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Flohés elftes Finale zum Abschluss: 4 und 4 macht 5

Zweiter Testlauf für Paris-Format 2024 - Japaner überragen

Flohés elftes Finale zum Abschluss: 4 und 4 macht 5

Sein elftes Finale in diesem Jahr: Yannick Flohé in Morioka.

Sein elftes Finale in diesem Jahr: Yannick Flohé in Morioka. IFSC

Nach den Europameisterschaften in München war der Wettkampf in Morioka im Norden Japans der zweite große Wettkampf, der im Format für die Olympischen Spiele in Paris 2024 abgehalten wurde: die Kombination aus Boulder und Lead. Geklettert wurde nach einem speziellen Punktesystem und nicht mehr wie bei der Premiere in Tokio 2021, als die einzelnen Platzierungen in den Disziplinen Speed, Boulder und Lead multipliziert wurden und so am Ende ein gefühltes Würfelspiel in der Endabrechnung produziert wurde.

Morioka statt Moskau - Zweiter Testlauf für Paris 2024

Der letzte Wettkampf 2022 wurde nachträglich in den Terminkalender aufgenommen - als Ersatz für den Weltcup in Moskau, der Anfang April hätte stattfinden sollen, aber wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine kurzfristig gestrichen worden war. In Morioka sollte die gesamte internationale Kletterelite ein Gefühl für das neue olympische Format bekommen, denn ab 2023 startet die Qualifikation für Paris.

Und Yannick Flohé dürfte nach seinen starken Saisonleistungen in diesem Jahr ein heißer Kandidat für die Olympia-Teilnahme sein - auch wenn es noch ein sehr weiter Weg nach Paris ist. Der 23-jährige DAV-Athlet schaffte es ein weiteres Mal ins Finale der besten Acht und belegte am Ende den fünften Rang.

Flohé: Zwei Medaillen, elf Finals und ein "Aussetzer"

In den Einzelwertungen beim Bouldern und im Lead landete der Essener jeweils auf dem vierten Platz, doch weil der Japaner Yoshiyuki Ogata nach einem durchschnittlichen Boulder-Auftritt die stärkste Leistung im Lead ablieferte und sich von Platz sechs auf zwei hochkletterte, rutschte Flohé noch einen Platz nach hinten.  Das Podium bildeten schlussendlich drei Japaner: Tomoa Nasaraki, der zuletzt bei den Asienmeisterschaften in Seoul schon alles abgeräumt hatte, holte Gold. Nach Ogata sicherte sich Kokoro Fujii Platz drei und verdrängte damit noch den erst 19-jährigen Franzosen Paul Jenft, der beim Bouldern die japanische Elite mit Platz eins geschockt und unter Druck gesetzt hatte.

Yoshiyuki Ogata, Tomoa Nasaraki und Kokoro Fujii (v. li.).

Das rein japanische Podium in Morioka: Yoshiyuki Ogata, Tomoa Nasaraki und Kokoro Fujii (v. li.). IFSC

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Für Flohé indes war die elfte Finalteilnahme in dieser Saison bei insgesamt zwölf Starts auf Weltcup- bzw. EM-Bühne ein weiterer Beleg, dass er nicht nur in den Einzeldisziplinen Bouldern und Lead, sondern auch in deren Kombination, in die absolute Weltspitze aufgestiegen ist.

Sein Sieg beim Boulder-Weltcup in Brixen bleibt das Sahnehäubchen des Jahres, Platz drei beim Lead-Weltcup in Koper (Slowenien) war ein weiteres Highlight. In der Saisonrückschau dürfte für Flohé damit der einzige echte "Aussetzer" ausgerechnet bei der Heim-EM in München mit Platz 13 beim Bouldern ("Ein einziger Haufen Scheiße") verkraftbarer erscheinen.

Für das anstehende olympische Qualifikationsjahr - die 20 Startplätze pro Geschlecht werden bei der WM in Bern (August 2023), den kontinentalen Qualifikationswettkämpfen sowie einer olympischen Qualifikationsserie im ersten Halbjahr 2024 vergeben - scheint Flohé bestens gerüstet.

Meul lässt Morioka sausen - Dörffel feiert ein gelungenes Comeback

Lucia Dörffel

Starkes Comeback auf internationaler Bühne: Lucia Dörffel, hier bei der DM in Neu-Ulm. DAV

Dies trifft prinzipiell auch auf Hannah Meul, die mit Abstand beste DAV-Athletin 2022, zu. Die 21-Jährige aus Frechen war für Morioka eigentlich gemeldet, doch die Vize-Europameisterin im Bouldern ließ die Saison nach ihrem Sieg bei den deutschen Lead-Meisterschaften Anfang Oktober ausklingen - auch weil sie sich bei einer privaten Klettertour leicht am Knie verletzt hatte. 

So war lediglich Lucia Dörffel für den DAV am Start. Dort schaffte die 22-jährige Chemnitzerin den Einzug ins Halbfinale der besten 20, das Finale der besten acht Athletinnen war mit Rang 18 in großer Reichweite. Dennoch war es für sie ein mehr als gelungener Abschluss, nachdem sie sich beim Boulder-Weltcup Anfang Mai in Seoul am Ellbogen verletzt hatte und operiert worden war. Der Kombinationswettkampf in Morioka war ihr Comeback auf der Weltcup-Bühne.

Ai Mori gewinnt das Duell gegen Grossman - Seo wird Dritte

Im Finale der Frauen lieferten sich die Japanerin Ai Mori und die US-Amerikanerin Natalia Grossman ein spannendes Duell. Grossman führte hauchdünn nach dem Bouldern, doch Ai Mori legte im Lead ein deutlich stärkere Leistung hin als ihre Hauptkonkurrentin. Bei Griff 43+ war für Ai Mori Schluss (92.1 Punkte), Grossman flog bei 38+ aus der Wand, was lediglich 72.1 Punkte einbrachte. In der Summe aus beiden Wertungen hatte am Ende die Japanerin, die zuletzt auch in Koper und Edinburgh im Lead triumphieren konnte,  die Nase deutlich vorne. Dritte wurde die Südkoreanerin Chaehyun Seo.

bst