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Glasner: "Ich gehe nicht davon aus, dass Freiburg wie ein wilder Hühnerhaufen herumläuft"

Frankfurt: Mehr Kompaktheit und bessere Kommunikation sind gefordert

Glasner: "Ich gehe nicht davon aus, dass Freiburg wie ein wilder Hühnerhaufen herumläuft"

Fragender Blick: SGE-Coach Oliver Glasner entdeckte im Spiel gegen Schalke einige Unstimmigkeiten in seinem Team.

Fragender Blick: SGE-Coach Oliver Glasner entdeckte im Spiel gegen Schalke einige Unstimmigkeiten in seinem Team. IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Trotz des am Ende deutlichen 3:0 gegen Schalke zeigte die Eintracht am vergangenen Samstag insgesamt keine gute Leistung. Individuell stärkere Mannschaften hätten die Schwächen der Hessen wahrscheinlich bestraft. Ein großes Problem war die mangelhafte Kompaktheit. Wenn die Frankfurter Offensivreihe Schalke hoch am gegnerischen Sechzehner anlief, blieben die anderen Mannschafsteile häufig zu weit zurück. So entstanden für den Tabellenletzten komfortable Räume. Da beim Nach-vorne-Verteidigen obendrein manchmal das Timing fehlte und sich zu viele Spieler nicht in Bestform präsentierten - allen voran Innenverteidiger Evan Ndicka - kam Schalke zumindest knapp eine Stunde lang zu oft gefährlich vor das Frankfurter Tor. Es war allein den Glanztaten von Keeper Kevin Trapp und der fehlenden Kaltschnäuzigkeit von Simon Terodde und Co. zu verdanken, dass am Ende die Null stand.

Die Eintracht sucht die Synchronität

17. Spieltag, Bundesliga

Glasner hat diese Defizite erkannt und in der "ziemlich ausführlichen Analyse" am Montag vor der Mannschaft thematisiert. "Wenn wir vorne anlaufen, müssen wir schneller nachschieben, das muss synchroner geschehen. Wir können auch aus einem tieferen Block agieren. Wichtig ist, dass wir das, was wir machen, alle gemeinsam machen. Diese Synchronität war noch nicht so gegeben", erklärt der Trainer. Über Spiele und Trainingseinheiten müsse die "Selbstverständlichkeit" zurückgewonnen werden, "das Gefühl füreinander und die Kommunikation auf dem Platz, da müssen wir uns verbessern", fordert Glasner.

Beim Rückblick auf das Spiel gegen Schalke analysiert er: "Da waren unsere Abstände zu groß. Wir sind zu langsam nachgerückt, dadurch kamen wir immer wieder zu spät. Dann konnte Schalke die Räume hinter unseren Außen bespielen und mit schnellen Bällen in den Strafraum gefährlich werden. Das haben wir uns angesehen und auf dem Trainingsplatz angerissen. Es ist ganz wichtig ist, unseren Block kompakt zu halten. Wir werden versuchen, das besser zu machen."

Mittelfeldzentrale um Götze in der Pflicht

Die gute Nachricht: Es ist normalerweise kein Hexenwerk, kompakt zu agieren. Wichtig ist die Kommunikation. Wenn wie gegen Schalke Makoto Hasebe und Kapitän Sebastian Rode nicht in der Startelf stehen, müssen andere Spieler lauter werden. Glasner sieht die Mittelfeldzentrale und Mario Götze in der Pflicht, "das Zepter in die Hand zu nehmen". Tendenziell solle zwar von hinten nach vorne kommuniziert werden, erklärt der Österreicher, gibt aber auch zu bedenken: "Wenn wir in der gegnerischen Hälfte attackieren, ist es ziemlich weit bis zu Kevin Trapp, den dann keiner hört. Deshalb müssen das die Jungs auf dem Platz regeln. Diese Selbstverständlichkeit müssen wir wieder reinbekommen."

Auf der Pressekonferenz vor der Partie im Breisgau wurde der Trainer auch auf die schwache Passquote angesprochen. Gegen Schalke erreichten nur 69 Prozent der Zuspiele einen Mitspieler. Glasner sieht darin jedoch kein Problem - und liefert eine schlüssige Erklärung. "Schalke läuft Mann gegen Mann an, sodass du wenig Ruhe in deinem Spiel hast. Da ist es nicht so einfach, eine hohe Passquote zu generieren. Wenn man unser erstes Tor sieht: Jakic zwei Kontakte, Ebimbe ein Kontakt, Kolo Muani ein Kontakt - dann sind wir in der gegnerischen Hälfte und haben das Eins-gegen-eins von Jesper Lindström. Das war der Plan gegen ihr hohes Pressing", erläutert der 48-Jährige und führt weiter aus: "Wenn du so weiträumig mit wenigen Kontakten spielst, hast du zwangsläufig eine niedrigere Passquote. Das haben wir aber in Kauf genommen, um schnell in die gegnerische Hälfte zu kommen." Gleichwohl sah der Coach den "einen oder anderen 'unforced error' zu viel".

Glasner erwartet keine "großen Auswirkungen" durch Freiburgs 0:6

Was ihn außerdem störte, waren die vielen Rückpässe. "Wir haben uns durch ihr aggressives Attackieren immer wieder dazu verleiten lassen zurückzuspielen. Wir hatten Bälle in der gegnerischen Hälfte, die bei Kevin Trapp gelandet sind. Das wollen wir nicht", betont der Trainer. Es gehe darum, in der gegnerischen Hälfte Lösungen zu suchen: "Diese Lösungen gab es auch, aber wir haben sie noch nicht gefunden."

Ob die kurze Zeit bis zum Freiburg-Spiel ausreicht, um an allen Stellschrauben zu drehen, erscheint fraglich. Allerdings befindet sich auch der Sportclub noch nicht in Top-Form, siehe das 0:6 in Wolfsburg. Glasner glaubt allerdings nicht, dass diese Klatsche nachhaltige Spuren hinterlassen hat: "Ich gehe nicht davon aus, dass Freiburg wie ein wilder Hühnerhaufen herumläuft, alle völlig verunsichert sind und sie nicht wissen, was sie machen. Dazu sind sie viel zu gefestigt und haben einen viel zu guten Trainer. Außerdem verfügen sie über viel Qualität in ihren Reihen. Ich erwarte nicht, dass das 0:6 große Auswirkungen auf das Spiel hat."

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