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Alt gegen neu: Wie aus Brady vs. Manning das Duell Mahomes vs. Burrow wurde

Chiefs und Bengals erneut im AFC-Finale

Alt gegen neu: Wie aus Brady vs. Manning das Duell Mahomes vs. Burrow wurde

Ein Klassiker der jungen NFL-Historie: Tom Brady und Peyton Manning haben sich 17-mal in der AFC duelliert.

Ein Klassiker der jungen NFL-Historie: Tom Brady und Peyton Manning haben sich 17-mal in der AFC duelliert. IMAGO/USA TODAY Network

Zwischen 2001 und 2015 hatte die NFL zwei Leuchttürme - und diese bestens vermarktet: Tom Brady und Peyton Manning. Die beiden Quarterbacks "warfen" den American Football auf eine neue Ebene, prägten die National Football League nach den vorangegangen Größen wie Joe Montana und Troy Aikman (zusammen sieben Titel) und duellierten sich auf den Wegen zu ihren Super-Bowl-Siegen oft.

Ganze 17 Vergleiche gab es in dieser Zeit zwischen dem heutzutage noch immer aktiven Tom Brady (neues Karriereziel offen) und dem 2015/16 nach seinem zweiten großen Wurf in den Sonnenuntergang gerittenen "Sheriff".

Zwar dominierte der im NFL-Draft 2000 von den New England Patriots erst in der 6. Runde und an 199. Stelle gezogene Brady den direkten Vergleich mit Manning (First Overall Pick der Indianapolis Colts 1998) mit einer Siegbilanz von 11:6 und war auch in Sachen Super Bowls eine Spur größer mit sechs Titeln mit den Pats und später noch einem mit den Tampa Bay Buccaneers. Allerdings war dieses Duell mehr als nur ein Duell, es war die Ära zweier Genies auf der Quarterback-Position. Denn sowohl Brady als auch Manning verstanden das Spiel nicht nur, sie atmeten es, sie sahen die Pläne der gegnerischen Defense in Sekundenbruchteilen, kamen mit perfekten Antworten daher und stellten in ihren Laufbahnen deshalb reihenweise Franchise- und NFL-Rekorde auf.

"Brady spielt definitiv Football, bis er 70 ist"

Was das stetige Wiedersehen auch den beiden bedeutet hatte, verdeutlichte Brady einmal im Jahr 2021: "Peyton war immer jemand, zu dem ich bewundernd aufgeblickt habe. Er war ja auch etwas älter als ich und hat einfach immer das Richtige gemacht. Wenn du auf ein Team mit ihm getroffen bist, dann bist du immer auf die beste Mannschaft der NFL getroffen." Der inzwischen siebenmalige Champion sagte zudem: "Gegen jemanden 17-mal zu spielen, ist ziemlich cool - vor allem, wenn dieser jemand so großartig ist wie Peyton."

Und Manning, der mit 40 Jahren nach dem Super-Bowl-Sieg mit den Broncos den Schlussstrich gezogen hatte, wurde mal über den nimmermüden und mit 45 Jahren weiterhin aktiven "TB12" mal los: "Brady spielt definitiv Football, bis er 70 ist. Das schaffe ich nicht."

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"Zwei Elite-Quarterbacks, eine unvergessliche Rivalität", schrieb zudem "NFL.com" 2016 beim letzten der 17 Duelle zwischen den beiden Football-Granden. Die "USA Today" griff sogar nach einem Superlativ. Manning gegen Brady, das sei die "wohl größte Rivalität zweier Einzelpersonen im amerikanischen Mannschaftssport".

Auch abseits des Feldes sind sich die beiden großen Spielmacher immer wieder begegnet und tun das auch weiterhin - bei Interviews, in Werbeclips, bei gemeinsamen Events. So schaltete sich Brady etwa auch bei Mannings Hall-of-Fame-Aufnahme 2021 mit ein und schrieb auf Twitter: "Ich wollte nur sichergehen, dass er (Manning; Anm. d. Red.) wirklich fertig ist. Ich kann es nicht riskieren, dass der Typ wieder in die NFL zurückkehrt."

