Keine Minute war gespielt, da erntete die zuletzt so enttäuschende DFB-Elf den ersten Szenenapplaus. Mit frühem Pressing setzte man die sonst so sicheren Franzosen unter Druck - und belohnte das Publikum: Nach Ballverlust gab sich DFB-Kapitän Gündogan nicht auf und holte die Kugel schnell zurück, im Anschluss begeisterten seine Teamkollegen mit feinem wie schnellem Kombinationsspiel, an dessen Ende Müller eine Henrichs Flanke aus kurzer Distanz zur frühen Führung über die Linie drückte (4.).
Von der blamablen Leistung gegen Japan (1:4), die in der Entlassung von Hansi Flick mündete, war in der Anfangsphase nichts zu spüren. Dabei hatte Interimstrainer Rudi Völler neben Assistgeber Henrichs und Torschütze Müller nur Tah als rechten Außenverteidiger neu in seine Startformation geworfen (der angeschlagene Kimmich, Schlotterbeck und Havertz rotierten auf die Bank), doch das Team zeigte ein gänzlich anderes Gesicht gegen die Franzosen.
DFB hat Spiel im Griff - Erster französischer Abschluss nach 30 Minuten
Deren Coach Didier Deschamps rotierte nach 2:0 in der EM-Qualifikation gegen Irland kräftig durch und setzte auf sechs neue Kräfte. So bekam Mbappé, der über Beschwerden im Knie klagte, zunächst eine Pause und nahm auf der Bank Platz - neu dabei waren dafür Bayerns Coman sowie dessen Ex-Kollege Pavard und Eintracht Frankfurts Rekord-Abgang Kolo Muani.
Der "verhungerte" in der Anfangsphase jedoch weitgehend in vorderster Front und durfte erst in der 30. Minute den ersten Torabschluss für seine Farben verbuchen, zuvor blieben Angriffsversuche der Equipe Tricolore glücklos und stellten DFB-Keeper ter Stegen sowie seine Vorderleute vor keine großen Probleme.
Auf Seiten der Deutschen hatten da bereits Gnabry (9.) und Müller (15.) weitere Chancen für ihr Team ausgelassen, nach intensivem Pressing in der Anfangsviertelstunde zog man sich mit zunehmender Spielzeit aber vorerst zurück. Das konnte man sich erlauben, da die Abwehrreihe um Rüdiger sich trotz der frühen verletzungsbedingten Auswechslung von Gündogan (25., Groß) Mal um Mal abgeklärt zeigte und einzig vom omnipräsenten Tchouamení überwunden werden konnte. Bei Abschlüssen des Mittelfeldspieler fehlte jedoch entweder stets ein Quäntchen Glück (36., 38.) oder ter Stegen war abermals zur Stelle (38.). Weil dann Theo trotz Freiraums der Abschluss misslang (43.), blieb es zur Pause bei der deutschen Führung.
Sané veredelt Konter - Griezmann verkürzt vom Punkt
Nach Wiederanpfiff entwickelte sich eine offene Partie, in der sich gute Phasen beider Mannschaften abwechselten. Zwar ließ die DFB-Elf klare Abschlussaktionen vermissen, doch durch kontrolliertes Spiel nach vorne sorgte man immer wieder für Entlastung. Bei den Franzosen wusste weiterhin Tchouamení zu gefallen und prüfte mit einem strammen Schuss erneut ter Stegen, der abermals die Oberhand behielt (57.).

DFB-Torschützen beim Sieg über Frankreich unter sich: Thomas Müller (Mi.) und Leroy Sané (oben). IMAGO/Team 2
Erst der eingewechselte Brandt sorgte nach 67 Minuten wieder für ein offensives Ausrufezeichen, bis in die Schlussphase blieb man ansonsten blass. Viel musste man allerdings nicht anbieten und beließ es bei Kontern. Ein solcher fruchtete wenige Minuten vor dem Ende, als Tah mit seiner Übersicht das schnelle Umschaltspiel einleitete und Sané nach Havertz' Steilpass auf 2:0 stellte (87.). Momente später machte der Torschütze mit einem Foul im Strafraum an Camavinga das Spiel noch einmal spannend, doch trotz Griezmanns Anschlusstreffer vom Punkt (89.) geriet der souveräne Erfolg einer defensiv überzeugenden DFB-Elf nicht mehr ins Wanken.
Im Oktober geht es für die DFB-Elf - dann womöglich bereits mit neuem Trainergespann an der Seitenlinie - bei einer US-Reise zunächst am 14. Oktober (21 Uhr) gegen die USA. Frankreich gastiert einen Tag zuvor in der EM-Qualifikation bei den Niederlanden (20.45 Uhr).