FIFA

Fokus EA: Lootbox-Regeln von Verbraucherschützern gefordert

FIFA Ultimate Team als explizites Fallbeispiel

Gegenwind für EA: Verbraucherschützer fordern Lootbox-Regularien

Wieder einmal stehen die FUT-Packs in der Kritik.

Wieder einmal stehen die FUT-Packs in der Kritik. EA SPORTS

Die Skepsis gegenüber den Lootbox-Praktiken von EA SPORTS im hauseigenen Ultimate Team ist fast so alt wie der Modus selbst. Besonders innerhalb der populären FIFA-Reihe floriert das Geschäft mit den Mikrotransaktionen für sogenannte Karten-Packs, die über den Umweg der In-Game-Währung letztlich mit Echtgeld gekauft werden können.

Erst im März kassierte das oberste niederländische Verwaltungsgericht ein Urteil ein, dass die Pack-Mechanik in FUT als lizenzpflichtiges Glücksspiel eingestuft hatte - ein gerichtlicher Sieg für den Entwickler. Nun kam allerdings frischer Gegenwind auf, 20 europäische Verbraucherschutz-Verbände fordern umfassendere Regularien.

"Bedeutungslose" Wahrscheinlichkeitsangaben

Angeführt wird der Zusammenschluss durch den Norwegian Consumer Council (NCC), von deutscher Seite schloss sich der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) an. Die Forderungen stützen sich auf einen Bericht des NCC, der außer Raid: Shadow Legends auch FIFA 22 respektive dessen FUT-Modus als explizites Fallbeispiel behandelt.

Angestimmt werden dabei die üblichen Töne. Die kompetitive Natur des FUT-Modus mache den Echtgeldeinsatz quasi alternativlos, falls auf allerhöchstem Niveau gespielt werden soll. Zudem regen laut NCC wöchentliche Promos mit neuen, stärkeren Spezialkarten zur durchgängigen Investition über die gesamte Saison hinweg an.

Die FUT-Werbung in allen Bereichen von FIFA 22 würde beeinflussbare Spieler wie Kinder zum Konsum verleiten. Der NCC moniert darüber hinaus "bedeutungslose" Wahrscheinlichkeitsangaben, die in der Realität verschwindend gering ausfallen. Zu guter Letzt steht die unmögliche Übernahme der FUT-Inhalte in den folgenden Titel im Fokus.

13.500 Euro für Mbappés TOTY-Karte?

Die Vorwürfe sind stichhaltig untermauert, zur Wahrscheinlichkeit wurde sogar ein "hypothetisches Beispiel" geliefert: Der NCC rechnet vor, dass mit den von EA SPORTS kommunizierten Prozentsätzen statistisch gesehen 847 Jumbo-Seltene-Spieler-Packs gekauft werden müssten, um Kylian Mbappés begehrte und viel beworbene TOTY-Karte zu ziehen.

Dies würde einem Preis von rund 1,7 Millionen FIFA Points entsprechen, welche sich wiederum auf etwa 13.500 Euro im Einkauf belaufen würden. Der NCC verweist bei dieser Kalkulation allerdings auch darauf, nicht alle notwendigen Informationen in FIFA 22 an die Hand bekommen und daher einige "Annahmen" aufgestellt zu haben.

Zwei Forderungen für den Jugendschutz

Über die Vorwürfe und Kritik hinaus arbeitet der Bericht auch mit Lösungsansätzen, die eher Forderungen gleichkommen. "Trügerisches Design" solle beispielsweise entfernt werden, um die Konsumenten nicht "auszubeuten". Vor allem der Jugendschutz steht in der vorderen Reihe - der NCC stellt zwei extreme Maßnahmen vor.

"Spiele, die höchstwahrscheinlich von Minderjährigen gespielt werden, dürfen keine Lootboxen enthalten", geht aus dem Bericht hervor. Selbiges gelte für "Pay-to-win-Mechanismen". Außerdem müsste mehr Transparenz hinsichtlich der Wahrscheinlichkeiten und Algorithmen, die den FUT-Packs zugrunde liegen, eingeführt werden.

Den Aspekt der Transparenz fordert der NCC aber auch beim Kauf selbst: "In-Game-Käufe sollten immer in Echtgeldbeträgen genannt werden." Der letzte Punkt der Liste besagt, dass diese Maßnahmen von Verbraucherschutz-Einrichtungen effektiver durchgesetzt werden können - eine Kooperationsaufforderung an den Entwickler.

US-Organisationen springen bereits auf

Der Bericht gelangt zu dem Schluss, dass bei fehlender Besserung durch die vorgeschlagenen Änderungen ein kompletter Bann bezahlter Lootboxen in Betracht gezogen werden sollte. Anklang gefunden hat die Veröffentlichung bereits in den USA, wo nun 15 Kinderschutz-Organisationen eine genauere Prüfung durch den Staat fordern.

Ob und wie sehr der NCC-Report den Stein ins Rollen bringen kann, bleibt abzuwarten. In Deutschland war die öffentliche und rechtliche Debatte zuletzt ein wenig erlahmt, Regularien für den Einsatz von Lootboxen in Videospielen existieren nicht - lediglich die Möglichkeit, diese Praktik bei der Alterseinstufung zu berücksichtigen.

Niklas Aßfalg

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