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Die Analyse: Wie Haaland ManCitys Fehlpassquote erhöht

Kein gutes Debüt des Ex-Dortmunders bei der Niederlage im Community Shield

Die Analyse: Wie Haaland Manchester Citys Fehlpassquote erhöht

Hat sein Pflichtspieldebüt für Manchester City hinter sich - und mit seinen Kollegen verloren: Erling Haaland.

Hat sein Pflichtspieldebüt für Manchester City hinter sich - und mit seinen Kollegen verloren: Erling Haaland. IMAGO/Action Plus

Der Schlusspunkt war ein echter Kracher. Aber ein Lattenkracher. Klingt spektakulär, war aber auch nicht gut, denn Erling Haaland hätte den Ball in der siebten Minute der Nachspielzeit im Tor des FC Liverpool versenken müssen, traf aber nach flachem Zuspiel freistehend aus der Nahdistanz nur das Aluminium. Es wäre das 2:3 gewesen, ein Treffer ohne Wert, denn an der Niederlage des Meisters gegen den FA-Cup-Sieger hätte er nichts mehr geändert. Und doch hätte der Norweger selbst das Spielfeld mit einem etwas besseren Gefühl verlassen können - nun ist es ein noch etwas schlechteres.

Denn Haaland erwischte generell keinen guten Tag. Das muss natürlich zu diesem Zeitpunkt der Saison nicht überbewertet werden, doch der 75-Millionen-Euro-Mann wird, das konnte man gegen diesen starken Gegner auf jeden Fall schon erkennen, eine gewisse Zeit brauchen, um sich an das Spiel der Cityzens zu gewöhnen.

Das ist nicht überraschend, doch bemerkenswert ist schon, wie Haaland im ersten Spiel die Fehlpassquote seines neuen Teams erhöht hat. Nicht, weil er selbst extrem viele gespielt hätte, sondern, weil er immer wieder den Weg in die Tiefe suchte. Das ist legitim, weil es eine der Stärken dieses bulligen Neuners ist. Doch es ist eben auch nicht Citys Spiel, einen Neuner tief zu schicken. Sondern oft war es so, dass ein Neuner - ob echt oder falsch ist in dem Fall zweitrangig - sich aus der letzten Kette nach hinten löste, Innenverteidiger mitzog und Räume schuf, in denen die einlaufenden Achter oder Winger Steckbälle bekamen.

Nun forderte Haaland selbst diesen Schnittstellenball, doch genau hier brachten Liverpools Joel Matip und Virgil van Dijk oder sogar schon Thiago eine Stufe weiter vorne entscheidend den Fuß davor oder dazwischen. So kamen viele Bälle nicht an, die bisher sicher in Citys Besitz blieben. Und genau das geht Pep Guardiola über alles: Ballbesitz, Kontrolle. Pässe zu spielen, von denen man nicht quasi zu 90 Prozent weiß, dass sie ankommen werden, mag dieser Trainer, der das Risiko scheut und das Positionsspiel genau deshalb perfektioniert hat, nicht.

Passt sich Haaland an?

Hier wird es spannend sein, die kommenden Wochen zu beobachten: Passt sich Haaland an? Oder lässt Guardiola Kompromisse zu? Letzteres ist schwer vorstellbar. Mal abwarten.

Gar nicht abwartend ging Haaland das Spiel an, schon nach wenigen Sekunden setzte er seinen Körper robust gegen keinen Geringeren als van Dijk ein. Das wird zweifellos ein neues Element sein im Spiel des englischen Meisters. Neben der bereits erwähnten Chance kurz vor Feierabend hatte Haaland auch in der ersten Halbzeit eine gute vergeben. Hier verschuf er sich mit seiner Wucht Raum und Vorteil gegen Andy Robertson, scheiterte aber an Reds-Keeper Adrian.

Im zweiten Durchgang war lange von Haaland wenig zu sehen, beim einzigen Tor von Julian Alvarez - der eingewechselte Neuzugang traf im Gegensatz zum Norweger - hatte er keine Aktien.

Darwin größer als Haaland?

Darwin Gabriel Nunez Ribeiro

Neuer Klub, erstes Pflichtspiel, erster Titel: Darwin Gabriel Nunez Ribeiro - kurz einfach nur Darwin. IMAGO/Action Plus

Allen die Show aber stahl Liverpools Neuer Darwin, der - obschon nur in der Jokerrolle - allen einen Vorgeschmack gab, wie der Doppel-Pokalsieger Sadio Mané (FC Bayern) ersetzen möchte: mit Wucht, mit Galligkeit und, wie es Liverpools Art ist, im Kollektiv.

City indes könnte in puncto Kollektiv durch Haaland vor eine Zerreißprobe gestellt werden, denn auch Kevin De Bruyne und der Mittelstürmer harmonierten nicht besonders. Aber das kann ja noch werden. Doch oft sollte Haaland, mit Ball aktiver als im Gegenpressing, nicht demonstrativ im Abseits bleiben. Das hat De Bruyne wütend gemacht. Und Guardiola wird auch nicht "amused" gewesen sein.

Fortsetzung folgt …

Thomas Böker