Am Ende hatte Aaron Rodgers noch einmal ordentlich für Verwirrung gesorgt. Berichten zufolge hatten sich die Green Bay Packers und die New York Jets schon auf einen Trade des Star-Quarterbacks geeinigt, die Entscheidung des Spielers ließ aber lange auf sich warten. Schließlich hatte sich der 39 Jahre alte Spielmacher zunächst in der "Pat McAfee Show", wo er regelmäßig zu Gast ist, zu Wort gemeldet und behauptete das Gegenteil. Klar war zu diesem Zeitpunkt nur: Seine Absicht sei klar, weiterspielen zu wollen - und zwar für die Jets.
Dieser Wunsch wird ihm nun erfüllt. Denn nachdem zunächst am Sonntag (Ortszeit) durchgesickert war, dass die beiden Teams wieder intensiv verhandeln, wurde der Deal an diesem Montagabend (MESZ) plötzlich als fix vermeldet - erst von NFL-Experten, dann von der Liga und später auch Green Bay. "Ich habe unglaublich viel Respekt vor Aaron, er hat so viel für uns getan", so General Manager Brian Gutekunst.
Der mit Spannung erwartete Top-Deal dieser Free Agency, der zugleich noch vor dem am Donnerstag steigenden NFL-Draft in Kansas City eingetütet wurde, entlohnt die Packers massiv. Während der top-bezahlte Star-Quarterback (über 50 Millionen US-Dollar pro Jahr) mitsamt eines Fünftrunden-Picks 2023 gen "Big Apple" weiterzieht, bekommt Green Bay einen Zweitrunden-Pick für dieses Jahr (Nummer 42), einen getauschten Erstrunden-Pick in diesem Jahr (Pick 13 anstelle von 15), einen Sechstrunden-Pick (Nummer 207) - und noch etwas: Sollte Rodgers in der Regular Season 2024, also im nächsten Jahr, über 65 Prozent der Plays machen, wird noch ein Erstrunden-Pick von den New Yorkern ergänzt. Sonst bleibt es für den nächstjährigen Draft bei einem Zweitrunden-Pick für "The Pack".
Ein Karriereende des Routiniers ist damit vom Tisch - obwohl sich Rodgers nach eigener Aussage intensiv damit auseinandergesetzt hatte. Im Februar hatte er vier Tage in kompletter Dunkelheit in einem sogenannten "Darkness Retreat" verbracht, zu dessen Beginn seine Tendenz noch "zu 90 Prozent Karriereende" gewesen sei. Nun geht es doch weiter für den "Gunslinger" - aber eben nicht mehr in Green Bay.
Rodgers geht den Favre-Weg
Rodgers' Zeit bei den Packers kommt somit nach stolzen 18 Jahren zu einem Ende - und eine Geschichte wiederholt sich. 2005 hatte Green Bay einst Rodgers in der ersten Runde des Drafts ausgewählt - damals zunächst noch als Ersatz hinter dem legendären Brett Favre. Der vormalige "Gunslinger" (Revolverheld) verabschiedete sich 2008 nach 16 Jahren und einem Titel im Gepäck ebenfalls zu den New York Jets.
Rodgers stieg im Anschluss zum Starter auf und entwickelte sich zu einem der besten Quarterbacks der NFL-Geschichte. Viermal wurde er zum MVP der Liga gewählt, 2011 führte er die Packers zum Super-Bowl-Sieg (31:25 über die Pittsburgh Steelers). In einen weiteren Super Bowl schaffte es der Ausnahmekönner mit den Käsestädtern trotz zahlreicher aussichtsreicher Anläufe allerdings nicht mehr.
2020 folgte zudem der große Bruch zwischen dem verdienten Spieler (158 Siege, elf Play-off-Teilnahmen, acht NFC-North-Titel sowie unter anderem 64.949 Passing Yards und 520 Passing Touchdowns bei nur 105 Interceptions) und Front Office, als die Packers ebenfalls in der ersten Runde des Drafts überraschend Quarterback Jordan Love zogen - Rodgers' designierten Nachfolger. Auch der Abgang seines Lieblings-Receivers Davante Adams 2022 belastete das Verhältnis zu General Manager Brian Gutekunst.
Rodgers bringt ein neues Quarterback-Level zu den Jets
Bereits in den beiden vergangenen Offseasons war daher heftig über einen Rodgers-Abgang spekuliert worden, letztlich hatte er sich aber immer zum Verbleib entschlossen. Nach der enttäuschenden Saison 2022, in der die Packers trotz einer finalen Chance gegen die Detroit Lions die Play-offs verpasst hatten, standen nun auch die Packers einem Trade offen gegenüber. Green Bay setzt damit nun auf Love, der die ersten drei Jahre seiner NFL-Karriere größtenteils auf der Bank verbracht hat, wie vor ihm schon Rodgers als Sprössling hinter dem vormaligen Star-Spielmacher Favre. Love wird zudem Wertschätzung von den Machern entgegengebracht, er soll der nächste Macher sein.
Und für die Jets bedeutet die Verpflichtung das zumindest vorübergehende Ende einer jahrelangen Suche nach einem Top-Quarterback. Das chronisch erfolglose Franchise wartet seit 2010 und damit länger als jedes andere Team auf eine Play-off-Teilnahme, hat allerdings über die vergangenen Jahre ein vielversprechendes junges Team um Cornerback Sauce Gardner oder Wide Receiver Garrett Wilson aufgebaut. In der abgelaufenen Saison verpassten die Jets nur knapp die Play-offs - vor allem wegen lausigem Quarterback-Play um Zach Wilson.
Dieses Problem sollte Rodgers nun beheben - auch wenn er mit 39 Jahren keine langfristige Lösung mehr für New York sein wird. Brett Favre war das übrigens auch nicht: Er zog nach nur einem Jahr weiter zum Packers-Rivalen, den Minnesota Vikings.