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Achraf Gara Ali: Echte Goalgetter kennen keine Liga

Die Torjägerkanone® für alle

Achraf Gara Ali: Echte Goalgetter kennen keine Liga

Im Kreise der Kollegen: Achraf Gara Ali (Zweiter von rechts) ist der Torschütze vom Dienst beim FC Kalbach.

Im Kreise der Kollegen: Achraf Gara Ali (Zweiter von rechts) ist der Torschütze vom Dienst beim FC Kalbach. IMAGO/Rene Schulz

TORJÄGERKANONE® FÜR ALLE

Sein Team zum Aufstieg schießen und dann auch in der neuen Liga gleich die Torjägerkanone holen? Marek Mintal gelang das mal, in der Bundesligasaison 04/05 für den 1. FC Nürnberg, nachdem er dem Club zuvor noch die Zweitligameisterschaft beschert hatte. Was die Sache um Achraf Gara Ali nun so besonders macht: Der Angreifer des FC Kalbach im Nordwesten Frankfurts wurde im letzten Jahr nicht nur Torschützenkönig der hiesigen Kreisoberliga, sondern - gemeinsam mit Kai Hoffmann (Essener SC Preußen) - deutschlandweit bester Schütze aller 364 achten Ligen.

Und dieses Jahr? Hat Gara Ali auch in den 99 siebten Ligen noch die reelle Chance auf Platz 1, sich damit also im zweiten Jahr seit Bestehen der Aktion auch die zweite Torjägerkanone® für alle ins Regal zu stellen. In seiner Gruppenliga West führt er das Ranking mit 29 Treffern aus 18 Partien an, deutschlandweit ist er damit aktuell auf Rang zehn gelistet, neun Tore hinter dem Führenden.

Allerdings muss der 31-Jährige die Erwartungen gleich zu Beginn des Gesprächs etwas dämpfen: "Ich bin seit ein paar Spielen verletzt", sagt er. Heißt: Gara Ali verpasste die ersten drei Liga-Spiele nach der Winterpause. Seine Platzierung, da gehört nicht viel Fantasie dazu, würde ansonsten wohl noch vielversprechender ausschauen. Der Fuß ist es, eine genaue Diagnose gibt es nicht, "ich habe keine Schmerzen beim Laufen, aber unter Fußballbelastung schaut das anders aus."

Am vergangenen Wochenende, im Top-Spiel bei der Spvgg. 03 Fechenheim, versuchte er es trotz Schmerzen wieder mal, wurde nach rund einer Stunde eingewechselt. Am Ende konnte aber auch er die 0:2-Niederlage nicht verhindern. Wie lange ihn sein Fuß noch behindern wird? "Vielleicht eine Woche, vielleicht einen Monat, vielleicht wird es aber auch nichts mehr in dieser Saison", sagt er. Er müsse einfach Geduld haben.

Einfach gute Spieler

Doch auch wenn ihn die Verletzung entscheidend zurückwerfen sollte im Rennen um die Torjägerkanone® für alle: Dass es sich bei Gara Ali um einen waschechten Goalgetter handelt, ist bei den Zahlen offensichtlich, die er so abliefert: "Ich würde mir schon zutrauen, ein oder zwei Ligen drüber auch noch so treffen", sagt er selbstbewusst, "ich habe in der Vergangenheit schon Verbandsliga gespielt, kenne das Niveau. Der Unterschied ist nicht so groß."

Zumal, das weiß auch er, es immer auch auf die Stärke des Teams im Ligagefüge ankommt. Ein Erling Haaland würde wohl bei Aufsteiger AFC Bournemouth aktuell nicht bei 28 Saisontreffern stehen. Der FC Kalbach hingegen mischt als Neuling auch in der Gruppenliga oben mit, ist noch mittendrin im Rennen um Meisterschaft und Aufstieg. Gara Ali überrascht das aber nicht: "Wir haben einfach gute Spieler bei uns. Wir wollten von Anfang an die Chancen nutzen, alles geben. Natürlich steht zunächst der Klassenerhalt an erster Stelle, aber wenn es klappt, warum nicht?"

Zwar ist nach der jüngsten Niederlage der Rückstand auf Rang eins auf fünf Zähler angewachsen, dennoch lebt die Chance weiterhin: "Bis jetzt kommt die Mannschaft auch ohne mich gut zurecht", findet der verhinderte Torjäger, "der, der für mich spielt, macht seine Sache auch gut. Mein Name fällt halt oft, aber nur, weil ich am Ende eben die Tore mache." Soll ab und an ja auch auf Haaland zutreffen.

Angebote aus der Hessenliga

Doch warum spielt der gelernter Elektroniker, der sich selbst als vielseitigen Stürmer beschreibt, überhaupt noch für den FC Kalbach? Tatsächlich meldet sich, so sagt er, regelmäßig der ein oder andere höherklassige Verein bei ihm - und das nicht erst seit dem Gewinn der Torjägerkanone im letzten Jahr. "Ich hatte ein paar Angebote, auch diesen Winter wieder, auch aus der Hessenliga", sagt Gara Ali, "aber warum soll ich wechseln? Hier passt alles perfekt!"

Den höherklassigen Fußball kennt er nämlich schon aus seiner Heimat Tunesien. In seiner Heimatstadt Sfax, der zweitgrößten des nordafrikanischen Landes, kickte bis zu seinem 18. Lebensjahr in der Jugend, anschließend zog es ihn für zwei Jahre in die zweite tunesische Liga. Aber er müsse mal sehen, schiebt er nach, vielleicht im Sommer, wenn ein gutes Angebot komme. "Aber aktuell mache ich mir da eigentlich keine Gedanken darüber."

Erstmal wieder fit werden, das sind viel eher die Gedanken, die Gara Ali sich macht. Und wer weiß: Vielleicht kann er dann in den nächsten Wochen den Rückstand auf Sitter, Frank und Co. wieder schrumpfen lassen.

Jan Mauer

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