2. Bundesliga (D)

FCK-Boss Hengen: "Ohne Investoren wäre Überleben unmöglich"

Finanzen bei Mitgliederversammlung im Fokus - Kaderplaner soll kommen

FCK-Boss Hengen: "Ohne unsere Investoren wäre ein Überleben nicht möglich"

Kennt sich beim FCK aus: Geschäftsführer Thomas Hengen.

Kennt sich beim FCK aus: Geschäftsführer Thomas Hengen. IMAGO/Eibner

Traditionen pflegen sie in Kaiserslautern ganz besonders. Speziell in den vergangen zwei Jahrzehnten war die Mitgliederversammlung eine Ansammlung von problematischen Gewohnheiten. Aufgrund der Pandemie sah man sich in den Jahren 2021 und 2020 nur virtuell - gestritten wurde trotzdem. In Präsenz fand die Veranstaltung letztmals 2019 statt. Die Zusammenfassung von damals liest sich aus heutiger Perspektive wie eine Mischung aus einem schlechten Krimi und einem Horrorfilm.

Die damalige Dramaturgie wurde von dubiosen Machtkämpfen zwischen noch dubioseren Investoren und einer elendig langen internen Schlammschlacht geprägt. Am Ende wurde ein Aufsichtsrat gewählt, der sich nach allen Regeln der Kunst binnen weniger Monate selbst zerlegte. Der Blick zurück verdeutlicht, wie gut es dem FCK drei Jahre später geht. Dafür darf man dann auch mit Traditionen brechen. Denn die Versammlung im Dezember 2022 war friedlich und konstruktiv wie vielleicht nie zuvor.

Der Aufsichtsrat wurde mit über 91 Prozent der anwesenden Mitglieder entlastet, der e.V.-Vorstand gar mit über 99 Prozent. Solche Zustimmungswerte beim FCK erschienen in den letzten Jahren unwahrscheinlicher als ein Durchmarsch in die Bundesliga bis zu einer Wiederholung der 1998er Meisterschaft als Aufsteiger. Der neue Zusammenhalt ist einer der vielen Schlüssel zum Erfolg.

"Innen wird kontrovers diskutiert, nach außen nicht mehr. Das ist das Entscheidende", betonte FCK-Legende und Aufsichtsrat Hans-Peter Briegel. Rainer Keßler, Vorsitzender des Kontrollgremiums, pflichtete ihm bei. "Es ist bemerkenswert, dass keine Details aus Investorenverhandlungen mehr nach außen dringen. Hier haben wir aus der desaströsen Darstellung der Vergangenheit gelernt. Begriffe wie Chaosverein oder Skandalverein finden nicht mehr statt. Das muss auch in kritischen Phasen in Zukunft unser Anspruch sein."

Die allgegenwärtige Freude rückte beim Blick auf die Finanzzahlen aber ein wenig in den Hintergrund. 16 Millionen Euro betrug der Umsatz der Kapitalgesellschaft im Geschäftsjahr, das zum 30. Juni endete - mit einem Verlust von 4,12 Millionen Euro. "Ohne unsere Investoren wäre ein Überleben nicht möglich", stellte Geschäftsführer Thomas Hengen daher klar. Das Defizit kann auch durch den Aufstieg allein nicht wettgemacht werden.

Wir müssen im bezahlten Fußball wieder eine Konstante sein.

Thomas Hengen

"Um sich mittelfristig selbst finanzieren zu können, müssen wir im bezahlten Fußball wieder eine Konstante sein", erklärt Hengen. Keßler formulierte es ähnlich: "Die KGaA operiert nicht mit schwarzen Zahlen. Dieser Realität müssen wir ins Auge schauen. Ohne frische Kapital ist Profisport in Kaiserslautern noch nicht darstellbar. Wirtschaftlich ist der Verein noch lange nicht über den Berg.

Sorgenkind Stadion

Haben aktuell immer wieder Grund zu Freude: Fans des 1. FC Kaiserslautern.

