Europameisterschaft

Krimi gegen Schweden: DHB-Team verpasst das Halbfinale

Vizeweltmeister bleibt im Kampf um eine Medaille

Krimi gegen Schweden: DHB-Team verpasst das Halbfinale

Schräg in der Luft: DHB-Kapitän Johannes Golla.

Schräg in der Luft: DHB-Kapitän Johannes Golla. imago images

Ehe das dritte Hauptrundenspiel der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft angepfiffen wurde, teilte der DHB mit, dass der Rücktransport der im Laufe der EM positiv auf das Coronavirus getesteten Personen begonnen hat. Leipzigs Spielmacher Luca Witzke und Magdeburgs Linksaußen Lukas Mertens waren die ersten, weitere Profis sollten alsbald folgen. Der verbleibende Kader stimmte sich mit der ersten gemeinsamen Trainingseinheit auf Gegner Schweden ein. Mit Hendrik Wagner konnte zumindest ein infizierter Profi in das 16er-Aufgebot nachrücken

Der amtierende Vizeweltmeister, der mit fünf Bundesliga-Stars um seinen genialen Spielmacher Jim Gottfridsson (SG Flensburg-Handewitt) begann, erwischte den besseren Start. Die Skandinavier setzten sich direkt auf 5:2 ab, weil die DHB-Abwehr nicht die nötige Präsenz und Härte an den Tag legte.

Shootingstar Köster spielt weiter groß auf

Vorne war Shootingstar Julian Köster der große Lichtblick im deutschen Spiel, an drei der ersten vier Tore war das Gummersbacher Top-Talent direkt beteiligt. Der Europameister von 2016 war bedingt im Spiel, doch die Schweden ließen zu viel liegen, sodass es nach 17 Minuten nur 7:5 für den Favoriten stand.

Die fehlerbehaftete Partie bewegte sich auf überschaubarem Niveau, das bei den Schweden noch einen Tick höher war. Doch allen voran Köster hielt Deutschland mit Aktionen wie seiner Rückraum-Granate nach 24 Minuten im Spiel (8:10). Dazu steigerte sich Fabian Wiede, der kurz vor dem Seitenwechsel nochmal verkürzte. So ging es "nur" mit zwei Toren Rückstand in die Pause (10:12).

Mit dem Seitenwechsel baute Schwedens norwegischer Nationaltrainer Glenn Solberg auf seine zweite Reihe im Rückraum, die allerdings nicht wirklich überzeugen konnte. Mit einem frechen Siebenmeter stellte Tobias Reichmann in der 37. Minute sogar auf 13:13, die deutschen Fans hatten da längst die Oberhand.

Drux kommt auf Betriebstemperatur

Vor Anbruch der Schlussviertelstunde verfielen beide Teams ein wenig in Hektik und schlossen teils viel zu überhastet und unsauber ab. Schweden fand in der Folge vor allem über Kreisläufer Oscar Bergendahl (später "Man of the Match") immer wieder eine geeignete Lücken, doch beim DHB-Team nahm Paul Drux Betriebstemperatur auf (17:18, 47.). Es war nun ein echter Krimi.

Gislason blieb sich seiner Linie treu und rotierte weiter durch. Doch so langsam schwanden Kraft und Konzentration, in Unterzahl kassierte Deutschland in der 53. Minute das 18:21, kurz darauf baute Schweden den Vorsprung gar auf vier Tore aus. Durch die 21:25-Niederlage hat die DHB-Auswahl das EM-Halbfinale, das laut Gislason ohnehin nie als Ziel ausgegeben worden war, definitiv verpasst.

Zum Abschluss der Hauptrunde trifft die deutsche Mannschaft am Dienstag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) auf Russland, das Polen am Sonntag in der Schlusssekunde mit einem Treffer fast von der Mittellinie gerade noch einen Punkt abknöpfte. Im Skandinavien-Duell zwischen Schweden und Norwegen entscheidet sich dann ab 20.30 Uhr, wer voraussichtlich den Spaniern ins Halbfinale folgt.

Deutschland - Schweden 21:25 (10:12)

Deutschland: Bitter (HSV Hamburg), Rebmann (Frisch Auf Göppingen) - Köster (VfL Gummersbach) 4, Drux (Füchse Berlin) 3, Dahmke (THW Kiel) 2, Golla (SG Flensburg-Handewitt) 2, Reichmann (MT Melsungen) 2/2, Wiede (Füchse Berlin) 2, Wiencek (THW Kiel) 2, Zerbe (TBV Lemgo Lippe) 2, Stutzke (Bergischer HC) 1, Wagner (Die Eulen Ludwigshafen) 1
Schweden: Palicka, Thulin - Wanne 6/3, Bergendahl 3, Gottfridsson 3, Lagergren 3, Sandell 3, Carlsbogard 2, Chrintz 2, Johansson 2, Claar 1
Schiedsrichter: Arthur Brunner (Schweiz)/Morad Salah (Schweiz)
Zuschauer: 1992
Strafminuten: 4 / 4
Disqualifikation: - / -

msc