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Chelsea & Co.: Der Trick mit den langen Vertragslaufzeiten

Warum Chelsea & Co. Spieler auf viele Jahre binden

2029, 2030, 2031: Der riskante Trick mit den langen Vertragslaufzeiten

Wenn sein Chelsea-Vertrag ausläuft, ist er schon 30: Mykhaylo Mudryk.

Wenn sein Chelsea-Vertrag ausläuft, ist er schon 30: Mykhaylo Mudryk. IMAGO/Shutterstock

Mit Ausgaben in Höhe von rund 140 Millionen Euro mischt der FC Chelsea den Winter-Transfermarkt auf, weitere Verpflichtungen sind längst in Arbeit. Doch Borussia Dortmunds Gegner im Champions-League-Achtelfinale sorgt noch mit anderen Zahlen derzeit für Aufsehen: Reihenweise unterschreiben die Neuzugänge Verträge mit atemberaubenden Laufzeiten.

Im Sommer schon hatte Marc Cucurella (Brighton) bis 2028 oder Wesley Fofana (Leicester) bis 2029 unterschrieben, nun band sich David Datro Fofana (Molde) bis 2029, Benoit Badiashile (Monaco) bis 2030 und Mykhaylo Mudryk (Donezk) gar bis 2031. Das heißt: Sollte der 22 Jahre junge 100-Millionen-Euro-Mann am Ende seines Achteinhalbjahresvertrags noch bei den Blues sein, wäre er bereits 30 Jahre alt.

Hinter diesen Deals mag auch der Glaube stecken, künftige Topspieler verpflichtet zu haben, die nun umso schwerer abzuwerben sind, schon gar nicht ablösefrei. Tatsächlich aber handelt es sich auch um einen Finanztrick, der kurzfristig clever daherkommt, langfristig aber böse Folgen haben könnte.

Ablöseausgaben lassen sich über Jahre strecken

Der Clou: Während Ablöseeinnahmen immer im aktuellen Geschäftsjahr vollständig verbucht werden können, lassen sich Ablöseausgaben über die Dauer der Vertragslaufzeit strecken. Wer einen Spieler für 50 Millionen Euro kauft und für fünf Jahre an sich bindet, hat also fünf Jahre lang je zehn Millionen Euro auf der Ausgabeseite stehen - während der abgebende Verein sofort ein Plus von 50 Millionen Euro macht.

Das hilft Klubs wie Chelsea dabei, auch bei dreistelligen Millionenablösesummen die Regeln des Financial Fairplay und der Premier League einzuhalten - man muss nur möglichst lange Verträge abschließen. Die Kehrseite: Die Finanzbücher sind nicht nur über Jahre mit Ablösesummen belastet, die weit zurückliegen. Jungen Spielern, deren weitere sportliche Entwicklung ungewiss ist, muss außerdem über viele Jahre ein Gehalt garantiert werden, das zur Bürde werden kann.

Konkret: Sollte sich Mudryk, der noch über vergleichsweise wenig Profierfahrung verfügt, als der "ukrainische Neymar" erweisen, als der er in der Heimat gilt, hätte Chelsea mit dem Arbeitspapier bis 2031 einen Trumpf in der Hand. Wenn aber nicht, steht dem Angreifer theoretisch auch in acht Jahren noch sein formidables Gehalt zu, selbst wenn er sportlich dann längst keine Rolle mehr spielen sollte.

Das hätte erst recht fatale Folgen für Chelsea, sollten über mehrere Jahre Einnahmen aus der Champions League fehlen. Dann würden die Finanzregeln von UEFA und Liga für deutliche Einschränkungen sorgen.

Die Premier League schreibt kein Limit bei Vertragslaufzeiten vor

Doch warum dürfen Premier-League-Klubs - Aufsteiger Nottingham Forest etwa band diese Woche den Brasilianer Danilo (21) bis 2029 - überhaupt so lange Verträge abschließen? In den FIFA-Regularien heißt es zwar: "Die Mindestlaufzeit eines Vertrags reicht vom Zeitpunkt seines Inkrafttretens bis zum Ende der Spielzeit, während die Höchstlaufzeit eines Vertrags fünf Jahre beträgt." Doch es gibt einen Zusatz: "Verträge mit einer anderen Laufzeit sind nur zulässig, wenn es mit den nationalen Gesetzen vereinbar ist."

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Während die DFL in ihrer Lizenzspielordnung festlegt, dass "die Höchstlaufzeit eines Vertrages fünf Jahre nicht überschreiten" soll, sind den englischen Klubs keine Grenzen gesetzt. "Ein Vertrag zwischen einem Klub und einem Spieler kann für einen beliebigen Zeitraum abgeschlossen werden, sofern er am 30. Juni ausläuft", heißt es in den Regularien der Premier League. Lediglich Spieler, die jünger als 18 sind, dürfen nicht länger als drei Jahre gebunden werden.

Jörn Petersen