Was braucht es, um ein komplett wettbewerbsfähiges Team zu stellen? Einen stabilen Unterbau. Dass Italien darüber verfügt, hatte sich schon bei der erfolgreichen Europameisterschaft im Sommer gezeigt, als Roberto Mancini bis auf den dritten Ersatztorwart Alex Meret jeden Spieler mindestens einmal eingesetzt hatte.
Einige Wochen und zwei doch enttäuschende Remis in der WM-Qualifikation gegen Außenseiter Bulgarien (1:1) sowie gegen den ärgsten Gruppengegner Schweiz (0:0) später, ließ der italienische Trainer nun sogar den Unterbau vom Unterbau ran. Allen voran die beiden erst 21-jährigen Stürmer Moise Kean (bei der EM gar nicht dabei) und Giacomo Raspadori (ein EM-Kurzeinsatz in der Vorrunde) durften die etwa mit Donnarumma oder Europas Fußballer des Jahres Jorginho aufgehübschte zweite Azzurri-Abteilung anführen.
Und siehe da: Sowohl der in diesem Sommer zu Juventus zurückgekehrte Kean (Doppelpack) als auch der seit 2009 kontinuierlich bei Sassuolo ausgebildete und spielende Raspadori (ein Tor plus ein indirektes bei einem als Eigentor gewerteten abgefälschten Schuss) trugen sich beim klaren 5:0 gegen Gruppe-C-Schlusslicht Litauen in die Schützenliste ein. Alle vier Treffer fielen dabei vor der Pause. Nach dem Seitenwechsel erhöhte dann noch di Lorenzo auf 5:0, während der ebenfalls dribbelstark aufspielende Joker Castrovilli spät nur den Pfosten traf.
Spiel Nummer 37
Zur ganzen Wahrheit für den am Ende klaren wie auch in der Höhe standesgemäßen Erfolg gehört aber auch, dass sich die in den ersten Minuten noch gut stehende litauische Defensive etliche kapitale Schnitzer gerade bei den Gegentoren erlaubte. Auch der frühere Bochumer und Auer Novikovas, inzwischen in der Türkei bei Erzurumspor unterwegs, half fleißig mit einem fatalen Rückpass mit. Genauso wie Keeper Setkus, der beim 0:5 einen eigentlich einfachen Heber komplett falsch eingeschätzt hatte.
Was den klaren Erfolg der Squadra Azzurra an diesem Mittwochabend zusätzlich versüßte, waren zwei Tatsachen: Einerseits bauten die Italiener mit dem nun 37. Länderspiel in Folge ohne Niederlage den Weltrekord weiter aus, anderseits untermauerten die Azzurri mit diesem Dreier den für die direkte WM-Teilnahme berechtigenden Platz 1 vor der Schweiz. Die Nati nämlich kam in Nordirland nur zu einem 0:0 - auch weil der ehemalige Frankfurter Seferovic einen Elfmeter vergeben hatte -, und liegt nun mit zwei Spielen weniger sechs Punkte hinter Italien. Das Ticket für die WM 2022 in Katar ist somit ein gutes Stück nähergerückt für den Europameister, der die WM 2018 verpasst hat.