WM

Alfaro: "Die Guten verdienen, dass es ihnen gut geht"

Ecuadors Coach und die Reise in seine Kindheit

Alfaro: "Die Guten verdienen, dass es ihnen gut geht"

Hat mit seinem Team das Achtelfinale im Blick: Ecuadors Coach Gustavo Alfaro. 

Hat mit seinem Team das Achtelfinale im Blick: Ecuadors Coach Gustavo Alfaro.  IMAGO/NurPhoto

Aus Katar berichtet Jörg Wolfrum

"Ich komme aus dem Landesinneren Argentiniens" und dort auch wieder aus einer Kleinstadt, "in der der Automobilsport wichtiger ist als der Fußball". Ecuadors Nationaltrainer wollte damit verdeutlichen, dass es auch für ihn ein Highlight ist, nun an der Endrunde einer Weltmeisterschaft teilzunehmen. Vor WM-Beginn sei er extra aus Ecuador in seine Heimat gereist, um auf den Spuren des Buben Gustavo zu wandeln. Auf denen des "Kindes, das sich einst in den Fußball verliebt hat". Er habe dieses Kind hier in Katar "in mir dabei".

Spooky das Ganze? Nein, Alfaro blätterte nur vor der Weltöffentlichkeit im Familienalbum. Er habe Kraft geschöpft durch die (Zeit-)Reise, erklärte er in Doha - und das habe er seiner Mannschaft, der "Tri" auch gesagt, vor dem Turnier. Man könne immer "träumen, auch im größten Kontext", und den stelle im Fußball nun mal eine WM dar. Träumen könne man demnach auch mit einer jungen, zumeist völlig WM-unerfahrenen Mannschaft, wie sie Ecuador habe.

Vor dem Spiel gegen den Favoriten Niederlande habe er seinen Spieler daher gesagt: "Am wenigsten interessiert mich das Resultat", es gehe um die Leistung, den Einsatz. Zwar traf Cody Gakpo schon nach sechs Minuten für den Favoriten. Der "Respekt vor dem großen Gegner kostete uns das Tor", so Alfaro. Doch dann war es mit der Herrlichkeit von Oranje an diesem Abend vorbei. Fortan hätten seine Spieler gemerkt, dass sie mithalten konnten.

In der Tat: Ecuador brachte Physis und Technik ins Spiel, gewann die zweiten Bälle, auch der Leverkusener Piero Hincapie zeigte eine unerschrockene Leistung, kurz: "Wir haben Remis gespielt, weil wir mithalten konnten, weil wir nicht zurückschreckten", war der Coach stolz.

Alfaro habe das Team in der Pause an der Ehre gepackt, sagte hernach Brightons Moises Caicedo, der vor dem 0:1 den Ball verloren hatte, in der Entstehung des Ausgleichs jedoch seinen Fehler wieder wettgemacht hatte. Der Trainer habe gesagt: "Wenn wir ein Tor machen können, dann können wir auch gewinnen." Das klappte am Ende dann doch nicht. "Aber wir haben eine Mannschaft herausgefordert, die Weltmeister werden möchte", betonte der Coach später stolz.

Sorgen um Torschütze Valencia

Nun folgt zum Abschluss der Gruppenphase das Duell mit Senegal. "Das wird ein noch schwieriger Kampf", so Alfaro. Wegen der "Nerven, der Anspannung, den Emotionen" und auch, weil es "um das Prestige Ecuadors und des südamerikanischen Fußballs" geht.

Ob der gegen Ende angeschlagen ausgewechselte Torschütze und Kapitän Valencia von Fenerbahce Istanbul dann wieder dabei sein wird, war am Abend zunächst unklar. Die letzten Minuten verbrachte der 33-Jährige auf der Bank sitzend, das Knie mit Eis gekühlt. Einen Ausfall könnte das Team vermutlich nicht verkraften.

Bei drei Turniertoren steht Valencia jetzt, so vielen wie 2014 in Brasilien. "Superman", nennen sie den Rekordtorschützen (38 Tore in 76 Länderspielen). Valencia selbst sprach nicht am Donnerstag, aus dem Kollegenkreis war zu vernehmen, dem Leader gehe es "gut". Alfaro drückte es anders aus, ganz wie er sich zuvor gegeben hatte, fast lyrisch sagte er: "Die Guten verdienen, dass es ihnen gut geht."