Deutschland hatte bislang bei der Europameisterschaft vor allem durch starkes Offensivpressing überzeugt und immer wieder Ballverluste des Gegners provoziert. Ein wichtiger Teil der Pressingmaschinerie war Bühl, die aber im Halbfinale gegen Frankreich wegen eines positiven Corona-Tests fehlte.
Für die Außenbahnspielerin vom FC Bayern rückte Brand in die erste Elf. Das deutsche Pressing fiel aber gegen Frankreich erst einmal verhalten aus - das lag zum einen an sehr körperlich verteidigenden Französinnen und zum anderen an kleineren Ungenauigkeiten im deutschen Spiel.
Halbfinale
Dennoch war Deutschland das aktivere Team, brauchte aber bis in Minute 22 für die erste richtig gefährliche Aktion. Peyraud-Magnin kratzte Popps Freistoß gerade noch aus ihrem rechten Eck. Die französische Keeperin machte bei hohen Bällen nicht immer den sichersten Eindruck, Kapital konnte die deutsche Elf daraus aber nicht schlagen - trotzdem ging das DFB-Team noch vor der Pause in Führung.
Popp wuchtig zum 1:0
Huth flankte von rechts auf den zweiten Pfosten, wo Popp einen Schritt schneller als Perisset war und die Kugel unter die Latte wuchtete (40.) - bereits ihr fünfter Treffer im laufenden Turnier.
Dianis Glück ist Frohms' Pech
Von der französischen Offensive war in Hälfte eins nahezu nichts zu sehen. Cascarino, Malard und Diani hingen meist in der Luft. Letztgenannte fasste sich in Minute 45 immerhin bei einem harten Distanzschuss ein Herz und hatte dann Glück, dass der Ball vom Pfosten an den Rücken von Torhüterin Frohms prallte und von dort zum 1:1 über die Linie.
In den zweiten Durchgang startete Deutschland engagiert, es fehlte aber der letzte Pass und die Durchsetzungsfähigkeit gegen eine von Renard gut organisierte französische Defensive.
Frankreich wird gefährlicher
Mit laufender Spielzeit kamen auch Les Bleues besser in die Partie und hätten bei einer Doppelchance von Bacha (63.) und Renard (64.) in Führung gehen können. Erst blockte Hendrich vor Frohms, dann parierte die Torhüterin selbst stark gegen die französische Kapitänin nach der folgenden Ecke.
Unnachahmlich: Popp rauscht heran und trifft zum 2:0. IMAGO/Colorsport
Popp vorne und hinten
Das Spiel drohte den Deutschen zu entgleiten, doch dann war einmal mehr die Wucht von Popp entscheidend. Die Kapitänin rauschte mit viel Anlauf in eine Huth-Flanke und wuchtete diese unnachahmlich per Kopf in die Maschen (76.).
In der Schlussphase warf Frankreich noch einmal alles nach vorne, hatte eine Vielzahl an Freistößen, doch auch hier half Popp immer wieder mit, die kopfballstarke Renard in Schach zu halten. Die eingewechselte Dallmann hätte bei einem Konter gar das Spiel endgültig entscheiden können (90.), trotzdem reichte es am Ende zum neunten Finaleinzug bei einer EM.
In den bisherigen acht Endspielen behielt Deutschland stets die Oberhand. Am Sonntag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) geht es im Wembley-Stadion gegen Gastgeber England um den neunten EM-Titel.