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Stefan Schwab im Interview: 2020 nach Düsseldorf? "Ich wollte mit PAOK um Titel spielen"

Salonikis Mittelfeldspieler im kicker-Interview

Fortuna Düsseldorf? Schwab: "Ich wollte mit PAOK um Titel spielen"

IMAGO/ANE Edition

Herr Schwab, wie kommt der eher besonnene Österreicher mit den fußballverrückten PAOK-Fans klar?

Es ist angenehm, man wird von Fans gleich an jeder Ecke der Stadt erkannt und spürt sofort welchen Stellenwert für all diese Menschen der Verein hat. Die griechischen Fans gelten als sehr leidenschaftlich, was ich auch von meiner Zeit bei Rapid kenne.  Ob wir ein Testspiel in Belgien, Deutschland oder wie zuletzt bei unserer Vorbereitung während der WM auf Zypern, überall strömen PAOK-Fans zu uns. Ich kann nur Positives erzählen.

Auch weil es sportlich läuft? Schließlich ist PAOK seit 16 Spielen ungeschlagen, die letzte Niederlage gab es Ende Oktober.

Stimmt, doch leider waren auch ein paar Remis dabei, so dass wir aktuell sieben Punkte hinter Panathinaikos stehen. Die Erwartung war zu Saisonbeginn geringer als sonst. Das Team wurde enorm verjüngt, hat aber eine Riesenqualität. Im Pokal stehen wir im Halbfinale und wollen erneut ins Finale. In der Meisterschaft sind wir zwar nur Außenseiter, aber der Titel ist auch für uns noch möglich.

Termine PAOK Saloniki

Was wird den aktuellen Vierkampf um den Titel entscheiden?

Dass wir zu den Titelkandidaten gehören, hätten uns im Sommer nur wenige zugetraut. Auch ist es hier eher ungewöhnlich, dass vier Teams bis zum Ende um den Titel mitspielen. In den Play-offs unter den ersten Sechs geht es darum, so viele wir nur möglich zu gewinnen, um den Anschluss zu halten.

Das gilt schon für das nächste Spiel am Sonntag gegen AEK.

Wir stehen vor einem geilen Spiel und brauchen dringend einen Sieg. AEK hat sich heuer enorm verändert, sie sind aggressiver, der neue Trainer und die Spieler performen richtig gut und haben eine zusätzliche große Waffe: ihr neues Stadion, wo sie alle 13 Spiele bislang gewonnen haben. Nur AEK haben wir von den großen Klubs in der laufenden Saison noch nicht geschlagen. Doch vor unseren Fans wollen wir die drei Punkte holen und den Abstand verringern.

2015 zeigte Mainz Interesse

Warum sind Sie nie - wie viele Österreicher - in die Bundesliga gewechselt?

Ich war 2015 nah dran, als Trainer Martin Schmidt und Sportdirektor Rouven Schröder beim 1. FSV Mainz das Sagen hatten. Damals wäre ich auch gewechselt, doch letztlich haben sie sich für den Schweizer Fabian Frei entschieden. Danach verlängerte ich mit Rapid und wurde auch Kapitän. Und im Sommer 2020, als mich Olaf Rebbe zu PAOK holte, gab es das Interesse von Fortuna aus Düsseldorf. Aber ich wollte lieber zu PAOK und um Titel mitzuspielen.

Die Leute stehen hier sehr zu ihren Klubs. Ich kann es nur mit Österreich vergleichen, da hängen überall Trikots von ManUnited oder vom FC Bayern.

Stefan Schwab

Die Kalkulation ist bisher aufgegangen.

Definitiv, wir holten auf Anhieb den Pokal gegen Olympiakos. In der Vorsaison standen wir im Viertelfinale der Conference League und unterlagen im Pokalfinale gegen Panathinaikos. Auch dieses Jahr wollen wir um beide Titel mitspielen.

Sie leben schon im dritten Jahr in Griechenland. Was ist im Alltag dort anders?

Dass alle so spät abends zum Essen gehen, ist nicht so mein Ding. Vielleicht wird das mal, wenn wir am Tag danach frei haben. Ansonsten fällt mir auf, wie sehr die Leute hier zu ihren Klubs stehen. Ich kann es nur mit Österreich vergleichen, da hängen überall zuerst Trikots von ManUnited oder vom FC Bayern. Hier sieht man überall in der Stadt schwarzweiße Trikots, ein bisschen noch von Aris. Erst weiter hinten in den Läden findet man dann die Shirts von allen möglichen europäischen Topklubs.                                                          

Interview: Georgios Vavritsas