Junioren (D)

Etas Einblicke: Geburtstagsessen mit Klopp - und ein "Urlaub" in Österreich

Als einzige Frau auf dem Weg zur Pro-Trainerlizenz

Etas Einblicke: Geburtstagsessen mit Klopp - und ein "Urlaub" in Österreich

Die Ausbildung nimmt Fahrt auf: Marie-Louise Eta, hier im Juni im Kreis der deutschen U-15-Juniorinnen.

Die Ausbildung nimmt Fahrt auf: Marie-Louise Eta, hier im Juni im Kreis der deutschen U-15-Juniorinnen. Getty Images

Von Marie-Louise Eta

Die letzten Wochen und Monate waren unglaublich intensiv und vor allem - mal wieder - extrem lehrreich. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieser Arbeit täglich nachgehen darf, wobei es sich nicht wie Arbeit anfühlt und ich es auch gar nicht so nennen mag. Die eigene Leidenschaft mit dem Beruf zu verbinden, ist für mich die beste Kombination, die es geben kann.

Beim internationalen Trainerkongress im Mai stand ich vor einer meiner größten Herausforderungen als Trainerin. Ich durfte vor mehreren hundert Top-Trainern mit den U-17-Junioren des SC Freiburgs eine Praxis-Demonstration im Freiburger Europapark-Stadion durchführen. Ich bin sehr dankbar, dass mich unser Ausbildungsleiter Daniel Niedzkowski gefragt und mir diese Möglichkeit und das Vertrauen gegeben hat. Im Publikum saßen unter anderem einige Nationaltrainer und -trainerinnen des DFB, auch Miroslav Klose, Friedhelm Funkel, Norbert Elgert, Florian Bruns und viele andere bekannte Trainer.

Dort die Möglichkeit zu bekommen, meine Ideen zu präsentieren, hat mich auch ein Stück weit stolz gemacht. Die Aufregung vorher war groß, doch als es dann losging, hat es richtig Spaß gemacht - wie immer, wenn man mit einer Mannschaft auf dem Platz stehen darf und gemeinsam gezielte Schwerpunkte verbessern möchte. Die Unterstützung des Trainerteams der U 17 um Cheftrainer Bernhard Weis und seinem Co-Trainer Christian Bahlinger hat mir vorab und auf dem Platz sehr geholfen. Es war eine große Challenge, in der kurzen Zeit zum einen die Einheit mit den Jungs durchzuführen und gleichzeitig auch die Zuschauer in meine Gedanken und Überlegungen mitzunehmen - das war nicht alltäglich.

Schulung mit TV-Moderator Leopold

Nach dem Treffen in Freiburg Anfang April ging es für uns Teilnehmer des Pro-Lizenz-Lehrgangs Ende des Monats in Wiesensee weiter, also im Westerwald. Der Termin ist schon ein gewisses Ritual in der Ausbildung, weil dort seit vielen Jahren das Kommunikations- und Medientraining stattfindet. Hier haben vor allem unsere Sportpsychologen Werner Mickler und Babett Lobinger die Inhalte geplant, durchgeführt und uns mit weiteren Experten wie zum Beispiel TV-Moderator Michael Leopold geschult.

Eta: "Zuletzt häufiger am DFB-Campus zu Gast"

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Wir haben unter anderem ein Interview-Training bekommen, einige Rollenspiele absolviert, Team-Building-Maßnahmen zu verbaler und nonverbaler Kommunikation gemacht und viele Hilfestellungen zur Gesprächsführung mit beispielsweise dem Mannschaftsrat, Trainerteam und neuen Spielern bekommen. Das waren extrem spannende und stellenweise auch sehr witzige Tage - ob bei den Rollenspielen, den Teambuilding-Maßnahmen oder auch abends beim Zusammensitzen wurde sehr viel gelacht.

Die Trainingseinheiten werden aufgenommen und hochgeladen

Zwei Wochen später folgte bereits die nächste Präsenzphase in Berlin, wir durften bei Hertha BSC zu Gast sein. Das war sehr besonders, sich auf der Anlage direkt im Schatten des Olympiastadions zu bewegen und sich mit einigen Verantwortlichen des Vereins auszutauschen. Die Bundesliga-Mannschaft hat damals gleichzeitig Relegation gespielt, deswegen konnten wir natürlich keine Personen aus dem Profiteam treffen, durften aber mit der U 17 und U 19 auf dem Platz arbeiten, um das Lehrgangsthema "Umschalten" umzusetzen.

Die Erkenntnisse und Impulse daraus haben wir direkt in die Praxisphase bei unseren Heimvereinen umgesetzt. Diese Einheiten nehmen wir mit Kameras auf und laden es in den sogenannten Online-Campus hoch. Dort reflektieren wir uns erst selbst, danach geben wir uns gegenseitig Feedback, bevor die Ausbilder die Einheiten kommentieren. Ich durfte mit dem Nord-Regionalligisten TSV Havelse zum Schwerpunkt Umschalten auf Offensive einen Trainingsteil gestalten und gemeinsam mit dem Trainerteam Philipp Gasde und Björn Bremermann durchführen.

