Conference League

Hübers: "Die Leute brennen für Europa"

Vor dem "Endspiel" gegen Nizza regiert das Prinzip Hoffnung in Köln

Hübers: "Die Leute brennen für Europa"

Timo Hübers (re.) klatscht mit Benno Schmitz ab.

Timo Hübers (re.) klatscht mit Benno Schmitz ab. IMAGO/Kirchner-Media

Das sind die Momente, die Steffen Baumgart vor ein paar Wochen als gleichzeitig schön und schaurig charakterisierte. Schön, weil das Spiel gegen die TSG Hoffenheim entgegen allen Befürchtungen zu einem positiven Gemeinschaftserlebnis wurde. Schaurig, weil man sich - das ist das Los der Mannschaften, die international spielen - nicht wirklich lange darüber freuen kann. Weil der nächste Gegner schon am Donnerstag wartet und so etwas wie personelle Planungssicherheit immer noch nicht in Sicht ist. "So eine Energieleistung einmal abzurufen, ist möglich. Aber auf lange Sicht wird es nicht gehen. Deswegen hoffen wir, dass so schnell wie möglich der eine oder andere wiederkommt", resümierte Steffen Baumgart mit einigem Abstand nach dem 1:1.

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Die Liste der Ausfälle ist lang und prominent besetzt, das Endspiel um den Einzug in die nächste Runde der European Conference League gegen Nizza steht an und in Köln regiert das Prinzip Hoffnung. Hoffnung darauf, dass Jonas Hector gutes Heilfleisch hat und sein aufgerissener Fuß den Belastungen standhalten kann. Hoffnung darauf, dass die Jochbeinverletzung von Ellyes Skhiri durch das Tragen einer Maske kompensiert werden kann. Hoffnung darauf, dass Florian Dietz' Verletzung sich als nicht so schwer entpuppt und nicht erneut eine Alternative wegbricht. Die Liste wäre erweiterbar, allerdings konnte man in den vergangenen Wochen beim FC ein Bewusstsein erkennen, dass mehr möglich ist als man denkt, wenn man die richtige Einstellung an den Tag legt und die Atmosphäre auf sich wirken lässt.

Wenn alle Umstände gegen uns sprechen, dann zeigen wir den Leuten, was hier abgeht.

Timo Hübers

Abwehrchef Timo Hübers versuchte sich in diesem Sinne an der Erklärung der Energieleistung vom Sonntag und dass dies am Donnerstag erneut gelingen kann: "Wo die Kraftreserven herkommen, weiß ich selbst nicht so genau", rätselt der Innenverteidiger, "so viel Zeit hatten wir dann ja doch nicht." Doch eben die Tatsache, dass die Partie vom Sonntag nicht verlegt werden konnte, sorgte offenbar für einen Energieschub: "Daran haben wir uns alle irgendwie hochgehangelt." Es entstand eine "Jetzt-erst-recht"-Stimmung. Hübers: "Wenn alle Umstände gegen uns sprechen, dann zeigen wir den Leuten, was hier abgeht. In einem Heimspiel ist immer was für uns drin. Ich bin ziemlich stolz. Es hat sich richtig gut angefühlt am Ende." So soll es weitergehen: "Wer weiß schon, was am Donnerstag in Müngersdorf los sein wird? Die Leute sind heiß auf Europa, die brennen dafür. Die Fans singen gefühlt kein anderes Lied mehr im Stadion, von daher ist alles angerichtet für ein schönes Endspiel."

Die personell ungünstige Situation zeigt allerdings auch, wie wichtig und richtig die Maßnahmen des Trainerteams in Sachen Rotation waren. Kein Spieler wird aktuell von seiner Nominierung kalt erwischt oder wirkt auf dem Rasen gar überfordert. Profis wie Nikola Soldo (21), Denis Huseinbasic (21) oder Eric Martel (20) erledigen ihre Aufgaben recht unaufgeregt, auf mangelnder Erfahrung basierende Fehler sind eingepreist: "Hauptsache, sie entwickeln sich", sagt Steffen Baumgart, der von Anfang an zwei Dinge in den Vordergrund stellte: "Es ist nicht möglich, immer dieselben Spieler auf den Platz zu schicken." Und: "Wir vertrauen jedem, der in unserem Kader steht." Rückschläge sind einkalkuliert, an der grundsätzlichen Überzeugung dieser Personalpolitik ändert dies nichts. Bisher ist der FC gut damit gefahren.

Frank Lußem