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"Die Lawine Neapel" sorgt für den puren Juventus-Horror

Tabellenführer setzt sich ab von der direkten Konkurrenz

"Die Lawine Neapel" sorgt für den puren Juventus-Horror

Pure Ekstase: Victor Osimhen hat mit einer furiosen Napoli-Mannschaft ein großes Zeichen gesetzt.

Pure Ekstase: Victor Osimhen hat mit einer furiosen Napoli-Mannschaft ein großes Zeichen gesetzt. IMAGO/Insidefoto

Ein Tor und drei Vorlagen von Wirbelwind Khvicha Kvaratskhelia, ein Doppelpack und ein Assist von Victor Osimhen: Allein die beiden Offensivaushängeschilder der Neapolitaner zeigten dem italienischen Rekordmeister Juventus am Freitag die Grenzen beim deutlichen 5:1 auf, das Ergebnis kann auch als Kampfansage in Sachen Scudetto gewertet werden. Dieses Jahr geht der Titel in Italien nur über Napoli.

Die Abwehr der Turiner um Innenverteidiger Bremer wirkte in Phasen schlicht überfordert, während die Offensive des Teams von Trainer Massimiliano Allegri zu wenig zustandebrachte - und dabei auch Pech hatte. Ein 2:2 wäre für den argentinischen Weltmeister Angel di Maria & Co. durchaus möglich gewesen, spätestens nach dem Seitenwechsel war aber Schicht im Schacht.

"Wir können nach Jahren endlich auf den Titel hoffen"

Oder in den Worten von "Tuttosport", die allen voran den Auftritt des  Tabellenzweiten kritisierte: "Ein Horrorabend für Juve, die Lawine Neapel überrollt eine schüchterne und unkonzentrierte Mannschaft, die jegliche Ambition verloren hat." Die "Gazzetta dello Sport" schwärmte dagegen eher vom Siegerteam - und vom "Hurrikan Napoli", der über Juventus hinweggefegt war.

Fünf Gegentore in der Serie A hatte die Alte Dame ganz nebenbei letztmals im Mai 1993 kassiert, damals hatte es gegen Pescara ebenfalls ein 1:5 gesetzt - kurioserweise war der jetzige Juve-Coach damals einer der Torschützen für Pescara gewesen.

Jener Max Allegri jedenfalls gratulierte Neapel und seinem Gegenüber Luciano Spalletti nach dieser Pleite fair: "Die Niederlage ist verdient." Er ergänzte aber direkt, dass diese Spielzeit (20 Partien stehen aus) noch lange nicht vorüber sei: "Jetzt müssen wir einfach wieder auf die Beine kommen, Energie tanken und weiterarbeiten. Es gibt schließlich noch viele Punkte zu holen."

Doch reicht die Zeit, um die bärenstarken Neapolitaner (erst eine Niederlage in der Liga) am Ende tatsächlich noch einzufangen? Aktuell sieht es für Frankfurts kommenden Achtelfinal-Gegner in der Champions League gut aus, der Vorsprung auf Juve beträgt satte zehn Punkte und neun auf Titelverteidiger AC Mailan (2:2 gegen Aufsteiger Lecce). "Wir können nach Jahren endlich auf den Titel hoffen", gibt sich Trainer Luciano Spalletti durchaus hoffnungsfroh.

Wird Maradonas Erbe angetreten?

Für den Coach, in der Vergangenheit mit seinem offensiven Ansatz schon phasenweise bei der Roma (zwei Pokalsiege), Zenit St. Petersburg (zwei Meisterschaften, darunter ein Double) und Inter erfolgreich gearbeitet hat, wäre der Scudetto auch die Bestätigung seiner Philosophie.

Und für die Stadt Neapel nach den beiden Meisterschaften 1987 und 1990, die mit Klub-Ikone Diego Armando Maradona geholt wurden und nach dessen Tod das Stadion von Sao Paulo umbenannt wurde, käme das einer Erlösung gleich.

In der wirtschaftlich teils abgehängten Region ist die Sehnsucht nach einem Erfolg bei den ansässigen Menschen gewaltig - und die Euphorie bereits jetzt riesig. Das zeigt allein die Tatsache, dass nach dem 5:1-Triumph Tausende Tofosi die neapolitanischen Straßen am Fuße des Vesuvs mit Fahnen und Trikots in Himmelblau erstrahlen ließen, den Vereinsfarben der SSC Neapel.

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