Champions League

Contes düsterer Auftritt vor Tottenhams Spiel in Frankfurt

Warum Frankfurt die Spurs vielleicht im richtigen Moment erwischt

Contes düsterer Auftritt: Die Eintracht-Kulisse ist nicht seine einzige Sorge

Bitte lächeln! Antonio Conte am Montag bei seiner Pressekonferenz in Frankfurt.

Bitte lächeln! Antonio Conte am Montag bei seiner Pressekonferenz in Frankfurt. imago images (3)

Viele Medienvertreter warteten nicht, als Antonio Conte am Montag schließlich mit rund einstündiger Verspätung zur Pressekonferenz in Frankfurt erschien. Aber das war dem Trainer der Tottenham Hotspur wohl nur recht. So konnte er diese lästige Pflicht umso schneller hinter sich bringen und kaum jemandem fiel auf, wie oft er lächelte: gar nicht.

Vielleicht war es der verspätete Abflug in London, vielleicht war sonst irgendetwas vorgefallen. Wahrscheinlich jedoch arbeitete in Conte einfach immer noch die 1:3-Niederlage bei Premier-League-Spitzenreiter Arsenal mit all ihren Umständen und Interpretationen. Seit er im November 2021 übernommen hat, versucht der ehrgeizige Italiener mit aller Macht, die Spurs endlich zu einem ernstzunehmenden Topklub Europas zu formen. Da nervten die vergangenen Tage einfach.

Während der verhasste Nordlondon-Rivale für seinen mitreißenden Offensivfußball gepriesen wurde (den mancher dabei genüsslich Tottenhams defensiverem Stil entgegenstellte), hatten die Spurs entsprechend ihrer seit Jahrzehnten angedichteten DNA einmal mehr in entscheidenden Momenten gepatzt. Ein Torwartfehler, ein Platzverweis - vorbei war der Traum von der Tabellenführung.

"Wenn Sie mich fragen, ob ich optimistisch bin: Ich bin nicht optimistisch"

Nach dem zuvor so überzeugenden Saisonstart - die Derbyniederlage war die erste in der Liga nach 13 Spielen - verdichten sich jetzt die Anzeichen, dass Eintracht Frankfurt am heutigen Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) zumindest auf keine Übermannschaft trifft. Das hat auch mit zwei Verletzungen zu tun.

Juve-Leihgabe Dejan Kulusevski, den Conte zu einem Premier-League-Highlight geformt hat, kam mit Oberschenkelproblemen von der schwedischen Nationalmannschaft zurück und fällt vorerst aus. Und mit Lucas Moura fehlt ein weiterer Offensivmann mit einer Sehnenverletzung sogar "für lange Zeit wahrscheinlich", so Conte düster. "Wenn Sie mich fragen, ob ich optimistisch bin: Ich bin nicht optimistisch, sondern pessimistisch. So, wie wir spielen, ist es ein großer Verlust, einen Spieler wie ihn zu verlieren."

Wie die Eintracht, die Conte am Montag als "eine der besten Mannschaften in Deutschland" bezeichnete, steht Tottenham nach zwei Champions-League-Spielen mit drei Punkten da. "Diese Gruppe hat eine großartige Balance", findet er, "das wird ein wichtiges Spiel für uns, aber auch für sie. Nicht entscheidend, aber wichtig."

Tottenhams Auswärtsbilanz ist in Europa miserabel

Als sich die Eintracht-Profis im Vorfeld wie üblich auf die "brutal geile" Stadionatmosphäre freuten, klang das schon fast abgedroschen - sie ist schließlich längst Normalität geworden. Gerade diesmal könnte sie jedoch zum entscheidenden Faktor werden und Conte zeigen, wie weit seine Spurs-Transformation inzwischen fortgeschritten ist.

"Ganz klar, das ist die Story", sagte Conte, als er auf die Kulisse angesprochen wurde. Die Spurs haben schließlich fünf ihrer jüngsten sechs Europapokal-Auswärtsspiele verloren bei einem Remis; auch die letzten beiden Deutschland-Gastspiele gingen verloren (2019/20 1:3 bei Bayern und 0:3 in Leipzig). "Wir müssen auswärts besser abschneiden", forderte der Trainer. "Das ist Teil des Prozesses. Das heißt, die Mannschaft muss ihre Persönlichkeit in Auswärtsspielen verbessern, stark sein."

Andere Fragen beantwortete er noch ein wenig missmutiger. Die Fans wünschen sich, dass Leihrückkehrer Djed Spence bald mal eine Chance erhält? "Die Fans müssen die Fans sein. Wenn ich mich gegen einen Spieler entscheide, liegt es vielleicht daran, dass er noch nicht bereit ist." Sein Fußball wird als Defensivfußball wahrgenommen? "Ich mag keine offenen Spiele und will nicht sechs, sieben, acht Tore kassieren, was in England oft passiert. Ich glaube, ich kann vielen Menschen Fußball beibringen."

Sagte es und verließ nach elfeinhalb Minuten grußlos den Presseraum.

jpe

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