Motorsport

Hyundai Ioniq 6: Erste Ausfahrt im elektrischen "Streamliner"

Drei Leistungsstufen, zwei Akkugrößen - Preise ab 43.900 Euro

Hyundai Ioniq 6: Erste Ausfahrt im elektrischen "Streamliner"

Hyundai Ioniq 6: Eleganter Stromer.

Hyundai Ioniq 6: Eleganter Stromer. Hersteller

Schon jetzt zählt Hyundai zu den stärksten Anbietern von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) in Deutschland. Im Jahr 2022 konnten sich die Südkoreaner hinter Tesla und VW in das Top-Trio der BEV-Anbieter einreihen. Unter dem Label "Ioniq" hat man sogar eine spezielle Submarke für vollelektrische Fahrzeuge gegründet.

Deren erster Vertreter, der Ioniq 5, bekommt nun ein Schwestermodell zur Seite gestellt. Der Ioniq 6 basiert ebenfalls auf der sogenannten Electric Global Modular Platform (E-GMP), bringt es auf eine Länge von 4,86 Metern und verkörpert eine coupéartig gezeichnete Limousine.

Topmodell mit Allradantrieb

Wie beim Ioniq 5 kann auch beim "Sechser" unter drei Leistungsstufen und zwei Batterieoptionen gewählt werden. Die heckgetriebene Basisversion bietet 111 kW/151 PS und eine 53 kWh-Batterie, das ist etwas weniger als beim Ioniq-5-Einsteiger (125 kW/170 PS, 58 kWh).  Gleichstand zwischen den Geschwistern herrscht dann wieder bei den stärkeren Varianten, die jeweils eine 77,4-kWh-Batterie nutzen. Während der Ioniq 6 mit 168 kW/229 PS über die Hinterräder angetrieben wird, arbeitet die 239 kW/325 PS starke Topversion mit zwei Elektromotoren (einem an der Vorder- und einem an der Hinterachse), daraus ergibt sich Allradantrieb.

Hyundai Ioniq 6

Dachschräge trifft auf Spoiler: Das Heck bietet einen recht extravaganten Anblick. Hersteller

Die Kraftentfaltung speziell beim Topmodell überzeugt allein schon durch das sofort einsetzende Drehmoment von 605 Newtonmetern. In 5,1 Sekunden beschleunigt der Zweitonner aus dem Stand auf Tempo 100; die (abgeregelte) Spitze wird mit 185 km/h angegeben. Oft kann auf den Tritt aufs Bremspedal verzichtet werden, weil der Fahrer über Schaltwippen am Lenkrad die Verzögerung dosieren kann. Was uns dabei auffiel: Die gewählte Rekuperationsstufe wird offenbar nicht angezeigt. Ansonsten ist man sprichwörtlich immer im Bilde, denn das digitale Cockpit wird von zwei 12,25 Zoll großen Displays dominiert. Auch das Infotainment-System ist hier integriert, gestaltet ist alles recht übersichtlich.

Digitale Außenspiegel

Als eher gewöhnungsbedürftig werden die digitalen Außenspiegel (Aufpreis 1300 Euro, ausstattungsabhängig) empfunden, besonders von Brillenträgern. Die Kameras projizieren das rückwärtige Verkehrsgeschehen auf zwei seitlich an der Armaturentafel angebrachte Monitore. Vorteil dieser Lösung: Sie trägt ebenso wie die flache Frontpartie, die aktiven Luftklappen und der komplett verkleidete Unterboden zur strömungsgünstigen Form des Fahrzeugs bei. Den Luftwiderstandsbeiwert haben die Hyundai-Techniker auf 0,21 gesenkt. Nur wenige Fahrzeuge schaffen diesen beachtlich niedrigen Wert oder unterbieten ihn wie der Mercedes EQS mit einem cW-Wert von 0,20.

Die sehr gute Aerodynamik wirkt sich auf den Verbrauch und auf die Reichweite aus. Am höchsten - maximal 614 Kilometer - fällt sie beim Hecktriebler mit großer Batterie aus. Dagegen bringt es der Ioniq 5 (cW 0,29) bei gleicher Antriebskonstellation im günstigsten Fall "nur" auf 507 Kilometer. Der Stromverbrauch nach WLTP-Norm liegt bei niedrigen 16,9 kWh/100 km. Auf unseren ersten Probefahrten zeigte der Bordcomputer exakt diesen Wert an.

