Int. Fußball

Ballon d'Or 2022: Nominierte, Neuerungen, Regeln, Termin

Fünf Titel werden heute Abend vergeben

Alles zum Ballon d'Or 2022: Nominierte, Neuerungen, Regeln

Gehören zu den 30 Nominierten für den Ballon d'Or 2022 - mit kleineren und größeren Chancen: Joshua Kimmich, Karim Benzema und Erling Haaland (v. li.).

Gehören zu den 30 Nominierten für den Ballon d'Or 2022 - mit kleineren und größeren Chancen: Joshua Kimmich, Karim Benzema und Erling Haaland (v. li.). imago images (2)

Dass Lionel Messi 2021 die begehrte Trophäe gewann, stieß nicht nur bei vielen Fans auf reichlich Kritik. Auch deswegen ist beim Ballon d'Or 2022 einiges neu. Am Montag, 17. Oktober, werden diese und vier weitere Auszeichnungen im Pariser Theatre du Chatelet verliehen. Die wichtigsten Fragen und Antworten vorab.

Was ist der Ballon d'Or überhaupt?

Die französische Fachzeitschrift "France Football" vergibt die prestigeträchtige Auszeichnung, die bis 2006 als "Europas Fußballer des Jahres" zu verstehen war, seit 1956. Zunächst nur europäischen Spielern vorbehalten, öffnete sich der Ballon d'Or 1995 für alle Spieler, die in Europa spielen, 2007 für alle Spieler weltweit - und 2018 auch für Frauen. Zwischen 2010 und 2015 kooperierte "France Football" mit der FIFA, wodurch FIFA-Weltfußballer und Ballon d'Or vorübergehend ein und derselbe Preis waren. Seit 2016 jedoch vergibt der Weltverband wieder seine eigene Trophäe, den FIFA-Weltfußballer.

Bislang wurde der Ballon d'Or an den besten Spieler des Kalenderjahres vergeben, basierend auf drei Kriterien: sportliches Abschneiden des Spielers im Kalenderjahr (individuell sowie in Klub und Nationalteam); sein Talent und sein Sportsgeist; Gesamtkarriere. Doch das ändert sich 2022 grundlegend.

Was ist beim Ballon d'Or 2022 neu? 

Die wichtigste Änderung betrifft den Bewertungszeitraum: Künftig ist nicht mehr das Kalenderjahr, sondern die jeweils zurückliegende Saison maßgeblich. Für die Auszeichnung 2022 ist also die Spielzeit 2021/22 maßgeblich. Der Bewertungszeitraum endet laut "France Football" mit der Frauen-EM im Juli. Die Männer-WM 2022 wird erst bei der Wahl 2023 einfließen.

zum Thema

Außerdem gelten neue Bewertungsgrundlagen. Als erstes Kriterium zählt nun die individuelle Leistung der Nominierten, als zweites ihr Abschneiden mit der Mannschaft und als drittes ihr Talent und ihr Sportsgeist. Es gibt also eine klarere Reihenfolge - und die Gesamtkarriere soll bei der Beurteilung explizit keine Rolle mehr spielen.

Wie wird gewählt? Und wer darf wählen?

Die Redaktion von "France Football" bestimmte bei den Männern auch in diesem Jahr 30 Spieler, die dann einer internationalen Journalisten-Schar zur Wahl vorgelegt wurden. Neu war, dass Ballon-d'Or-Botschafter Didier Drogba und - als besonderer Anreiz - jener Medienvertreter, der bei der vorherigen Wahl mit seinen vergebenen Punkten dem Endergebnis am nächsten kam, ebenfalls Einfluss auf die Shortlist nehmen durften.

Außerdem dürfen nicht mehr 170 Medienvertreter aus aller Welt ihre Stimme abgeben, sondern nur noch je einer aus den laut FIFA-Weltrangliste besten 100 (Männer) bzw. 50 (Frauen) Nationen. Damit will "France Football" mehr "Legitimität und Verlässlichkeit" schaffen. Jedes Jurymitglied - in Deutschland ist dies erneut kicker-Chefreporter Karlheinz Wild - vergibt an jeweils fünf Spieler absteigend Punkte - 6, 4, 3, 2 und 1. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt den Ballon d'Or. Bei Gleichstand entscheidet, wer häufiger an die erste Position gesetzt wurde. 

Welche 30 Spieler sind für den Ballon d'Or 2022 nominiert?

