Bundesliga (D)

Drei Erkenntnisse nach Herthas erstem Dreier unter Schwarz

Hertha kann sich auf seine Bank und die eigene Beharrlichkeit verlassen

Drei Erkenntnisse nach dem ersten Dreier unter Schwarz

Sandro Schwarz feierte seinen ersten Dreier mit Hertha BSC.

Sandro Schwarz feierte seinen ersten Dreier mit Hertha BSC. IMAGO/Sven Simon

Die Kernbotschaft packte Sandro Schwarz in der Medienrunde am Montagmittag gleich in den ersten Satz: "Ergebnisse beschleunigen immer den Entwicklungsprozess." Der am Vortag in Augsburg verdient eingefahrene erste Sieg unter dem im Sommer als Nachfolger von Retter Felix Magath bei Hertha installierten Schwarz hilft allen: dem Selbstvertrauen der Spieler, ihrem Glauben an den Plan des Trainers und der tabellarischen Situation. Der erste Dreier unter Schwarz lieferte drei Erkenntnisse:

Hertha zeigt Beharrlichkeit: "Wir haben vor dem Spiel und in der Halbzeitpause ganz deutlich gesagt", betonte Schwarz, "dass wir etwas mitnehmen wollen", konkret: "diese drei Punkte." Das Spiel in Augsburg, wo der erste Durchgang in Ballbesitz nicht nach Wunsch lief, war sinnbildlich für die bisherige Saison: Hertha bleibt dran - auch (wie in Gladbach oder gegen Dortmund) nach Rückständen, auch nach schwächeren Spielphasen. "Wir wollten nicht nochmal für eine Leistung gelobt werden, ohne etwas in der Hand zu halten", sagte Schwarz. So trat sein Team auf und zog sich auch nach 1:0-Führung nicht zurück, sondern drängte auf die Entscheidung.

Hertha kann zu null spielen: "Defensive Stabilität" war für Schwarz in Augsburg "ein unheimlich wichtiger Faktor". In der Vorwoche gegen Dortmund (0:1) hatten insbesondere in der ersten Halbzeit die Abstände nicht gepasst, auch das Umschaltverhalten nach Ballverlusten war mangelhaft. In Augsburg lieferte Hertha von wenigen Momenten abgesehen einen konzentrierten, entschlossenen Vortrag. Heraus kam das erste Zu-null-Spiel dieser Saison. "Dass wir aktiv verteidigen, mit den Dreien vorne gut anlaufen wollen und die Achter und Sechser gut reagieren, war ein Hauptschwerpunkt in der Trainingswoche", so Schwarz. "Das haben wir in Augsburg sehr gut gemacht. Die Höhe der Kette war auch sehr gut. Und Olli (Torwart Oliver Christensen, d. Red.) war sehr wachsam und hat fast als elfter Feldspieler gut mitgespielt. Die ganze Mannschaft hat gut verteidigt. Das ist das, was wir brauchen."

Uremovic ist ein Streichkandidat

Allerdings: Innenverteidiger Filip Uremovic, nach Gelb-Rot-Sperre und Bluterguss im Knie zurück in der Startelf, bleibt ein Unsicherheitsfaktor. Nach seinem Halten gegen Ermedin Demirovic hatte er Glück, dass er nur Gelb statt Rot sah (23.) Kurz danach ließ er sich von Augsburgs Neuzugang Mergim Berisha düpieren (27., Pfosten). Uremovic, der gegen Frankfurt (1:1) vorm Ausgleich den Ball vertändelte und in Gladbach (0:1) nach Handspiel einen Elfmeter und Gelb-Rot kassierte, ist mit seinem Hang zu verhängnisvollen Aussetzern schon fürs Leverkusen-Spiel am Samstag ein Streichkandidat. Der uruguayische Neuzugang Agustin Rogel, in Augsburg nach seinen Reisestrapazen unter der Woche noch nicht im Kader, steht parat - und könnte mit seiner Kopfballstärke auch bei Offensiv-Standards zum Faktor werden.

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kicker-Wochenendrückblick vom 25.09.2023
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Herthas Bank funktioniert: Die Joker leisteten in Augsburg einen maßgeblichen Beitrag zum Sieg. Marco Richter erzielte bei seinem Ex-Klub in der Nachspielzeit das zweite Tor nach feiner Vorarbeit von Davie Selke. Richter, bei dem im Juli Hodenkrebs diagnostiziert worden war, traf im zweiten Einsatz nach seiner Rückkehr auf den Platz. Das war nicht nur für Schwarz "der i-Punkt eines guten Tages". Neben Richter und Selke setzte sich in Jean-Paul Boetius noch ein dritter Einwechsler auffällig in Szene. Der Niederländer, bei seinem Startelfdebüt für Hertha vor Wochenfrist gegen Dortmund weitgehend von der Rolle, bestach in Augsburg durch Ballsicherheit, Übersicht und - etwa auf den rechts startenden Jonjoe Kenny - kluge Pässe in die Tiefe. Schwarz: "Es war wichtig, dass wir das Spiel von der Bank aus entschieden haben und alle komplett in der Dynamik und Bereitschaft drin bleiben." Die Botschaft dahinter: Jeder wird gebraucht.

Steffen Rohr

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