Das Turiner Stadion war an diesem späten Sonntagabend verstummt - und zwar gleich dreimal in den ersten 45 Minuten: relativ früh, in der Nachspielzeit und zur Pause. Denn Außenseiter US Salernitana, in dieser Saison allgemein schon sehr gut unterwegs (bis dato erst eine Niederlage), führte tatsächlich mit 2:0 bei Rekordmeister Juventus.
Ansage Nummer 1 gab es bereits in der 18. Minute: Nach einem Diagonalschlag verschätzte sich zunächst Cuadrado böse, sodass Mazzocchi aufnehmen und links in den Strafraum dribbeln konnte. Dort zeigte der Spieler mehrere Übersteiger, tanzte McKennie aus und feuerte die Kugel scharf ins Zentrum. Candreva rauschte heran und machte aus nächster Nähe das 1:0.
VAR, Elfmeter, Hertha-Leihgabe
Serie A, 6. Spieltag
Doch damit eben nicht genug: Als der von Hertha BSC ausgeliehene Stürmer Piatek nach einem Zuspiel via Grätsche abschloss (45.), wurde Strafstoß gefordert. Nach VAR-Eingriff offenbarte sich dann in der Tat ein recht klares Handspiel von Bremer, es gab Elfmeter - und diesen verwandelte eben jener Piatek sicher zum höchst überraschenden 2:0 (45.+5).
Unverdient war diese Führung übrigens nicht für den Gast aus Salerno, denn dieser zeigte sich frech, stand hinten sicher und ließ gegen einmal mehr recht einfallslose Turiner nur sehr wenig anbrennen. Ein paar Abschlüsse von Vlahovic hier, gute Dribblings von Eigengewächs Miretti dort - und ordentliche Paraden von Salernitanas Keeper Sepe (7. und 9.) - mehr war bis dato nicht zu sehen von der "Alten Dame".
Bremer eröffnet die Aufholjagd
Mit Wut im Bauch begann Juventus wenig überraschend den zweiten Durchlauf - und verbuchte zügig den 1:2-Anschluss: Nach toller Flanke von Kostic nickte der einspringende Bremer kraftvoll wie unhaltbar ein (51.).
In der Folge konnten die Bianconeri den Druck aber nicht lange aufrechterhalten, Salernitana stand defensiv mit fortschreitender Zeit wieder deutlich sicherer und hielt das Geschehen vom eigenen Kasten und Keeper Sepe fern. Und das bis in die Schlussphase. In dieser fehlte dem Underdog aber dann doch die offensive Entlastung, was beinahe zum 2:2 von Turins Joker Milik führte (74.).
Es wird wild, sehr wild
Jubelfaust - und Frust: Leonardo Bonucci machte zwar das wichtige 2:2, stand beim 3:2 aber im Abseits. IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto
Doch damit begannen sie erst, die verrückten letzten Minuten an diesem Serie-A-Sonntagabend: Los ging es mit einem Lattenschuss von Milik (89.), ehe Alex Sandro einen Foulelfmeter nach klarem Einsteigen von Valencia herausholte (90.+1). Bonucci scheiterte bei diesem zunächst am starken Schlussmann Sepe, traf aber beim Nachschuss mit seinem schwachen linken Fuß zum 2:2 (90.+3). Und nur eine Minute später stieg Milik hoch und setzte einen Kopfball rechts oben zum umjubelten 3:2 ins Eck - sogar so umjubelt, dass der aus Marseille geholte Neuzugang fürs Ausziehen des Trikots Gelb-Rot sah (90.+6).
Doch dabei blieb es nicht! Nach einer minutenlangen Rudelbildung, wo manch einer offenbar schon den Schlusspfiff vernommen haben wollte, gab es zunächst glatt Rot für die beiden größten Streithähne - Salernos Fazio (90.+7) und Turins Cuadrado (90.+9) - und wohl auch für Juventus-Trainer Massimiliano Allegri.
Als wäre das noch nicht genug, schritt der Referee plötzlich in die Review Area, sah sich das 3:2 nochmals an - und erkannte eine Abseitsstellung von Bonucci, der Sepe beim Milik-Kopfball beeinträchtigt hatte. Aufgrund des VAR-Eingriffs stand es wieder 2:2, wobei der Treffer hätte zählen müssen. Das Unentschieden hielt stand, auch wenn die Partie am Ende die 100-Minuten-Marke knackte. Alles in allem kam Juve also nach 0:2 zurück und musste letzten Endes dennoch mit dem vierten Remis im sechsten Ligaspiel (nur zwei Siege) leben.