. Ich bin sehr dankbar, dass Spielerinnen die teilweise schon mehr als ein Jahrzehnt auf diesem Niveau agieren, weiter die Lust haben ihren Beitrag zu liefern", so Fuhrmann.

Grundgerüst passt

Dieses "gute Grundgerüst" sei nach wie vor von großer Bedeutung. Genauso wie ein im Vergleich zu früher "deutlich gestiegener" Konkurrenzkampf. Ausfälle von Maria Plattner, Marie-Therese Höbinger oder Katharina Schiechtl fielen zuletzt nicht ins Gewicht. "Die Spielerinnen waren nach der Niederlage gegen Schottland niedergeschlagen, haben dann aber die richtige Antwort gegeben. Das Auftreten gegen Italien und die Slowakei gibt Kraft und Energie für das nächste Jahr", so Fuhrmann.

Persönlich freut sie sich nach einem "kräftezehrenden" Jahr samt "toller Bilanz" von elf Siegen in 16 Länderspielen auf ruhigere Tage. Anfang Dezember geht es für zwei Wochen auf Urlaub auf die Malediven, wo es gilt "abzuschalten und die Akkus wieder aufzuladen".

apa

Die beste U-21-Elf des Werner Gregoritsch