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Der Fall Niklas Süle: Rudi Völler stützt Hansi Flick

Nicht-Berücksichtigung des Dortmunders als Signal in Richtung EM

Der Fall Süle: Völler stützt Flick

Der aktuelle und ein ehemaliger Bundestrainer: Hansi Flick (li.) mit Rudi Völler.

Der aktuelle und ein ehemaliger Bundestrainer: Hansi Flick (li.) mit Rudi Völler. IMAGO/Beautiful Sports

Der kommende Gegner löst bei Rudi Völler noch immer Erinnerungen an eine besondere Drucksituation aus. Am Montag aber steht der Test gegen die Ukraine unter ganz besonderen Vorzeichen, es ist ein Benefizspiel für ein vom Krieg erschüttertes Land. "Es ist ein echtes Statement", sagt DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

2001 war es gegen die Ukraine sportlich um alles gegangen. Deutschland musste unter dem Teamchef Völler in die Play-offs, und nach einem 1:1 im Hinspiel sicherte erst ein 4:1 in Dortmund das Ticket für die WM 2002. Der heute 63-jährige Sportdirektor erinnert sich an eine Extremsituation, wenn er an jenen Abend des 14. November 2001 denkt: "Ich habe in meinem Leben sportlich nie so einen Druck gespürt wie in diesem Duell. Der Druck war enorm und ich war Realist: Wenn es schief gegangen wäre, dann wäre meine Mission als Teamchef vorbei gewesen."

Dem Aufeinandertreffen in seiner einstigen sportlichen Heimat Bremen sieht Völler mit "großer Vorfreude" entgegen. Und in dem Wissen, "dass die Ukrainer jetzt ganz andere Probleme haben als Fußball. Wir wollen mit diesem Spiel auch zeigen, dass wir als Partner und Familie zu ihnen stehen." Neuendorf sagt: "Wir spielen am Montag mehr mit der Ukraine als gegen die Ukraine. Es ist ein Zeichen der Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung."

Trotz des außergewöhnlichen Charakters dieser Partie soll das 1000. Länderspiel in der DFB-Historie indes ausdrücklich auch unter sportlichen Gesichtspunkten stehen. "Natürlich ist es auch ein richtiges Testspiel", sagt Völler, der weiß: Vorfreude auf die Heim-EM in zwölf Monaten lässt sich nicht am Reißbrett und mit publikumswirksamen Maßnahmen erzeugen, sondern vor allem durch überzeugende sportliche Vorträge. "Es ist nicht allein mit Aktionen getan, am Ende geht es um die Leistung auf dem Platz."

Süle und der Konjunktiv

Wie ernst es dem Bundestrainer mit dieser Einschätzung und auch dieser Juni-Länderspielperiode ist, bekam insbesondere Niklas Süle zu spüren. Hansi Flick hatte den Dortmunder Verteidiger nicht für den Dreierpack gegen die Ukraine, Polen und Kolumbien nominiert und dies in der "FAZ" damit begründet, dass der 27-Jährige von seinem Potenzial einiges liegen lasse. Völler flankiert den Coach nun: "Es gibt wenige Trainer, die das so beurteilen können wie Hansi. Er hatte ihn schließlich auch bei den Bayern, und ich finde, er hat das wunderbar erklärt."

Der Sportdirektor nimmt Süle ebenfalls in die Pflicht: "Wir alle wären froh, wenn Niklas sein Potenzial, das er hat, voll ausschöpfen würde." Dass Völler den Konjunktiv wählt, ist kein Zufall: "Wir wünschen uns alle, dass er über gute Leistungen beim BVB auf den Zug aufspringt." Ein deutliches Signal, dass es in dieser Länderspielperiode und deren Auftakt gegen die Ukraine beim DFB nicht nur um den guten Zweck geht, sondern eben auch das Jahr vor der Europameisterschaft eingeläutet werden soll.

Sebastian Wolff

DFB-Sportdirektor Rudi Völler bei der Pressekonferenz zum 1000. Länderspiel gegen die Ukraine - Frankfurt 09.06.2023: Presekonferenz der Deutschen Nationalmannschaft *** DFB sports director Rudi Völler at the press conference for the 1000 international match against Ukraine Frankfurt 09 06 2023 German national team press conference

1000. Länderspiel in Bremen: Für Völler ist es "ein bisschen nach Hause kommen"

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