Einblicke in Wolfsburg - und ein Treffen mit Klopp

Nächste Station für uns war Wolfsburg. Das inhaltliche Oberthema in der Phase war positionsspezifisches Training. Am Vormittag des ersten Präsenztages gehen wir meistens selbst mit der Gruppe auf dem Platz und führen Trainingsformen durch. Neben dem sehr praxisnahen inhaltlichen Austausch finden meistens auch immer wieder spannende Duelle untereinander statt, bei denen der Ehrgeiz, aber auch der Spaß nicht zu kurz kommt. Wegen der Sommerpause standen wir mit einer gemischten Wolfsburger Mannschaft aus U 17 und U 19 sowie einem Oberligisten aus der Umgebung auf dem Platz. Die Expertengespräche gehören immer wieder zu den Highlights in den Präsenzphasen. Im AOK-Stadion haben wir mit VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer ein sehr offenes und interessantes Gespräch geführt und am letzten Tag das erste Training von Niko Kovac und seinem Team anschauen können.

Marie-Louise Eta

  • Marie-Louise Eta wurde als Spielerin dreimal mit Turbine Potsdam Meisterin und 2010 Champions-League-Siegerin. Mit Deutschlands U 17 gewann die gebürtige Dresdnerin den EM-, mit der U 20 den WM-Titel. Seit ihrem Karriereende mit 26 Jahren arbeitet sie als Trainerin - und aktuell beim DFB an ihrer Pro-Lizenz. Parallel ist sie Assistentin bei den deutschen U-17-Juniorinnen. Ihr Mann Benjamin Eta ist ebenfalls Trainer.

Das absolute Highlight des Sommers war eine gemeinsame Reise nach England. Am ersten Tag waren wir auf dem Trainingsgelände vom FC Liverpool zu Gast und hatten die Gelegenheit unter anderem Jürgen Klopp zu treffen. Insgesamt herrscht auf dem gesamten Gelände eine unfassbar angenehme und familiäre Atmosphäre. Ich hatte das Gefühl, dass sich jede und jeder über unsere Anwesenheit gefreut hat. Wir durften das Auftakttraining der Profis sehen, uns mit Klopp und seinen Co-Trainern Pep Lijnders und Peter Krawietz austauschen. Sie haben sich sehr viel Zeit für uns genommen, und ich hatte auch noch das Glück, an meinem Geburtstag mit Klopp am Mittagstisch zu sitzen und mit ihm zu sprechen.

So wie man ihn in der Öffentlichkeit wahrnimmt, so eine beeindruckende und authentische Persönlichkeit war er auch hautnah. Wenige Tage später konnten wir das U-23-Training sehen, danach mit dem Trainerteam sprechen und waren in der Akademie, in der uns der Leiter Alex Inglethorpe ihr Ausbildungskonzept vorgestellt hat. Diese detaillierten Einblicke in diesem großartigen, traditionsreichen Verein zu bekommen war wie in einem Traum. Am Ende der einzelnen Tage haben wir uns häufiger mal untereinander angeschaut und uns gefragt, ob wir das wirklich gerade erlebt haben. Die Zeit vor Ort werde ich so schnell nicht vergessen.

Live-Fußball bei der Frauen-EM - und ein "Urlaub" in Österreich

Die EM der Frauen konnten wir während des Trips auch live beobachten. Wir haben uns das Eröffnungsspiel England gegen Österreich in Manchester im Old Trafford angesehen und auch den tollen Auftakt der deutschen Frauennationalmannschaft gegen Dänemark. Außerdem haben wir uns in Manchester vor dem Spiel mit Experten des englischen Fußballverbands ausgetauscht und einen spannenden Vortrag zum Thema "Creating Culture" von Damian Hughes gehört.

Eta über ihren Weg als Spielerin und Trainerin:

Als vor dem Old Trafford dann so viele Menschen ins Stadion strömten, war das völlig verrückt zu sehen. Zwei großartige Spiele. Die Stimmung im Stadion war beeindruckend und es hat mich zudem auch sehr gefreut, einige ehemalige Mitspielerinnen wieder zu treffen.

Nach unserem Besuch in England waren wir das allererste Mal zusammen in der DFB-Akademie in Frankfurt und haben den Themenblock der Analyse bearbeitet. Die Bedingungen vor Ort sind super, und ich durfte zusammen mit Danny Röhl, Marc Hensel und Robert Lechleiter in den Tagen mit den U-19-Junioren von Eintracht Frankfurt zwei Trainingseinheiten ausarbeiten und umsetzen. Unser Schwerpunkt war nach Absprache mit dem Trainerteam der Eintracht das Umschaltspiel.

Mitte Juli hatte ich noch eine Woche "Urlaub". Die habe ich zusammen mit meinem Mann Benjamin, der bis Sommer den jetzigen Regionalligisten Bremer SV trainiert hat, direkt mal für eine Hospitation genutzt. Wir waren in Österreich und haben in den Trainingslagern von Union Berlin und Bayer Leverkusen vorbeigeschaut und sehr interessante Einblicke bekommen. Und zwischendurch blieb auch mal etwas Zeit, um abzuschalten.

Marie-Louise Eta stellt sich vor

Die einzige Frau im DFB-Trainerkurs: Marie-Louise Eta stellt sich vor

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