Haben aktuell immer wieder Grund zu Freude: Fans des 1. FC Kaiserslautern. IMAGO/Laci Perenyi

Apropos Berg, da liegt nämlich das Schmuckstück und eines der größten Probleme zugleich. Während der Heimspiele ist das Stadion auf dem Betzenberg mit im Schnitt 38.602 Zuschauern ein wahrer Trumpf. Fernab der stimmungsvollen 90 Minuten ist die WM-Arena von 2006 aber ein teurer Klotz. Zu den Pachtzinsen in Höhe von 2,4 Millionen Euro kommen Unterhalt und Instandhaltungsmaßnahmen, sodass der FCK in dieser Saison in Summe rund 6,5 Millionen Euro berappen muss.

Notwendige Modernisierungsmaßnahmen sind da nicht einbegriffen. Dass der Rückkauf der Arena perspektivisch gesehen unumgänglich ist, sehen die Verantwortlichen. Doch das dafür notwendige Paket in Höhe von rund 50 Millionen Euro ist noch nicht in Sicht.

Enormer Nachholbedarf

Aktuell gibt es wichtigere Baustellen für das begrenzte verfügbare Geld. Der Nachholbedarf ist nach vier Jahren in der 3. Liga in zahlreichen Bereichen enorm. "Mittelfristig müssen wir die Professionalisierung vorantreiben, die Personalstärke mit Bedacht vergrößern, die Scoutingabteilung muss wachsen. Auch ein Kaderplaner soll mittelfristig dazukommen", erklärte Hengen, der aktuell als Geschäftsführer für den finanziellen und den sportlichen Bereich zahlreiche Themenfelder beackern muss.

Das Tagesgeschäft soll bei den Investitionen auch nicht zu kurz kommen. "Wir wollen uns im Winter punktuell verstärken. Leistungsträger sollen nach der Saison gehalten werden, ohne dabei die finanzielle Lage außer Acht zu lassen", betonte der Klubchef.

Seit dem 1. Juli ist das Thema Quattrex beim FCK erledigt.

Tobias Frey

Der e.V., die Muttergesellschaft der KGaA-Profiabteilung, hatte auch gute Nachrichten im Gepäck. Vorstandsmitglied Tobias Frey bekam deutlichen Applaus, als er betonte: "Seit dem 1. Juli ist das Thema Quattrex beim FCK erledigt". 400.000 Euro betrug die letzte Rate an den Finanzdienstleister, der dem FCK zwischenzeitlich acht Millionen Euro geliehen hatte - und den Klub mit Zinsen von über acht Prozent arg einschnürte. Mit der am 1. August zurückgezahlten Betze-Anleihe (1,8 Millionen Euro) wurde ein weiteres emotional negativ behaftetes Thema ad acta gelegt.

2. Liga

Sorgenfrei ist der e.V. damit aber nicht. Die Verbindlichkeiten wurden nur umgeschuldet und bestehen jetzt gegenüber dem Tochterunternehmen KGaA (4,8 Millionen Euro) und deren Geldgebern (1 Million). Fällig sind die Verbindlichkeiten zwischen 2025 und 2028. Der Rückzahlungsplan steht. Ab 2025 kann der e.V. Aktien der KGaA, an der er noch rund 45 Prozent hält, steuerrechtlich neutral veräußern.

"Diese 2,5 Millionen Stück Aktien sind der finanzielle Asset des Vereins. Das ist die Masse, mit der wir unsere Verbindlichkeiten begleichen können. Wie viele dieser Aktien wir ab 2025 verkaufen müssen, hängt vom sportlichen Erfolg ab. Je besser wir spielen, desto weniger", erklärte Keßler.

Mehr Mitglieder, weniger Chaos

Nicht nur wirtschaftlich steht der e.V. deutlich besser da als zu Jahresbeginn. Dank einer besonders von Vorstandsmitglied Gero Scira vorangetriebenen Mitgliederkampagne hat der Klub binnen diesen Jahres ein Plus von rund 33 Prozent verzeichnen können. Mit 16.900 Mitgliedern startete der FCK ins Jahr, am 4. Dezember steht er bei 22.459.

Dass davon am Sonntag nur rund 450 den Weg auf dem Betzenberg nahmen, zeugt von der guten Stimmung rund um die Roten Teufel. Nach 4,5 Stunden war die Versammlung beendet. 2019 wollten noch mehr als 1400 Mitglieder das über zehnstündige Spektakel nicht verpassen, respektive zu chaotischen Zuständen beitragen. Eine Tradition, die vorerst Geschichte ist.

Moritz Kreilinger

Scorer, Dauerbrenner und Kilometerfresser: Höchstwerte im Unterhaus