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Austria Wien: Auf dem Weg zur Selbstzerstörung

Kommentar

Austria Wien: Auf dem Weg zur Selbstzerstörung

Manfred Schmid verlässt die Wiener Austria.

Manfred Schmid verlässt die Wiener Austria. GEPA pictures

Mit der Trennung von Manfred Schmid hat sich die Wiener Austria keinen Gefallen getan. Der Verein droht in einer ohnehin schon prekären Phase nun endgültig das Gleichgewicht zu verlieren. Denn Schmid, eine der wenigen Konstanten in der jüngeren Vergangenheit, sorgte in Zeiten finanzieller Unsicherheit zumindest in sportlicher Hinsicht für Stabilität. Nach seinem Abgang befinden sich die Hauptstädter nun auf dem direkten Weg zur Selbstzerstörung.

In der vergangenen Saison führte Schmid die Austria völlig überraschend auf den dritten Platz. Unvergessen sind die Szenen, als die "Veilchen" am letzten Spieltag gegen Sturm Graz vor ausverkauftem Haus die Qualifikation für die Conference League fixierten und in Wien-Favoriten nach äußerst schwierigen Jahren wieder so etwas wie Aufbruchstimmung herrschte. Diese ist nun verflogen. Aus völlig unerklärlichen Gründen.

Wer zahlt, schafft an

"Auffassungsunterschiede in wesentlichen sportlichen Fragen", so die Austria, seien für die Trennung letztlich verantwortlich gewesen. Übersetzung: Investor Jürgen Werner wollte einen anderen Fußball sehen, Schmid ließ sich nicht verbiegen. Und einigte sich mit dem Verein auf eine Vertragsauflösung. Der Schritt des 48-Jährigen ist konsequent, steht aber symptomatisch für eine bedenkliche Entwicklung: Wer zahlt, schafft an. Frag nach in der Politik. Oder eben bei der Wiener Austria.

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Die Violetten schneiden sich mit dieser Entscheidung tief ins eigene Fleisch. Unter Schmid wurde ein neuer Mitglieder-Rekord aufgestellt, die Abo-Verkäufe liefen prächtig und auch die sportliche Entwicklung in den vergangenen eineinhalb Jahren konnte sich sehen lassen. Dass es in dieser Saison nicht mehr so rund lief wie noch in der vergangenen, ist in erster Linie auf großes Verletzungspech zurückzuführen. Einzig das Cup-Aus beim Sport-Club hätte den "Veilchen" schlichtweg nicht passieren dürfen.

Für diese Trennung gibt es keine sachlichen Argumente

Dennoch ist dies noch lang kein Grund dafür, einem der besten Trainer des Landes die Rute ins Fenster zu stellen. Zumal dieser bei der Anhängerschaft große Sympathiewerte genoss. Nun sollte sich ein Verein natürlich nicht (ausschließlich) an den Fans orientieren, sachliche Argumente für die Trennung von Schmid gab es angesichts der vergangenen eineinhalb Jahre aber ohnehin nicht. Was die Entscheidung zusätzlich ad absurdum führt.

Auf Schmids Nachfolger wartet nun eine Herkulesaufgabe. Denn nicht nur sportlich - auf einen Platz in der Meistergruppe fehlt derzeit ein Punkt -, sondern auch in puncto Erwartungshaltung der Fans könnte der Druck kaum größer sein. Die Wiener Austria droht somit einmal mehr im Chaos zu versinken. Und das hat sie sich einzig und allein selbst zuzuschreiben.

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Nikolaus Fink