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Hensel-Rückzug: Bei der Wiener Austria kehrt weiter keine Ruhe ein

Es bleibt unruhig in Wien-Favoriten

Hensel-Rückzug: Bei der Wiener Austria kehrt weiter keine Ruhe ein

Frank Hensel zieht sich als Austria-Präsident zurück.

Frank Hensel zieht sich als Austria-Präsident zurück. GEPA pictures

Mit dem Rückzug von Frank Hensel als Präsident der Wiener Austria schließt sich das nächste Kapitel eines violetten Missverständnisses. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Rewe International AG trat im November 2018 den Posten an. Als einen, "der Gas gibt" bezeichnete ihn sein Vorgänger Wolfgang Katzian damals. Hensel schloss am Mittwochabend aber mit der Erkenntnis ab, den Verein nicht geeint zu haben. Der gebürtige Deutsche kam seiner möglichen Abwahl zuvor.

Bundesliga - 21. Spieltag

"Die Austria steht immer über allem Persönlichen und braucht eine geeinte Führung, hinter der der Großteil der ordentlichen Mitglieder steht. Dieses Gefühl hatte ich bei meiner Person nicht mehr", ließ sich Hensel zitieren. Mit seinem Rückzug, der spätestens im Juni bei einer außerordentlichen Generalversammlung endgültig vollzogen wird, kam er einer Kampfabstimmung voraus. So hatten die ordentlichen Mitglieder des Vereins einen Antrag zur Abwahl des Präsidenten eingebracht, der danach zurückgezogen wurde.

Große Sponsorendeals blieben aus

"Mehr miteinander, als gegeneinander" war ein Wunsch, den Hensel in seiner Ansprache hatte. Es sei eine schwierige Amtszeit gewesen. Ende 2020 wurde öffentlich, dass die Austria große finanzielle Probleme plagen. Vier Monate später stand Hensel bei einer Präsentation von Insignia in der ersten Reihe. Ein Luftschloss erster Güte, wie sich nur einige Wochen später herausstellen sollte. Bei der folgenden Rettungsaktion, um die Lizenz 2021/22 doch noch zu ergattern, soll Hensel selbst 500.000 Euro beigesteuert haben.

Am damaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Kraetschmer hielt er lange fest, ehe der für die Finanzmisere verantwortlich gemachte Manager gehen musste. Hensel selbst wurde im Juni 2021 für vier weitere Jahre im Amt bestätigt. Mit nur 66 Prozent Zustimmung. Seine Kontakte in die Wirtschaft konnte der Sachse nicht wirklich nutzen, große Sponsordeals blieben aus.

Der Präsident machte sich in der Öffentlichkeit rar. Beim den Club vorerst rettenden Einstieg der Investoren im Jänner 2022 war er am Podium wieder dabei. Hensel war Teil der 17-köpfigen Gruppe, er musste sich deshalb aus dem Aufsichtsrat zurückziehen. Bei der viel Staub aufwirbelnden Trennung von Trainer Manfred Schmid Ende des vergangenen Jahres wurde ein klares Statement von ihm von vielen vermisst. Am Mittwochabend gab es am Ende noch eine Schelte für jene "Verräter" unter den knapp 200 Anwesenden, die seinen Rückzug umgehend publik gemacht hätten. Hensels Entscheidung war schon wenige Minuten nach seiner Ankündigung medial aufgepoppt.

Investoren sprangen wieder ein

Den Übergang zu seinem Nachfolger wird Hensel noch begleiten. Gefordert ist nun der am Mittwoch neu gewählte Verwaltungsrat, der einen Vorschlag für das neue Präsidium ausarbeiten soll. Neu im achtköpfigen Gremium des Vereins sind u.a. der langjährige Austria-Profi Michael Wagner, Sportunion-Präsidentin Dagmar Schmidt oder ÖVP-Bundesgeschäftsführer Alexander Pröll. Vorsitzender ist Robert Zadrazil, der Vorstandsvorsitzende von Austrias größtem Kreditgeber Bank Austria.

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Die finanzielle Schieflage war naturgemäß auch Mittwochabend Thema. Zuletzt wurde ein Liquiditätsproblem von den Investoren wieder gestopft, um auch heuer die Lizenz zu erhalten. Die Größenordnung soll sich dabei auf rund fünf Millionen Euro belaufen. Jenes Geld, dass der Austria in dieser Saison durch den Ausstieg aus dem Sponsorendeal mit dem russischen Energieriesen Gasprom abhanden kam. Rückforderungen des Konzerns - die Austria legte den Vertrag im April 2022 anlässlich des russischen Angriffskriegs in der Ukraine auf Eis - seien großteils vom Tisch, wie AG-Vorstand Gerhard Krisch gegenüber der APA zuletzt anmerkte.

Werner gibt sich geduldig

Die Marschrichtung der Austria zur finanziellen Gesundung soll über sportliche Erfolge und damit verbundene Transfereinnahmen gehen. "Wenn wir unsere Mannschaft weiterentwickelt, dann werden internationale Interessenten wieder aufmerksam", sagte Krisch. So steht der Budgetposten von 1,5 Millionen Euro durch Spielerverkäufe auch in den vom Club eingereichten Lizenz-Unterlagen. Krisch' Vertrag als Vorstand läuft noch bis 2024, auch er ist am Verteilerkreis nicht unumstritten. Als Kritikpunkt gilt, dass die Sanierung des Clubs zu langsam voranschreitet.

Im Hintergrund werkte der neue Sport-Vorstand Jürgen Werner an einer rosigeren Austria-Zukunft. Auch der Oberösterreicher war als Teil der Investoren beteiligt, das Finanzloch zu stopfen. "Es war abzusehen, dass wir noch einmal eingreifen müssen", meinte Werner zum "Standard" (Donnerstag-Ausgabe). "Wenn es ums Einzahlen geht, ist es gut, dass die Investoren da sind." Er sei überzeugt, das Ruder herumreißen zu können: "Ich kriege das sportlich hin. Wir müssen nur wirtschaftlich überleben. Es wird bis zu drei Saisonen dauern, um von einer geglückten Rettung sprechen zu können. Diese Geduld, diesen Ehrgeiz bringe ich auf."

apa

Christian Streich

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