Im Vergleich zur knappen 0:1-Niederlage im letzten Testspiel vor der WM gegen Australien veränderte Frankreichs neuer Trainer Herve Renard, der die umstrittene Corinne Diacre ersetzt hatte, seine Startelf auf drei Positionen: Estelle Cascarino, Majri und Mateo begannen anstelle von de Almeida, Dali (beide Bank) und Bacha, die verletzungsbedingt passen musste.
Der Weltranglisten-43. Jamaika gewann sein letztes Vorbereitungsspiel indes mit 1:0 gegen Marokko, gehört bei dieser Weltmeisterschaft aber zu den klaren Außenseitern. Starspielerin der Reggae Girlz von Trainer Lorne Donaldson ist Khadija Shaw, die für Manchester City in der abgelaufenen Saison 27 Torbeteiligungen sammelte. Die 26-Jährige führte ihr Team gegen Frankreich als Kapitänin auf das Feld.
Jamaika startet frech, Frankreich verunsichert
Die Außenseiterinnen aus Jamaika starteten überraschend forsch in die Partie, setzten die Französinnen schon früh unter Druck und erspielten sich die erste Chance der Partie durch Swaby (15.). Frankreich war davon sichtlich verunsichert, präsentierte sich defensiv wacklig und kam selbst zunächst kaum vor das jamaikanische Tor. In er ersten halben Stunde entwickelte sich daher ein Schlagabtausch im Mittelfeld, Torchancen blieben dagegen Mangelware.
Gruppe F, 1. Spieltag
Es dauerte bis zur 36. Minute bis Les Bleues erstmals gefährlich wurden: Diani scheiterte an Spencer, die nachfolgende Ecke setzte Renard nur knapp über das Tor. Doch auch danach entwickelte sich kein echter Spielfluss bei den Französinnen, viel zu häufig mangelte es an der Präzision im Passspiel. Auf der Gegenseite hatte Jamaika dagegen erneut die Gelegenheit, in Führung zu gehen, der wuchtige Schuss von Shaw strich aber knapp am Pfosten vorbei (42.).
Erst kurz vor der Pause wurde es nochmals gefährlich vor dem Tor von Spencer: Erst scheiterte Majri mit einem Schlenzer an der jamaikanischen Schlussfrau (45.+4), eine Minute später ging ein abgefälschter Diani-Schuss nur knapp am Tor vorbei.
Frankreich kommt schwungvoll aus der Kabine
Die Möglichkeiten vor der Pause wirkten zunächst als Brustlöser für den großen Favoriten. Im zweiten Durchgang präsentierten sich die Spielerinnen von Herve Renard deutlich spielfreudiger, dominierten nun das Spiel und näherten sich dem jamaikanischen Tor immer weiter an. Diani vergab jedoch mehrere gute Chancen (54., 67.). Für Jamaika gab es nun kaum mehr Entlastung, nach einem langen Ball kam lediglich Matthews per Kopfball zu einem Torabschluss (64.).
Die Reggae Girlz verteidigten aber stark und konnten im weiteren Spielverlauf die Französinnen wieder besser vom eigenen Tor fernhalten. Es entwickelte sich das klassische Spiel zwischen Außenseiter und Favorit: Jamaika verteidigte tief, Frankreich lief immer wieder an, konnte aber gegen das jamaikanische Bollwerk keine Durchschlagskraft entwickeln. Die größte Chance der zweiten Hälfte hatte dann erneut Diani, ihr Kopfball prallte aber von der Latte an den Pfosten und zurück ins Feld (90.), wenig später scheiterte Dali mit einem Schuss an Spencer (90.+4).
Genervte Franzosen nun gegen Brasilien gefordert
Außenseiter Jamaika brachte das torlose Remis trotz einer Gelb-Roten-Karte für Shaw in der Nachspielzeit gegen zunehmend genervte Franzosen schließlich über die Zeit und sorgte so für eine Sensation - es war der erste Punkt überhaupt für Jamaika bei einer Weltmeisterschaft. Frankreich muss im zweiten Gruppenspiel am Samstag gegen Mitfavorit Brasilien (12 Uhr, LIVE! bei kicker) damit bereits gewinnen, um nicht Gefahr zu laufen, das Achtelfinale zu verpassen. Jamaika ist im zweiten Spiel der Gruppe F ebenfalls am Samstag gegen Panama gefordert (14.30 Uhr, LIVE! bei kicker).