Bundestrainer Joachim Löw stellte nach dem 2:1 in Kiew gegen die Ukraine, dem ersten Sieg in der Nations League, von Dreier- auf Viererkette um und wählte offensiveres Personal: Für Süle und Draxler kamen die beiden Chelsea-Akteure Havertz und Werner neu in die Elf. Die dritte Änderung fand auf der linken Seite statt: Gosens erhielt den Vorzug vor Halstenberg.
Nati-Coach Vladimir Petkovic nahm nach dem 0:1 in Spanien ebenfalls drei Änderungen vor: Anstelle von Benito, Mehmedi und Sow standen Zuber, Shaqiri und Gavranovic in der Startformation. In Sommer, Elvedi (beide Mönchengladbach) und Zuber (Frankfurt) begannen drei aktuelle Bundesliga-Profis, Akanji (Dortmund) und Steffen (Wolfsburg) fehlten aufgrund einer Corona-Infektion.
Deutschland nachlässig - ausgerechnet Kroos patzt
Das 100. Länderspiel von DFB-Regisseur Kroos sollte alles andere als gut beginnen für die deutsche Auswahl. Bereits in der 5. Minute musste Neuer die erste Großchance der Gäste vereiteln, der deutsche Kapitän parierte glänzend gegen den freistehenden Shaqiri. Im Anschluss an die folgende Ecke musste der DFB-Keeper aber doch hinter sich greifen: Nach Gosens Kopfballabwehr machte Freuler den Ball noch einmal scharf - und im Strafraum kümmerte sich kein Deutscher um Gavranovic, der komplett alleingelassen zur frühen Gästeführung einköpfte (5.).
Die deutsche Elf, angeordnet im 4-2-3-1, präsentierte sich in der Offensive variabel. Havertz, Werner und Gnabry tauschten ständig die Positionen, wirklich gefährlich wurde es in der Anfangsphase aber nicht. Stattdessen patzten ausgerechnet die beiden erfahrensten deutschen Spieler: Erst leitete Neuer mit einer zu lässigen Spieleröffnung die nächste Schweizer Großchance ein, machte seinen Fehler mit einer Parade gegen Gavranovic aber wieder gut (16.) - und dann patzte ausgerechnet Jubilar Kroos entscheidend: Nach einem Fehlpass des deutschen Taktgebers konterte die Schweiz sehenswert, über Gavranovic und Seferovic kam die Kugel zu Freuler, der den Ball mit ganz viel Gefühl über Neuer hinweg ins Tor hob, Rüdigers Rettungsaktion auf der Linie misslang (26.).
Werner schafft die schnelle Antwort
Doch der Löw-Elf, die bislang offensiv nur halbgar in Erscheinung getreten war, gelang die schnelle Antwort: Havertz eroberte früh den Ball und setzte damit Teamkollege Werner ein. Der DFB-Stürmer kurvte aus dem Zentrum nach links in den Strafraum und legte den Ball dann flach ins lange Eck (29.). Mit dem Anschlusstreffer im Rücken wurde Deutschland nun immer aufmerksamer und erhöhte den Druck: Gosens zwang Sommer mit einem Außenristschuss zu einer Flugparade (35.), Kroos setzte einen Distanzversuch ans Außennetz (44.).
Drei Tore binnen fünf Minuten: Wilder Schlagabtausch im zweiten Durchgang
Noch gefährlicher wurde es nach dem Seitenwechsel: Havertz behauptete sich am Strafraum klasse gegen zwei Gegenspieler, traf dann aber nur den Pfosten (49.). Kurze Zeit später war der ehemalige Leverkusener dann aber erfolgreich: Havertz fing einen Ball von Schär kurz vor dem Strafraum ab und legte die Kugel schließlich an Sommer vorbei ins lange Eck (55.).
Es folgten wilde Minuten: Die Schweiz, im zweiten Durchgang bis dahin recht blass, schlug umgehend zurück: Nach Steckpass von Gavranovic scheiterte der durchgebrochene Seferovic gleich zweimal an Neuer, doch die DFB-Elf bekam den Ball nicht entscheidend geklärt. So rauschte Gavranovic aus dem Hintergrund heran und donnerte den Ball unter die Latte - die erneute Führung (57.). Doch auch die sollte nicht lange Bestand haben: Werner marschierte über rechts in den Strafraum und brachte den Ball flach in die Mitte, wo Gnabry die Kugel äußerst sehenswert mit der Hacke ins lange Eck bugsierte (60.) - der dritte Treffer binnen fünf Minuten.
Schär setzt den gelb-roten Schlusspunkt
Das deutsche Team zeigte sich nun im Vergleich zum ersten Durchgang klar verbessert und agierte durchweg tonangebend. Torchancen ergaben sich zunächst aber nur durch Standards, Kroos scheiterte bei zwei exzellenten Freistoßsituationen (63., 70.). In der Schlussphase verlor das deutsche Spiel wie auch die gesamte Partie etwas an Tempo, einzig der eingewechselte Draxler sorgte mit einem wuchtigen Schuss ans Außennetz noch einmal für Gefahr (81.). Den Schlusspunkt der Partie setzte abermals Schär: Der an zwei Gegentreffern entscheidend beteiligte Innenverteidiger der Schweizer sah nach einem taktischen Foul an Draxler in der Nachspielzeit die Gelb-Rote-Karte (90.+4).
Letztlich blieb es beim dritten Unentschieden im vierten Nations-League-Spiel für das deutsche Team - und damit auch bei Tabellenplatz zwei. Mit einem Sieg hätte Deutschland Tabellenführer Spanien überholt, der überraschend in der Ukraine verlor. Der nächste Nations-League-Doppelpack steht in einem Monat an, gegen die Ukraine in Leipzig am 14. November und in Spanien am 17. November.