WM

WM 2022: Daniel Schmidt: Die Geschichte von Japans Torwart

Die Geschichte des Japaners, der gegen Deutschland im Tor stehen will

Gestatten, Daniel Schmidt

Steht erstmals in einem WM-Kader: Japans Nummer 2 Daniel Schmidt.

Steht erstmals in einem WM-Kader: Japans Nummer 2 Daniel Schmidt. IMAGO/ANP

Daniel Schmidt kann nichts dafür, sticht aber aus dem japanischen WM-Kader ganz automatisch heraus: Er ist mit 1,97 Meter der mit Abstand Größte unter den 26 Nominierten. Und dann heißt er auch noch Daniel Schmidt.

Nur logisch, dass er vor dem Auftaktspiel gegen die deutsche Nationalmannschaft an diesem Mittwoch (14 Uhr, LIVE! bei kicker) noch einmal aufklären musste, was es mit seinem Namen auf sich hat. Schmidt, 1992 in Illinois geboren, ist der Sohn einer japanischen Mutter und eines US-amerikanischen Vaters, der deutsche Vorfahren hat.

"Ich bin mir nicht sicher, welche Generation meiner Familie aus Deutschland in die USA ausgewandert ist", sagte Schmidt bei "Eurosport". "Es muss in den Generationen vor meinem Großvater gewesen sein - also vor langer Zeit." Schmidt selbst war bereits im Alter von zwei Jahren nach Japan gezogen.

In Belgien spielt er mit vier Japanern zusammen - und vier Deutschen

Ein deutsches Wort immerhin kennt er: "Nein", antwortete er diese Woche lachend auf die Frage, ob er denn Deutsch spreche. Ansonsten sei an ihm nur der Name deutsch. Das Land seiner Vorfahren hat er aber schon oft besucht: "Es sind nur zwei Stunden, ich lebe ja in Belgien."

2019 hatte der belgische Erstligist K. Sint-Truidense VV den "boomlange keeper", wie es damals in der Pressemitteilung hieß, nach Europa geholt. Dort hat Schmidt momentan in Shinji Okazaki, Shinji Kagawa, Daiki Hashioka und Daichi Hayashi nicht nur vier Landsleute an seiner Seite, sondern auch vier Deutsche: Den Ex-Bremer Robert Bauer, den Ex-Hamburger Toni Leistner, den Ex-Ingolstädter Fatih Kaya - und Trainer Bernd Hollerbach.

Verdrängt Schmidt gegen Deutschland Japans Nummer eins?

"Wenn wir gegen Deutschland gewinnen, kann ich zurückkommen und sagen: Ich habe euch geschlagen - und ein paar Sprüche machen", hofft Schmidt vor Japans WM-Auftakt, bei dem er nicht nur wegen seiner Familiengeschichte in den Fokus rücken könnte: Womöglich steht der 30-Jährige, der bislang erst elf Länderspiele absolviert hat und noch nie bei einer WM dabei war, sogar in der Startelf.

Weil sich die Mannschaft bei Standardsituationen zuletzt anfällig zeigte und Stammtorhüter Shuichi Gonda (33, 1,87 Meter) bei hohen Bällen ein Unsicherheitsfaktor war, könnte Trainer Hajime Moriyasu am Mittwoch auf Schmidt setzen, der in der Vorbereitung nicht nur mit einem parierten Elfmeter gegen Ecuador (0:0) überzeugte.

"Vielleicht habe ich eine Chance", sagt Schmidt, der als mitspielender Torwart gilt und sich dabei auch an den deutschen Keepern orientiert: "Ich schaue mir sie immer genau an. Ich mag ihren Spielstil - wie sie sich in Eins-gegen-eins-Situationen verhalten, wie sie Bälle abfangen."

jpe