Motorsport

Im Test: Maserati Levante GT Hybrid

Luxus-SUV mit 330 PS - Preis ab 92.344 Euro

Im Test: Maserati Levante GT Hybrid

Maserati Levante GT Hybrid: Dreizack im Kühlergrill.

Maserati Levante GT Hybrid: Dreizack im Kühlergrill. Hersteller

Wie er aussieht: Imposant, aber keineswegs prollig. Wie auch, Signore Levante ist ja Italiener. Und so schafft er es, seinen mächtigen Kühlergrill, die sportwagenlike langgezogene Motorhaube, den muskulösen Körper und überhaupt die Größe von fünf Metern Länge und fast zwei Metern Breite ohne Drama, sondern mit Eleganz und Selbstbewusstsein zu inszenieren. Auch beim Schmuck beweist der Levante Geschmack. Er behängt sich nicht mit billigem Bling-Bling, sondern belässt es bei wenigem, das dann aber umso teurer aussieht: Dem Dreizack im Grill und an der C-Säule als Statussymbol, oder den drei klassischen Luftauslässe an den Flanken. Beim Hybridmodell sind sie übrigens kobaltblau eingefasst, auch an den Bremssätteln findet sich der Farbton wieder.

Wie er eingerichtet ist: Mit italienischem Luxus vom Feinsten. Maserati hat das Interieur weitgehend mit Leder ausgeschlagen, verbrämt mit blauen Ziernähten, dazu gibt es Carbon-Applikationen. Die Sitze zeigen Maßanzug-Qualitäten, perfekten Schnitt also und tadellose Passform.  Dem allgegenwärtigen Dreizack kann sich das Auge kaum entziehen, auf dem Lenkrad prangt er ebenso wie auf den Kopfstützen oder auf dem Zifferblatt der kleinen Analoguhr, die aus der Mittelkonsole lugt.

Ein digitales Breitbildszenario, wie man es vor allem von der deutschen Premium-Konkurrenz kennt, bekommt im Levante keinen Auftritt. Tacho und Drehzahlmesser rahmen als klassische Rundinstrumente ein kleines, maßvoll zu konfigurierendes Display ein, der zentrale Info-Touchscreen fällt mit seinen 8,4 Zoll für heutige Verhältnisse überraschend klein aus. Bedienen lässt er sich aber tadellos, und alles andere als ein Schaden ist es, dass für Lüftung, Lautstärke und Senderdurchlauf konventionelle Bedienelemente installiert sind.

Am Volant befinden sich voluminöse Schaltwippen. Deren griffgünstige Größe hat insofern eine Schattenseite, als sich die Finger auf ihrem Weg zum Blinker erst drumherumhangeln müssen.

Maserati Levante Hybrid

Luxusleben: Dem Levante fehlt es nicht an Edel-Ambiente. Hersteller

Wie viel Platz er hat: Der Maserati Levante ist ein großer Wagen, daran richten sich auch die Erwartungen ans Platzgebot aus. Tatsächlich fallen die räumlichen Verhältnisse sehr ordentlich, wenn auch nicht überragend aus, im Fond wird die Kopffreiheit durch die coupéhaft abfallende Dachlinie etwas eingeschränkt. Der Kofferraum packt 580 Liter weg, unterm Ladeboden gibt es ein paar flache Zusatzfächer, die im Verhältnis 2:1 geteilten Rücksitzlehnen bieten eine Durchlademöglichkeit, lassen sich aber leider nicht vom Gepäckabteil aus umklappen.

Was ihn antreibt: Den Diesel hat Maserati aus dem Levante-Programm verabschiedet, somit übernimmt der Hybrid die Rolle des - angesichts eines SUV dieser Kategorie krümmen sich hier etwas die Finger über der Tastatur - Sparmodells einerseits und des Einsteigers andererseits.

Zu den Details: Normalerweise läuft die Sache mit dem 48-Volt-Mildhybrid so, dass zusätzlich zum Verbrenner ein Startergenerator verbaut wird. Dabei handelt es sich um einen kleinen Elektromotor, der beim Anfahren und Beschleunigen unterstützt. Neben dieser Boost-Wirkung ergibt sich ein Sparpotenzial, auch weil der Verbrenner beim Fahren ohne Last Pause machen kann, man spricht dann vom "Segeln".

Maserati hat das Prinzip etwas abgewandelt. Hier gibt es zusätzlich zum Riemenstartergenerator (RSG) noch einen elektrischen Verdichter, den sogenannten "E-Booster". Die Arbeitsteilung zwischen den beiden Komponenten sieht so aus, dass der RSG die beim Bremsen und Verzögern gewonnene Energie in eine kleine Batterie zurückspeist, die wiederum den E-Booster "füttert", der dann in Kooperation mit dem klassischen Turbolader dem Verbrenner unter die Arme greift. Das System gelangt auch beim Sportwagen Ghibli und im kleineren Maserati-SUV Grecale zur Anwendung.

Den Part des Verbrenners spielt ein Zweiliter-Vierzylinder-Benziner mit 243 kW/330 PS, der ein Drehmoment von 450 Newtonmetern produziert. Die Schaltarbeit übernimmt eine Achtgang-Automatik von ZF. Wie alle Levante-Modelle verfügt auch der GT Hybrid über Allradantrieb.

