Spieltag

FeNC: Play-off-Farce wegen 6.000 Kilometern Server-Distanz

Region "Mittlerer Osten und Afrika" sorgt für Aufsehen

FeNC 2023: "Unmöglich, so zu spielen" - Play-offs geraten zur Farce

Südafrikas Qualifikation kam unter speziellen Bedingungen zustande.

Südafrikas Qualifikation kam unter speziellen Bedingungen zustande. FIFAe

Die Qualifikation Südafrikas für den FIFAe Nations Cup 2023 hat einen Beigeschmack. Das eSport-Team der Bafana Bafana verlor in den Play-offs ebenso viele Einzelpartien wie es gewann. Jedes Duell wurde nach Hin- und Rückspiel über die Tordifferenz entschieden. Dabei fielen die Ergebnisse zumeist auffällig hoch aus - in die eine oder andere Richtung. Schuld daran ist ein Server-Problem in der Region "Mittlerer Osten und Afrika". 

6:0 und 0:7, 7:0 und 1:4 sowie 5:0 und 0:4 lauten die letzten südafrikanischen Resultate der Play-offs. Nun haben sich natürlich auch auf dem virtuellen Rasen schon grandiose Aufholjagden und torreiche Schlagabtausche zugetragen. In dieser Frequenz kommen sie unter normalen Umständen aber nicht vor. Doch genau das war der Rahmen eben nicht: normal. Denn in jedem Spiel hatte eines der beiden Teams enorme Nachteile.

Mehr als 6.000 Kilometer zwischen den Servern

Die Region "Mittlerer Osten und Afrika", wie sie für die FIFAe-Turniere heißt, ist geografisch weit gefasst. Zudem beinhaltet sie verschiedene Server, über die FIFA 23 gespielt wird. Laut des marokkanischen Video-Analysten Hakim El-Kaddouri reisen viele der afrikanischen Teams für große Wettbewerbe in den Mittleren Osten. Um dort dann über die Server Manama oder Dubai anzutreten. Südafrika allerdings spielte in den Play-offs auf dem Johannesburg-Server. 

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Dieser ist mehr als 6.000 Kilometer von Manama und Dubai entfernt. In FIFA 23 wird stets der Server des einladenden Spielers respektive Teams genutzt. Südafrika musste also die Hälfte der Partien über den Mittleren Osten spielen, die andere Hälfte über den heimischen Server. Was dann wiederum bedeutete, dass der Gegner über ein Rechenzentrum in mehr als 6.000 Kilometer Entfernung agieren muss. 

Die erheblichen Distanzen sorgen für Verzögerungen in der Ausführung der Eingaben. El-Kaddouri, der während der Play-offs für Marokko vor Ort war, hat es selbst erklärt: "Du drückst einen Knopf und die Aktion folgt erst ein paar Sekunden später. Es ist unmöglich, so zu spielen", meinte er in einem Video auf Twitter. Dort ist er als 'MrDoorey' bekannt und gibt regelmäßig Einblicke in die eSport-Szene der Region.

"Sieg oder Niederlage - das hat keine Bedeutung mehr"

FIFAe Nations Series 2023

Stein des Anstoßes für sein Video war die öffentliche Kritik an den Spielern Marokkos, die in den Play-offs gleich zweimal auf Südafrika getroffen sind. In der zweiten Runde des Winner Brackets mussten sie ein 1:5 aus dem Hinspiel drehen, im Finale gar ein 0:6. Es gelang ihnen jeweils, Marokko holte sich den Gesamtsieg in den Play-offs. Spott und Anfeindungen in den sozialen Medien konnten die eSportler damit aber nicht abwenden. 

"Niemand sollte unter diesen Bedingungen spielen. Wir sprechen hier nicht von kompetitivem FIFA, sondern von einem ganz anderen Spiel", stellte El-Kaddouri daher klar. In Schutz nahm er dabei explizit auch die südafrikanischen Spieler: "Sie hätten alles dafür getan, in den Mittleren Osten zu kommen und dort zu spielen." Die finanziellen Möglichkeiten des Teams sollen eine derartige Reise jedoch nicht hergegeben haben.

"Auch für die Südafrikaner ist das kein Spaß. Sieg oder Niederlage - das hat irgendwann keine Bedeutung mehr", meinte 'MrDoorey' weiter. Und tatsächlich muss angesichts dieser Umstände die Integrität des Wettbewerbs infrage gestellt werden. El-Kaddouri und eNationalcoach Saad Bassy hatten die marokkanische Strategie gegen Südafrika erfolgreich angepasst. Anderen Mannschaften wie Kuwait oder Ägypten ist das nicht gelungen.

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Angebliche Gespräche bislang wohl ergebnislos

Die Server-Frage wird in der Region "Mittlerer Osten und Afrika" nicht zum ersten Mal zum Thema. Auch in den Play-Ins der FIFAe Nations Series hatten die Partien mit südafrikanischer Beteiligung fast ausschließlich sensationell hohe Ergebnisse hervorgebracht. Nur dass es sich eben nicht um sportliche Sensationen am Fließband, sondern um technische Bevor- und Benachteiligung im Wechselspiel handelte.

Laut 'MrDoorey' haben bereits Gespräche zwischen den Veranstaltern EA SPORTS und FIFA sowie einigen Nationalverbänden zur Problematik stattgefunden. Bislang wohl ergebnislos. Für den eSport in der Region "Mittlerer Osten und Afrika" bleibt nur zu hoffen, dass der Entwickler in EA SPORTS FC mit Lösungen aufwartet. Mit der eigenen Marke erhält dieser die Chance, es schon bald besser zu machen. 

Niklas Aßfalg

COPENHAGEN, DENMARK - JULY 30: Umut Gultekin (Umut) of Germany; Paulo Henrique de Souza Ferreira Chaves (Phzin) of Brazil and Diogo Eurico Fidalgo Pombo (Tuga810) celebrates with the FIFAe Nations cup after winning the Final match between Brazil and Poland as part of the FIFAe Nations Cup 2022 on July 30, 2022 in Copenhagen, Denmark. (Photo by Joe Brady - FIFA/FIFA via Getty Images)

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