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Altachs Tartarotti im Interview: "Wenn ich schon von Italien träume, dann natürlich von der Serie A"

Mittelfeld-Organisator gewährt Einblicke

Altachs Tartarotti im Interview: "Wenn ich schon von Italien träume, dann natürlich von der Serie A"

Johannes Tartarotti empfängt mit Altach am Samstag Serienmeister Salzburg.

Johannes Tartarotti empfängt mit Altach am Samstag Serienmeister Salzburg. GEPA pictures

Herr Tartarotti, Sie waren Altachs Matchwinner beim 3:2-Sieg gegen Ried am vergangenen Wochenende. Wie fühlt sich das an, nachdem es in letzter Zeit nicht so gut gelaufen ist?

Für mich persönlich war es schön, dass ich endlich wieder ein Tor und eine Vorlage gemacht habe, aber noch wichtiger war, dass wir als Mannschaft wieder gewonnen haben, nachdem wir fünf von sechs Spielen verloren und so lange kein Erfolgserlebnis gehabt haben. Dass es im direkten Duell gegen Ried passiert ist, macht den Sieg noch spezieller. Noch dazu nach Rückstand. Das zeigt, dass die Moral in der Mannschaft passt.

Bundesliga - 11. Spieltag

Auch Trainer Miroslav Klose wird ein Stein vom Herzen gefallen sein. Wie ist die Arbeit mit dem ehemaligen Weltklasse-Stürmer?

Ich denke schon, dass auch er erleichtert war. Ich finde, die tägliche Arbeit mit ihm macht richtig Spaß. Er hat schon eine andere Sicht und Idee vom Fußball als die Trainer, mit denen ich bisher gearbeitet habe. Er zeigt uns viele Dinge auf, von denen wir gar nicht gewusst haben, dass man darauf auch aufpassen muss.

Zum Beispiel?

Es sind meist Kleinigkeiten. In der Positionierung, wie man einen Pass noch besser spielen oder den Ball in gewissen Situationen noch besser treffen kann. Es zeigt, wie detailliert er selbst als Spieler an die Sache herangegangen ist. Er ist nicht umsonst ganz oben gewesen. Wenn man mit ihm redet, erfährt man aber erst, wieviel Arbeit dahinter steckt.

Wenn man Ihre Karriere beobachtet, hatten Sie 2019/20 Ihre beste Saison, mit Toren und Assists. In den letzten beiden ist es nicht mehr so gut gelaufen, was war der Grund?

Die Einsätze sind eigentlich jedes Jahr ein bisschen runter gegangen. Bei mir hat einfach die Kontinuität gefehlt. Dafür gab es sicher mehrere Gründe. Ich war beim Bundesheer, auch im Klub gab es schwierige Phasen. Ich habe jetzt, glaube ich, schon den fünften oder sechsten Trainer, von denen auch jeder seine eigene Ideen hat und bei dem man nicht immer die gleiche Rolle spielt. Unterm Strich habe ich sicher auch selbst meine Leistung nicht immer auf dem Platz gebracht.

Bundesheer? Ich hätte Sie eher im Zivildienst gesehen.

Ich mich zu tausend Prozent auch! Aber weil ich zu der Zeit gerade U-21-Teamspieler war, hat es für mich die Möglichkeit gegeben, einen der wenigen Plätze im Heeressportzentrum zu bekommen, die pro Jahr für Fußballer vorgesehen sind. Das war zwar in der Grundausbildung auch alles andere als einfach, weil man nach einem Monat ohne Fußball-Training erst wieder den Anschluss finden muss, aber für mich als Fußballer war es doch sinnvoller als vielleicht Zivildienst in voller Länge zu machen.

Aber jetzt stimmt die Form wieder?

Ich fühle mich gut, ich komme gerade von einem doppelten Bänderriss zurück, der mich einen Monat außer Gefecht gesetzt hat, aber ich fühle mich jetzt viel besser als davor. Der Trainer gibt mir ein gutes Gefühl und ich hoffe, dass die Leistung gegen Ried keine Eintagsfliege war.

Mein Vater ist Südtiroler aus dem Pustertal und ich habe auch beide Staatsbürgerschaften. Ich liebe das Land und die Sprache. Dort einmal zu spielen, ist mein absoluter Traum.