Hyundai Ioniq 6

Cockpit: Links am Armaturenträger ist ein Monitor zu erkennen, der die Funktion eines digitalen Außenspiegels übernimmt. Hersteller

Viel Platz und Komfort genießen die vorderen Insassen auf angenehm konturierten Sitzen (optional Relax-Sitze), im Fond wird es wegen der abgesenkten Dachlinie für großgewachsene Personen ziemlich eng, schon beim Einsteigen heißt es, den Kopf einzuziehen. Grandios ist dagegen die Beinfreiheit hinten, die vom langen Radstand (2,95 Meter) profitiert. Ins flach ausgeformte Gepäckabteil passen 401 Liter - für das Modellsegment recht bescheiden. An Zuladung verträgt der Hyundai-Stromer bis zu 500 Kilo. Eine gute Lösung ist der sogenannte "Frunk" unter der vorderen Haube, in dem sich die Ladekabel verstauen lassen.

Hyundai Ioniq 6

Frunk: Hier können die Ladekabel ihren Platz finden. Hersteller

Was manch einen beim E-Auto noch ziemlich nervt, ist die Ladepause, die wesentlich länger als der vom Verbrenner gewohnte Tankstopp ausfällt. Der Ioniq 6 ist hier auf dem richtigen Weg. An der 350-kW-Schnellladestation ist er dank 800-Volt-Technik rasch geladen: In nur 15 Minuten soll er wieder fit sein für 350 Kilometer Reichweite. Das wird im Rahmen einer ausführlicheren Erprobung noch zu überprüfen sein.

Dank des "Plug-and-Charge"-Dienstes authentifiziert sich das Fahrzeug automatisch an der Ladesäule und kann dann ohne App oder Ladekarte geladen werden. Zudem bietet Hyundai seinen Kunden einen europaweiten Ladeservice an, für den es verschiedene Tarifmodelle gibt.

Achtjahres-Garantie - auch auf die Batterie

Zu den Preisen: Das Basismodell des Ioniq 6 kommt auf mindestens 43.900 Euro, für die mittlere Ausbaustufe sind 5000 Euro draufzulegen, einen Zuschlag von weiteren 9000 Euro erfordert das allradgetriebene Topmodell. Leasing ist ab einer Monatsrate von 299 Euro möglich. Immer gibt es eine Achtjahres-Garantie für das Fahrzeug und die Batterie sowie außerdem ein "Mobilitätsversprechen".

Vernünftig erscheint es uns, den relativ kostengünstigen Einsteiger mit dem sogenannten Dynamiq-Paket aufzuwerten. Dann steigt der Preis zwar um 5100 auf 49.000 Euro. Doch über die gute Serienausstattung hinaus - unter anderem Voll-LED-Scheinwerfer, 18-Zoll-Leichtmetallräder, Navigationssystem mit 12,25 Touchscreen, Sitz- und Lenkradheizung, elektrische Heckklappe und Rückfahrkamera - gelangt dann noch einiges mehr an Bord: Die sinnvolle Wärmepumpe beispielsweise, der Totwinkel- und Querverkehrswarner, der elektrisch einstellbare Fahrersitz und die Smartphone-Ablage mit kabelloser Ladefunktion. Hyundai geht allerdings davon aus, dass 72 Prozent der Kunden die stärkere Ioniq-6-Version wählt.

Ingo Reuss

Hyundai Ioniq 6 in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits zu konfigurieren

Wen er ins Visier nimmt: Tesla Model 3, Polestar 2, Kia EV6, den kommenden VW ID.7

Was er leistet: Das Basismodell (Batterie 53 kWh) 111 kW/151 PS, die mittlere Ausbaustufe (77,4 kWh) 168 kW/229 PS, das allradgetriebene Topmodell /77,4 kWh) 239 kW/325 PS.

Was er kostet: Ab 43.900 Euro.

Hyundai Ioniq 6: Edel elektrisch