Man nimmt Mats Hummels ab, dass er die Zeit bei der Nationalmannschaft derzeit besonders genießt. In den vergangenen Tagen sah man ihn nicht nur auf dem Platz, nachdem er seine Rückenprobleme überwunden hatte, sondern häufig auch beim Kaffeetrinken. Mal mit Kevin Trapp, mal mit Niclas Füllkrug, Jonas Hofmann und Julian Brandt. Die Beweise dafür posteten Hummels und Co. in den Sozialen Medien.
"Ich bin glücklich hier zu sein", sagt der Abwehrspieler von Borussia Dortmund vor dem wichtigen Test in Wien gegen Österreich (Dienstag, 20.45 Uhr, LIVE! bei kicker). "Es macht Spaß mit den Jungs zu trainieren, gegen die man sonst spielt. Es haben sich auch Freundschaften entwickelt über die Jahre."
Die Länderspiele im November
Sie zu pflegen, nachdem er zuvor mehr als zwei Jahre nicht zum DFB-Team gehörte, sorgt beim 34-Jährigen für sichtbare Freude. Die 2:3-Niederlage gegen die Türkei am vergangenen Samstag störte diese grundsätzliche Gefühlslage nicht. Dennoch darf man - wenn man den Ehrgeiz des Innenverteidigers kennt - davon ausgehen, dass Hummels nicht allein zum Vergnügen in den erlauchten Kreis der Nationalspieler zurückgekehrt ist. Der Weltmeister von 2014 will mit dem DFB-Team etwas reißen. Bundestrainer Julian Nagelsmann, der ihn im Oktober reaktivierte, sieht in Hummels einen Hoffnungsträger, der die deutsche Hintermannschaft stabilisieren soll. Am besten schon am Dienstagabend im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion.
"Einmal mehr 3:2 als 1:0"
"Es ist eine Sache von gemeinsamen Trainingseinheiten, von Spielen und Sitzungen, dass wir immer näher dahinkommen", sagt Hummels zur gewünschten Stabilität und Balance im deutschen Spiel, das sich in den vergangenen Jahren als defensiv anfällig entpuppt hat. "Wir sind eine Mannschaft mit vielen guten Offensiven", sagt er, "es ist daher gut vorstellbar, dass wir einmal mehr 3:2 gewinnen als 1:0, was auch völlig in Ordnung wäre." Wenn es gemeinsam aber bis zur Europameisterschaft in Deutschland gelingen würde, Defensive und Offensive auszubalancieren, "dann wären wir schon weit vorangekommen".
Einen, der neben Hummels dabei helfen könnte, lobt der Dortmunder bei seinem Auftritt auf der Pressekonferenz vor dem Österreich-Test besonders, als er nach ihm befragt wird: Leverkusens Jonathan Tah, der wie Hummels innen verteidigen kann, aber auch als Rechtsverteidiger vorstellbar ist.
Er singe jetzt ein "kurzes Loblied auf Jona", kündigt er vor seiner Antwort an, und führt dann aus: "Ich habe noch mit Jonas Hofmann darüber gesprochen: Die vergangenen zwölf, 13 Spiele, die ich von ihm gesehen habe, waren nicht nur gut, die waren top, teilweise herausragend. Er ist ein fantastischer Spieler und ein sehr guter Kerl. Loblied Ende." Es ist wohl auch Hummels' Alter und Erfahrung geschuldet, so uneingeschränkt und gelassen einen Konkurrenten loben zu können. Er kann es sich erlauben.
Hummels lässt sich seine Zukunft offen
Zur Gelassenheit im Karriere-Herbst zählt auch, dass sich Hummels auch an diesem Herbstabend in Wien offenhält, wie es mit seiner Laufbahn weitergeht. Noch bis zum Sommer läuft sein Vertrag beim BVB, die EM könnte der krönende Abschluss sein - muss es aber nicht.
"Ich bin weit weg von dem Gedanken, wie es weitergeht. In der vergangenen Saison habe ich erst in der letzten Woche verlängert. Ich werde es mir auch in dieser Saison sehr lange offenhalten." Im Moment - siehe oben - freue es ihn schlicht, "dass ich noch ganz gut mitkicken kann". Alles andere werde sich zeigen. Nur eines scheint sicher: Den einen oder anderen Kaffee wird Hummels auch nach dem Sommer noch trinken und das im Internet teilen.