Trent Alexander-Arnold (FC Liverpool)
Karim Benzema (Real Madrid)
Joao Cancelo (Manchester City)
Casemiro (Real Madrid/Manchester United)
Thibaut Courtois (Real Madrid)
Cristiano Ronaldo (Manchester United)
Kevin De Bruyne (Manchester City)
Luis Diaz (FC Porto/FC Liverpool)
Fabinho (FC Liverpool)
Phil Foden (Manchester City)
Erling Haaland (Borussia Dortmund/Manchester City)
Sebastien Haller (Ajax/Borussia Dortmund)
Harry Kane (Tottenham)
Joshua Kimmich (Bayern München)
Rafael Leao (AC Milan)
Robert Lewandowski (Bayern München/FC Barcelona)
Riyad Mahrez (Manchester City)
Mike Maignan (AC Milan)
Sadio Mané (FC Liverpool/Bayern München)
Kylian Mbappé (Paris St. Germain)
Luka Modric (Real Madrid)
Christopher Nkunku (RB Leipzig)
Darwin Nunez (Benfica/FC Liverpool)
Antonio Rüdiger (FC Chelsea/Real Madrid)
Mohamed Salah (FC Liverpool)
Bernardo Silva (Manchester City)
Heung-Min Son (Tottenham)
Virgil van Dijk (FC Liverpool)
Vinicius Junior (Real Madrid)
Dusan Vlahovic (AC Florenz/Juventus)

Aus den aktuellen Bundesliga-Kadern sind also Haller, Kimmich, Nkunku und Mané dabei, dazu kommen mit Haaland und Lewandowski die prominentesten Sommer-Abgänge. Erstmals seit 2005 fehlt Rekordsieger und Titelverteidiger Lionel Messi.

Wer ist Favorit auf den Ballon d'Or 2022?

Bei den Buchmachern hat ganz klar Karim Benzema die Nase vorn, der Real Madrid zu Meisterschaft und Champions-League-Titel schoss und im August bereits als Europas Fußballer des Jahres ausgezeichnet wurde. Nur Außenseiterchancen haben der Vorjahreszweite Robert Lewandowski, Liverpool-Torjäger Mohamed Salah, Afrika-Cup-Gewinner Sadio Mané oder PSG-Angreifer Kylian Mbappé.

Welche 20 Spielerinnen sind für den Ballon d'Or Féminin nominiert?

Lena Oberdorf (VfL Wolfsburg)
Alexandra Popp (Wolfsburg)
Selma Bacha (Olympique Lyon)
Fridolina Rolfo (FC Barcelona)
Vivianne Miedema (FC Arsenal)
Lucy Bronze (FC Barcelona)
Sam Kerr (FC Chelsea)
Christiane Endler (Olympique Lyon)
Catarina Macario (Olympique Lyon)
Alexia Putellas (FC Barcelona)
Aitana Bonmati (FC Barcelona)
Wendie Renard (Olympique Lyon)
Alex Morgan (San Diego Wave)
Beth Mead (FC Arsenal)
Asisat Oshoala (FC Barcelona)
Marie-Antoinette Katoto (Paris St. Germain)
Millie Bright (FC Chelsea)
Trinity Rodman (Washington Spirit)
Ada Hegerberg (Olympique Lyon)
Kandidiatou Diani (Paris St. Germain)

Mit Oberdorf und Popp haben also auch zwei deutsche Nationalspielerinnen Chancen. 

Welche Trophäen werden am 17. Oktober außerdem vergeben?

Zusätzlich vergibt "France Football" wieder die "Kopa Trophy", benannt nach dem einstigen Ballon d'Or-Gewinner Raymond Kopa, für den besten Spieler unter 21 Jahren (Stichtag: 31. Dezember). Unter den zehn Nominierten sind auch die Dortmunder Jude Bellingham und Karim Adeyemi, die Bayern-Profis Jamal Musiala und Ryan Gravenberch, sowie Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) und Josko Gvardiol (RB Leipzig). Damit spielen sechs der zehn Nominierten in der Bundesliga. Dazu kommen Eduardo Camavinga (Real Madrid), Gavi (FC Barcelona), Nuno Mendes (Sporting Lissabon/PSG) und Bukayo Saka (Arsenal). Stimmberechtigt sind ausschließlich frühere Ballon-d'Or-Gewinner. Die bisher einzigen Sieger dieser Trophäe waren Kylian Mbappé (2018), Matthijs de Ligt (2019) und Pedri (2021).

Erst zum dritten Mal vergeben wird die "Yashin Trophy", benannt nach dem einstigen Weltklasse-Torwart Lev Yashin. Die obige Journalisten-Jury wählt den besten Keeper der Saison. Die zehn Nominierten 2022: Yassine Bounou (FC Sevilla), Alisson (FC Liverpool), Thibaut Courtois (Real Madrid), Ederson (Manchester City), Mike Maignan (AC Milan), Edouard Mendy (FC Chelsea), Manuel Neuer (Bayern München), Jan Oblak (Atletico), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt), Hugo Lloris (Tottenham). Bisher gewannen Alisson (2019) und Gianluigi Donnarumma (2021). 

Die kleinste und neueste Auszeichnung ist "Müller Trophy", benannt nach dem legendären Gerd Müller. Sie geht an den Spieler, der in der abgelaufenen Saison für Klub und Nationalteam die meisten Tore erzielt hat. Bei ihrer Premiere im Vorjahr wurde sie an Robert Lewandowski vergeben, was nicht wenige als Trostpreis auffassten. Den Namen "Müller-Trophäe" kreierte "France Football" erst in diesem Jahr.

Jörn Petersen

Das Ballon-d'Or-Ranking 2021: Wer wie viele Punkte bekam