Johannes Tartarotti über seine Liebe zu Italien

Mit dem Trainer über Italien-Pläne zu sprechen, wäre wohl noch zu früh, aber Sie haben Ihre Wurzeln in Südtirol und gelten als großer Italien-Fan. Ist die Serie A oder auch die Serie B irgendwann mal Thema?

Mit dem Trainer war das noch kein Thema. Er hat mir aber schon von Stefano Pioli erzählt, weil er weiß, dass ich Milan-Fan bin und Pioli sein Trainer bei Lazio war. Mein Vater ist Südtiroler aus dem Pustertal und ich habe auch beide Staatsbürgerschaften. Ich liebe das Land und die Sprache. Dort einmal zu spielen, ist mein absoluter Traum. Und wenn man träumt, träumt man natürlich von der Serie A. Wenn es einmal die Serie B werden würde, wäre ich trotzdem stolz. Es ist ja nicht gerade üblich, dass man von Altach in die Serie A wechselt.

Wie sind Sie ausgerechnet Milan-Fan geworden, welche Spieler haben es Ihnen angetan?

Mein Papa ist so ein großer Milan-Fan, da habe ich fast keine andere Chance gehabt. Mein absoluter Lieblingsspieler war Kaká. Der hat mir fußballerisch und als Person einfach unglaublich imponiert.

Eine ganz andere Frage: Werden Sie manchmal Guido genannt, nach dem wortgewandten Kurier-Kolumnisten mit dem gleichen für Österreich ungewöhnlichen Familiennamen?

Ich werde schon manchmal auf ihn angesprochen, aber da gibt es keine Verbindungen. Wir kennen uns nicht. Ich weiß nur, dass, wenn ich Tartarotti google, zuerst einmal viel von ihm kommt, bevor ich auftauche.

Stichwort Google: Wenn man nach Ihnen sucht, spuckt Sie die Suchmaschine auch als Ambassador von Hanafsan aus, einer Marke, die CBD-Produkte herstellt. Wie das?

Das hat gar nichts mit der Droge zu tun, da geht es um vegan und pflanzliche Produkte wie Öle und Stoffe aus Hanf, die für mich als Sportler eine gesunde Alternative sind. Ich konsumiere vor allem Kaffee, Tee, aber auch die Protein-Produkte. Darauf gestoßen bin ich, weil Hanafsan auch Partner meines Heimatvereins Bezau ist, bei dem mein Vater Sportlicher Leiter ist.

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Sehr offen gehen Sie auch mit dem Thema Glaube um, stempelt Sie das in der Kabine nicht zum Außenseiter?

Ich bin schon sehr gläubig und habe kein Problem, mich dazu zu äußern. In der Kabine ist das überhaupt kein Nachteil. Ganz im Gegenteil, gerade im Fußball finde ich viel mehr Menschen, die einen Zugang zum Glauben haben, als im Alltag.

Ihr Glaube spiegelt sich auch in einigen Ihrer Tattoos wider. Wie wählen Sie diese aus?

Sie sollten schon eine tiefere Bedeutung für mich haben. Ich würde mir jetzt nicht ein Datum, an dem ich ein Fußballspiel gewonnen habe, stechen lassen. Eher einen klugen Spruch oder einen Leitsatz, der mich schon länger begleitet.

Kommen wir zum Fußball zurück: Am Samstag steht das Spiel gegen Red Bull Salzburg an. Ist das mehr wie der berühmte Zahnarztbesuch oder darf sich Altach etwas ausrechnen?

Schwierig. Salzburg ist auf jeden Fall ein Gegner, gegen den man keine drei Punkte einplanen sollte. So realistisch muss man schon sein. Es ist für uns immer ein Bonusspiel. Super, wenn ein Punkt dabei herausschaut, allerdings bricht nicht die Welt zusammen, wenn es nicht klappt. Aber wir planen schon etwas. Gerade in Altach sind uns in letzter Zeit einige gute Spiele gegen Salzburg gelungen. In der vergangenen Saison waren wir immerhin die erste Mannschaft, die Salzburg einen Punkt abgeknöpft hat.

Vielen Dank für das Gespräch. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so gut Vorarlbergerisch verstehe.

(lacht) Das ist, weil ich mich bemüht habe, Hochdeutsch zu sprechen. Wenn ich meinen Dialekt aus dem Bregenzer Wald spreche, also Wälderisch, dann verstehen mich nicht einmal die Vorarlberger.

Interview: Horst Hötsch

Union Berlin 00129

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