Zwei Brüder, vier Ringe: Die Ära Manning in Bildern

Manning hat in den Play-offs die Oberhand

Was aber eben nie möglich war: ein direktes Super-Bowl-Duell der beiden Legenden. Was schlichtweg darin begründet war, dass beide während ihrer parallen NFL-Zeit nur für AFC-Teams spielten - und eben nur ein AFC-Team in den Super Bowl gegen eine Mannschaft aus der NFC einziehen kann. Dennoch sorgten die vielen direkten Vergleich, die es nur in den Jahren 2008, 2011 und 2015 nicht gegeben hatte, für einen jeweils großen Aufschlag. Kuriose Randnotiz inklusive: Fünfmal sahen sich Brady und Manning in den Play-offs (darunter vier AFC Championship Games) - und hier gewann Peyton gegen seinen Freund Tom drei Partien (einmal mit Indy 2006/07, zweimal mit Denver 2013/14 und 2015/16).

Fast zehn Jahre später gibt es aber wie angedeutet einen Peyton Manning schon lange nicht mehr als Profi, während der football-hungrige Brady in den letzten Jahren in der NFC bei den Buccaneers unterwegs gewesen ist und aktuell wohl ein neues Team aussucht (Raiders?).

Burrow über Mahomes: "Er ist der Beste"

Die American Football Conference braucht sich aber nicht grämen, sie hat in den letzten Jahren die Geburt vieler neuer Quarterback-Gesichter miterlebt. Darunter etwa Lamar Jackson (26, Baltimore Ravens), Josh Allen (26, Buffalo Bills), Justin Herbert (24, Los Angeles Chargers), Trevor Lawrence (23, Jacksonville Jaguars), Tua Tagovailoa (24, Miami Dolphins).

Allen voran aber die beiden Herrschaften Patrick Mahomes (27, Kansas City Chiefs) und Joe Burrow (26, Cincinnati Bengals). Denn wie sich gerade abzeichnet, ragen die beiden Spielmacher in diesen Tagen etwas über den hochveranlagten AFC-Rest hinaus.

Patrick Mahomes und Joe Burrow

imago images/Icon SMI

Denn rechnet man bei beiden Athleten deren Rookie-Spielzeiten raus, dann haben der 2017 im Draft in der 1. Runde an 10. Stelle von den Chiefs gezogene Mahomes (fünfmal am Stück) als auch der 2020er First Overall Pick Burrow (zweimal in Serie) ihre jeweilige AFC-Teams immer (!) ins AFC-Finale geführt. Eine bärenstarke Leistung - und eine, die sich in den letzten Wochen wiederholt hat. Mahomes etwa hat nach dem Verlust seines Star-Receivers Tyreek Hill keinen Einbruch gezeigt und vergangene Woche trotz zwischenzeitlicher Verletzung Kansas City durch ein 27:20 gegen Jacksonville das Endspiel um den Super-Bowl-Einzug erreicht.

Sein Gegenüber Burrow, mit dem in der Nacht von Sonntag auf Montag (0.30 Uhr MEZ) die Klingen erneut gekreuzt werden, hat mit Cincy ein souveränes 27:10 in Buffalo auf die Beine gestellt und damit mächtig Eindruck gemacht. Der zweite Super-Bowl-Einzug in Folge winkt Burrow deswegen, nachdem sich der einstige LSU-College-Star vergangenes Jahr durch ein 27:24 in der Overtime bei Mahomes & Co. durchgesetzt hat. Das Stadion der Chiefs, das lautstarke Arrowhead Stadium, wird aufgrund der bisherigen Karrierebilanz von Burrow gegen Mahomes liebevoll auch schon "Burrowhead" getauft - Raketenarm Mahomes hat in der Tat drei von drei Duellen verloren.

Wie also bereitet sich der eventuell noch angeschlagene Mahomes auf seinen bisherigen Angstgegner Burrow vor, der mit den Bengals bei den Vergleichen mit Kansas City jeweils einen Comeback-Sieg errungen hat? Seine Antwort: "Behandlung, Rehabilitation, Film schauen. Du versuchst sicherzustellen, dass du mental und körperlich vorbereitet bist auf die Bengals, ein großartiges Football-Team." Burrow hat derweil in der Vergangenheit schon lobend in Richtung seines Kontrahenten gesagt: "Er ist aktuell der Beste."

Wer aber gewinnt und setzt damit einen neuen Eintrag in diese sportliche Rivalität zweier hochveranlagter Quarterbacks, die gut und gern eine neue Ära nach den beiden Vorbildern Tom Brady und Peyton Manning starten könnten - oder das schon längst gestartet haben.

mag