Junioren (D)

BVB-Trainer Tullberg: "Ich muss vor den Jungs den Hut ziehen"

Enttäuschung und Stolz bei Dortmunds U 19 nach Youth-League-Aus

BVB-Trainer Tullberg: "Ich muss vor den Jungs den Hut ziehen"

Musste seine Jungs nach dem bitteren Viertelfinal-Aus trösten: Trainer Mike Tullberg.

Musste seine Jungs nach dem bitteren Viertelfinal-Aus trösten: Trainer Mike Tullberg. IMAGO/Revierfoto

Die Kulisse, die sich den U-19-Mannschaften von Borussia Dortmund und Hajduk Split am Mittwochabend im Signal Iduna Park bot, hätte sich auch bei einem regulären Europapokalspiel gut gemacht: 16.000 Zuschauer - darunter viele Tausend singende und feiernde Split-Fans - sorgten beim Viertelfinal-Spiel der Youth League für eine prickelnde Atmosphäre. Freuen konnten sich am Ende eines dramatischen Elfmeterschießens allerdings nur die Gäste. Nach dem Fehlschuss von Dortmunds Filippo Mané versenkte das Hajduk-Talent Ante Kavelj den insgesamt 18. Schuss zum Sieg für den kroatischen Klub, der sich damit nach den Teams von AZ Alkmaar, AC Milan und Sporting Lissabon das letzte Ticket für das Final-Four-Turnier in Nyon (21. Bis 24. April) sicherte.

Youth League, Viertelfinale

Während die BVB-Talente - allen voran Fehlschütze Mané und Farouk Cissé - mit den Tränen kämpften, erklommen die Spieler von Hajduk völlig euphorisiert den Zaun vor der Nordtribüne und feierten mit ihren Fans eine wilde Party - die für manchen Spieler in Unterhosen endete, nachdem Trikots, Hosen und Stutzen an die Anhänger verteilt worden waren.

Es tut sehr weh. Ich habe gebrochene Jungs in der Kabine.

Mike Tullberg

"Es tut sehr weh. Ich habe gebrochene Jungs in der Kabine", sagte BVB-Trainer Mike Tullberg, der mit seinem Team ungeschlagen Westdeutscher Meister wurde und es zum zweiten Mal in Serie ins Viertelfinale der Youth League schaffte. Ein historischer Erfolg für die Borussia, die allzu gerne erstmals ins Halbfinale gekommen wäre, aber erneut knapp scheiterte. "Wir sind Wettkämpfer, wir wollen gewinnen. Deshalb soll es jetzt auch wehtun", bilanzierte Tullberg. "Ich bin stolz auf die Jungs. Man muss vor ihnen den Hut ziehen. Ich hoffe, der eine oder andere kommt stärker aus dieser Niederlage - auch wenn derzeit natürlich die Enttäuschung überwiegt."

Ricken: "Ein bitterer Abend"

Ganz ähnlich klang das Fazit von Lars Ricken, den es beim Elfmeterschießen nicht mehr auf seinem Sitz gehalten hatte. "Es ist ein bitterer Abend. Die Jungs so deprimiert in der Kabine zu sehen, tut mir weh", sagte der Direktor des Dortmunder Nachwuchsleistungszentrums. "Sie haben extrem viel in diese Saison gesteckt. Ich habe es geliebt, die Jungs nach dem Sieg gegen Paris im Achtelfinale in der Kabine feiern zu sehen. Umso mehr schmerzt es, sie jetzt so niedergeschlagen zu sehen."

Unverdient allerdings war das Aus nicht. Dortmund gelang es in der regulären Spielzeit zu selten, gegen die massiert verteidigenden und dann zügig konternden Gäste zu gefährlichen Abschlüssen zu kommen. Es fehlte erwartungsgemäß die individuelle Qualität im Dribbling, schwerer wog, dass das Pass- und Positionsspiel nicht wie gewünscht funktionierte, um die Hajduk-Abwehr vor ernsthaftere Probleme zu stellen. Zu mehr als dem Strafstoßtreffer von Julian Rijkhoff (76.) langten die Offensivbemühungen der Schwarz-Gelben nicht. Split dagegen konnte nicht nur durch einen Kopfballtreffer von Mate Antunovic in Führung gehen (72.), sondern hatte auch in der turbulenten Schlussphase noch weitere Chancen. Die beste davon durch den eingewechselten Dortmunder Michel Ludwig, der bereits in der Nachspielzeit einen Klärungsversuch an die eigene Latte setzte.

Tullberg erklärt die Gründe - Hertha BSC wartet

"Wir haben nicht die Leistung auf den Platz bekommen, zu der wir in der Lage sind", sagte Ricken, während Tullberg ergänzte: "Der Gegner lag uns nicht. Wir hätten sehr aktiv sein müssen, um durch ihre Abwehr durchzukommen. Das haben wir nicht geschafft, weil wir Probleme im Ballbesitz hatten. Wir haben zu langsam gespielt und haben zu wenig Aktivität gezeigt. Wir müssen daran arbeiten, dass wir da besser werden." Zunächst jedoch reisen viele der BVB-Talente zu ihren U-Nationalmannschaften, anschließend beginnt die Vorbereitung auf die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Gegner dort ist im Halbfinale Hertha BSC.

Die Youth League und der hohe Stellenwert

In der nächsten Saison soll dann der nächste Anlauf in der Youth League gestartet werden - mit einer neu formierten Mannschaft. Der Wettbewerb, der vom BVB anfangs eher skeptisch beäugt wurde, hat sich inzwischen zu einer sehr wertvollen Herausforderung für die Dortmunder Talente entwickelt. "Die Youth League hat einen sehr hohen Stellenwert. Gerade da wir in der nationalen Liga nur 15 Spiele haben. Das ist viel zu wenig", sagte Ricken am Mittwoch. "In der Youth League spielen wir auf Topniveau. Dort sehen wir, auf welchem internationalen Stand wir sind. Dort können sich die Jungs weiterentwickeln." Bittere Erfahrungen wie ein Ausscheiden im Elfmeterschießen - und insbesondere der Umgang damit - gehören zu dieser Entwicklung fraglos dazu.

Matthias Dersch