Traumstart dank Rakitic
Turins Trainer Massimiliano Allegri stellte nach dem letzten Ligaspiel, dem 2:2 bei Hellas Verona , auf vier Positionen um: Barzagli, Lichtsteiner, Morata und Vidal begannen für Llorente, Ogbonna, Padoin und Pereyra (alle Bank). Damit lief Juventus mit der zweitältesten Startelf der Champions-League-Final-Geschichte auf (Ø 30 Jahre, 153 Tage). Barcelonas Coach Luis Enrique vertraute hingegen auf dieselbe Startelf, die zuvor mit einem 3:1-Sieg gegen Athletic Bilbao die Copa del Rey holte.
Mit dem Anpfiff wartete Juventus mit einer Überraschung auf: Die Italiener attackierten mit Pressing und liefen die Spanier sofort aggressiv vorne an. Barça wirkte kurz überrascht und verunsichert, lieferte aber nur Minuten später die passende Antwort: An der linken Strafraumkante wanderte die Kugel mit perfekt getimten Kurzpässen über Neymar und Iniesta zu Rakitic, der direkt aus zehn Metern zentraler Position zum 1:0 einschoss (4.). Der Traumstart für Barcelona war perfekt, die anfängliche Nervosität komplett verflogen und das Selbstbewusstsein spürbar gestärkt: Kurz darauf zielte Neymar knapp am rechten Winkel vorbei (9.), und Juve-Torwart Buffon parierte spektakulär gegen Dani Alves (14.).
Barcelona hält das Tempo hoch - Juventus überfordert
Das Finale
Turin schien indes komplett überfordert. Die "Alte Dame" spielte im 4-4-2 mit einer Raute im Mittelfeld, die sich bei gegnerischen Ballbesitz zu einer engmaschigen Kette umformierte und gemeinsam mit der Abwehr-Viererkette die Räume zustellte. Barcelona schien davon aber unbeeindruckt, hielt das Tempo hoch. Gegen teils hüftsteife Italiener setzten flinke und umtriebige Katalanen auf Ballbesitz und belagerten den gegnerischen Strafraum. Der Juve-Beton wurde dann mit vielen präzisen Kurzpässen immer wieder aufgeweicht.
Turin war somit gekonnt aus dem Spiel genommen und fand in der Offensive nur punktuell statt: Tevez (23.) und Morata (24.) sorgten zwischenzeitlich für ein wenig Gefahr. Ansonsten war aber Barça dem zweiten Treffer näher: Jordi Alba (16.), Neymar (27.) und Suarez (39., 40., 44.) verbuchten hochkarätige Chancen.
Barça nutzt das Powerplay nicht, dann trifft Morata

Turins Alvaro Morata (r.) trifft gegen Marc-André ter Stegen zum zwischenzeitlichen 1:1. Getty Images
Mit Wiederbeginn startete Barcelona ein druckvolles Powerplay: Suarez (49., 50.) und Messi (51.) hatten hochkarätige Chancen auf dem Fuß, ließen diese aber leichtfertig liegen. Das sollte sich wenig später rächen: Mit einem Hackentrick filetierte Marchisio die FCB-Hintermannschaft, dann spielte Lichtsteiner Tevez im Strafraum frei, der aus elf Metern an einer starken Reaktion von ter Stegen scheiterte. Die Kugel fiel aber vor die Füße von Morata, der aus fünf Metern zum 1:1 abstaubte (55.).
Die Partie schien nun zu kippen, denn Turin hielt fortan mit breit geschwellter Brust besser dagegen und kam zu guten Möglichkeiten durch Morata (58.), Tevez (63.), Pogba (65.) und Vidal (67.). Außerdem hatten die Spanier Glück, dass Schiedsrichter Cüneyt Cakir bei einer grenzwertigen Umklammerung von Dani Alves an Pogba nicht auf den Elfmeterpunkt zeigte (67.). Während sich die Italiener noch echauffierten, dribbelte Messi bis an die Strafraumgrenze und zog ab. Buffon lenkte das erst spät zu sehende Spielgerät unglücklich vor die Füße von Suarez, der aus fünf Metern abstaubte - 2:1 Barcelona (68.).
Neymar: Zweimal Jubel, ein Tor
Dieser Treffer steckte Juventus tief in den Knochen. Kurz darauf flankte Jordi Alba von links vors Tor, wo Neymar seine eigene Hand anköpfte. Der Ball zappelte im Netz, doch Cakir gab den Treffer wegen eines Handspiels nicht (71.). Die Schlussphase war denn entsprechend hektisch und feurig zugleich - mit weiteren Chancen auf beiden Seiten: Piqué (82.) jagte einen Drehschuss drüber, auf der anderen Seite durfte sich ter Stegen noch einmal gegen Marchisio (89.) und Tevez (90.+2) auszeichnen.
Der Schlussakkord gehörte dann noch einmal Barcelona, das den alles entscheidenden Konter fuhr: Joker Pedro schickte Neymar in den Sechzehner, der aus elf Metern linker Position zum 3:1-Endstand traf (90.+7). Damit sicherte sich Barça neben dem Champions-League-Titel auch das zweite Triple (Meisterschaft, Pokalsieg und Königsklasse) der Vereinsgeschichte nach 2009.