Maserati Levante Hybrid

Traktion gesichert: Der Levante verfügt serienmäßig über Allradantrieb. Hersteller

Wie er sich fährt: Der Levante GT Hybrid bringt stattliche 2,1 Tonnen auf die Waage. Dies, und auch das SUV-Format überhaupt, nährt schon in der Theorie die Vermutung, dass man es nicht mit einem hyperaktiven Sportsgeist zu tun bekommt. In erster Linie ist der Italiener das, was er sein soll - ein wunderbar komfortabler Reisewagen, den der bärenstarke Vierzylinder souverän anschiebt und der dank der elektrischen Unterstützung nie auch nur ansatzweise angestrengt wirkt. Wenn von den alltagskonformen Fahrprogrammen Normal oder I.C.E. auf "Sport" umgeschaltet wird, ändert sich das Wesen des großen Wagens. Er wacht gleichsam auf, das Gaspedal reagiert giftiger, die Karosserie senkt sich um zwei Zentimeter in Richtung Asphalt, das Luftfederfahrwerk strafft sich. Wer es unbedingt so haben will, kann den Levante auch engagiert und sicher um die Kurven scheuchen, der Allradantrieb steuert die erforderliche erstklassige Traktion bei.

Auch im Gelände macht sich der AWD potenziell bezahlt, für schwereres Geläuf gibt es spezielle Offroad-Modi (Auto und Manual), die (in insgesamt fünf Stufen höhenverstellbare) Karosserie fährt nach oben und erhöht die Bodenfreiheit. Eine Hill Descent Control (HDC) unterstützt bei Abwärtsfahrten.

Fürs Protokoll die Fahrleistungen: Die Tachoanzeige reicht bis 310 km/h, bis zu diesem verwegenen Tempo versteigt sich die Wirklichkeit nicht, maximal werden 245 km/h Topspeed erreicht. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h erfolgt in sechs Sekunden.

Maserati Levante Hybrid

Bei diesem Preis müssen die meisten passen: Preislich startet der Levante Hybrid erst über 90.000 Euro. Hersteller

Was er verbraucht: Man kann den Levante GT Hybrid auch im verbrauchstechnisch einstelligen Bereich fahren. Mit viel Bedacht haben wir auf unserer expliziten Sparrunde den Minimalwert von 7,1 l/100 km erreicht. Realistischer sind aber, trotz Spartechnik, Werte über 10 Litern. Wir bilanzierten schließlich 11,4 l/100 km.

Was er bietet: Serienmäßig unter anderem 19-Zoll-Leichtmetallräder, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Keyless-Go und -Entry, sensorgesteuert elektrische Heckklappenbetätigung, 12-fach elektrisch verstellbare Vordersitze, Lederausstattung, Infotainment mit Apple CarPlay sowie Android Auto, Zweizonen-Klimaautomatik, Rückfahrkamera, Tempomat und adaptive Luftfederung.

Vieles muss da noch extra bezahlt werden. Adaptivtempomat mit Stop&Go- und Spurhalteassistent, Totwinkelassistent mit Querverkehrsüberwachung, 360-Grad-Surround-View-Kamera, Verkehrszeichen- und Fußgängererkennung, Stau- und Autobahnassistent sowie Navi gehören zum eigentlich unerlässlichen Fahrerassistenzpaket Plus (7557 Euro), die Sitzheizung für alle Plätze kommt zusammen mit einem elektrischen Sonnenrollo für die hinteren Seitenscheiben auf knapp 2000 Euro, Matrix-LED-Hauptscheinwerfer und Kurvenlicht zählen gemeinsam mit Sportsitzen, elektrisch einstellbarer Pedalerie, 20-Zoll-Alurädern und einigem mehr zum Sport-Paket, das 7080 Euro kostet.

Maserati Levante Hybrid

Einsteiger: Der GT Hybrid nutzt als einziger Levante einen Vierzylinder. Im "Modena" ist ein V6 verbaut, im Trofeo gar ein V8. Hersteller

Was er kostet: Ab 92.344 Euro.

Was wir meinen: Der Maserati Levante GT Hybrid ist ein luxuriöser Reisebegleiter, dem die Kraft seiner 330 PS ruhige Gelassenheit in allen Fahrsituationen beschert. Wunder in Sachen Verbrauch sollte man vom Hybridsystem nicht erwarten. Der starken - und in mancherlei Hinsicht überlegenen - Konkurrenz aus deutschem Haus, die sich aus Mercedes GLE, BMW X5, Audi Q7 und nicht zuletzt dem Porsche Cayenne zusammensetzt, hat der Levante letztlich sein italienisches Flair und somit einen gewissen Exotenstatus entgegenzusetzen. Leisten werden ihn sich ohnehin nur die wenigsten können und vielleicht auch wollen. Dabei geht es nicht nur ums Geld, denn - aber das hatten wir ja schon - in Zeiten der Klima- und Energiekrise sind die großen SUVs längst nicht mehr überall wohlgelitten.

Ulla Ellmer

Die Daten des Maserati Levante GT Hybrid:

Antrieb: Mildhybrid mit e-Booster und 48-Volt-Riemenstartergenerator, Achtgangautomatik, Allradantrieb

Motor Otto

Hubraum 1998 ccm

Zylinder 4

Leistung 243 kW/330 PS bei 5750/min

max. Drehmoment 450 Nm bei 2250/min

Höchstgeschwindigkeit 245 km/h

Beschleunigung 0 - 100 km/h 6,0 sec

Normverbrauch WLTP 10,7 - 9,7 l/100 km

Testverbrauch 11,4 l/100 km

CO2-Emission 243 - 220 g/km

Schadstoffnorm Euro 6d Final

Energie-Effizienzklasse F

Länge 5,00 m

Breite 1,98 m (ohne Spiegel)

Höhe 1,69 m

Sitzplätze 5

Gepäckraum 580 l

Kraftstoff-Tank 80 l

Leergewicht 2090 kg

Versicherungs-Typklassen 20 (KH), 30 (TK), 32 (VK)

Preis ab 92.344 Euro