Bundestrainer Hansi Flick nahm im Vergleich zum 2:3 gegen Belgien Ende März fünf Änderungen vor: Statt ter Stegen, Kehrer, Wirtz, Werner (alle Bank) und Gnabry (verletzungsbedingt nicht im Aufgebot) begannen Trapp, Rüdiger, Schlotterbeck, Brandt und Sané. Noch nicht mit dabei waren der frisch gebackene Champions-League-Sieger Gündogan und Gosens, die beide am Samstag noch im Finale der Königsklasse aktiv gewesen waren.
Der neue ukrainische Nationaltrainer Serhiy Rebrov tauschte im Vergleich zum letzten Spiel unter Vorgänger Ruslan Rotan, einer 0:2-Niederlage gegen England im März in der EM-Qualifikation, ebenfalls auf fünf Positionen: Statt Svatok, Malinovskyi (beide Bank) sowie Karavaev, Zinchenko und Yaremchuk (nicht im Kader) spielten Zabarnyi, Tymchyk, Tsygankov, der ehemalige Dortmunder Yarmolenko und Dovbyk.
Goretzka alleinige Sechs - DFB-Elf mit Blitzstart
Ein wenig überraschend begann beim deutschen Team Goretzka alleine auf der Sechs, Kimmich dagegen spielte halblinks deutlich weiter vorne als eine Art Zwischenspieler, der den halbrechts noch offensiver orientierten Brandt unterstützte. Das DFB-Team startete vielversprechend, mit enorm hohem Pressing erwischte die deutsche Auswahl die Ukraine auch direkt kalt: Nach einem Fauxpas von Mudryk hatte Füllkrug früh eine dicke Chance, schoss aber hauchdünn am Tor vorbei (2.).
Kurz darauf stand es bereits 1:0. Wolf setzte sich halbrechts durch und schloss im Strafraum ab, Füllkrug fälschte den Ball schließlich im Zentrum noch durchaus gewollt - und unhaltbar für Keeper Trubin - ab (6.). Und die Ukraine hatte weiter Probleme mit den früh störenden Deutschen, Raum traf aus spitzem Winkel im Strafraum das Außennetz (11.).
Ukrainischer Doppelschlag fast aus dem Nichts
Die bis dahin kaum jenseits der Mittellinie aufgetauchten Gäste kamen in der 18. Minute aus dem Nichts plötzlich zum Ausgleich. Der von Tymchyk steil geschickte Tsygankov überwand Trapp mit einem Schuss ins linke Toreck. Der Treffer wurde zunächst wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung des Torschützen abgewunken, erhielt aber nach VAR-Check schnell die Anerkennung.
Und es kam noch schlimmer für die DFB-Elf, die sich im Defensivverhalten erneut allzu leicht übertölpeln ließ: Nach einem Ballverlust von Raum und Schlotterbeck flankte der vorn bediente Tymchyk flach ins Zentrum, wo der lauernde Mudryk zur Abnahme kam - und mit Hilfe von Rüdiger, der entscheidend abfälschte - die Führung für die Ukrainer markierte (23.).

Führungstreffer für die Ukraine: Antonio Rüdiger (li.) fälscht den Schuss von Mykhailo Mudryk (re.) ins Tor ab. IMAGO/Team 2
Fast mit dem Pausenpfiff: Sané trifft die Querlatte
Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte präsentierte sich das deutsche Team zwar wieder feldüberlegen, erzeugte jedoch längst nicht mehr so viel Druck wie in der Anfangsphase. Ein Distanzschuss von Goretzka, der knapp am Tor vorbeiging (29.) - viel mehr war nicht. Auf der Gegenseite sorgte einmal mehr Tymchyk für Wirbel - und Probleme für die deutsche Abwehr, schoss letztlich ans Außennetz (44.). Beinahe wäre Sané fast mit dem Halbzeitpfiff noch das 2:2 gelungen, sein direkter Freistoß landete jedoch an der Unterkante der Querlatte (45.+3).
Nach dem Seitenwechsel brachte Flick Klostermann und Havertz für Schlotterbeck und Füllkrug - doch die Abwehrfehler blieben: Brandt setzte mit einem etwas zu optimistischen wie halbhohen Rückpass Ginter im eigenen Strafraum unter Druck, wobei der Freiburger bei der Ballannahme zudem patzte. So kam Dovbyk an den Ball und legte nach ein paar Schritten Tsygankov seinen zweiten Treffer des Abends auf - 1:3 (56.). Pfiffe - und auch "Werder Bremen"-Sprechchöre - waren im Weserstadion anschließend zu hören.
Havertz im Fokus: DFB-Auswahl kommt spät zurück
Das dritte Gegentor zeigte auch bei den deutschen Spielern Wirkung. Zwar war das DFB-Team um Offensive bemüht, doch vieles blieb dabei Stückwerk. Klare Chancen blieben Mangelware - bis in die 74. Minute, als Rüdiger nach einer Standardsituation aus neun Metern nur knapp am Tor vorbeischoss. Insgesamt aber fehlten Ideen und zumeist auch Tempo, während vor dem eigenen Tor die defensiven Unzulänglichkeit blieben.
Als die Partie schon ein wenig dahinzuplätschern begann, schickte Rüdiger aus der Hälfte Joker Havertz steil, der sich mit Glück und Geschick im Zweikampf durchsetzte und zum Anschlusstreffer einschob (83.). Nun forcierte das deutsche Team doch noch einmal das Tempo und wurde belohnt: Sobol brachte Havertz im Strafraum ungestüm zu Fall, Kimmich verwandelte rund zwei Minuten vor dem Schlusspfiff mit Hilfe des Innenpfostens zum 3:3-Endstand (90.+1).
Am Freitag (20.45 Uhr) trifft die DFB-Elf in einem weiteren Testspiel in Warschau auf die polnische Auswahl, ehe es am Dienstag (erneut 20.45 Uhr) in Gelsenkirchen gegen Kolumbien geht. Die ukrainische Nationalmannschaft tritt am 3. Spieltag der EM-Qualifikation am Freitag (20.45 Uhr) in Nordmazedonien an.