Es waren keine drei Minuten gespielt im Al-Bayt Stadium, da zappelte der Ball schon im Netz des Gastgebers. In einer ruppigen Anfangsphase hatte Pedro Correia Caicedo gefoult, beim anschließenden Freistoß bekamen die Katarer den Ball nicht aus dem Strafraum. Nutznießer war Enner Valencia, der nach Volley-Ablage von Torres zur Führung einköpfte (3.).
Doch der Jubel beim Team von Cheftrainer Gustavo Julio Alfaro, der in der Innenverteidigung auf Abwehrchef Hincapie von Bayer Leverkusen setzte, fand nach VAR-Eingriff ein jähes Ende. Estrada, der den Ball auf Torres abgelegt hatte, stand zuvor eine Fußlänge im Abseits, der Treffer wurde somit zurecht zurückgenommen.
Al-Sheeb stümperhaft: Valencia trifft vom Punkt
Die Mannschaft von Felix Sanchez, die sich ausschließlich aus Spielern der heimischen Liga zusammensetzt und sich zwei Monate auf das Turnier einschwören konnte, konnte sich aber auch in der Folge nicht aus der ecuadorianischen Umklammerung lösen. "La Tri" spielte sich um den gegnerischen Sechzehner fest - und bekam gegen eine überforderte katarische Hintermannschaft nach 15 Minuten einen Strafstoß zugesprochen. Torhüter Al-Sheeb, der schon beim vermeintlichen 0:1 keine gute Figur gemacht hatte, kam gegen Valencia zu spät und traf den Kapitän mit der Hand am Schienbein. Vom Punkt durfte sich der Stürmer von Fenerbahce dann doch als erster Torschütze der WM 2022 verewigen (16.).
Gruppe A - 1. Spieltag
Kurz darauf traten die Gastgeber erstmals offensiv in Erscheinung, nach Pedro Correias Vorstoß (18.) bot sich jedoch wieder das alte Bild: Ecuador bestimmte die Partie - und hatte prompt die Chance, auf 2:0 zu erhöhen. Nach Hincapies feinem Pass war Estupinan frei durch, bei seiner Flanke auf Estrada foulte dieser jedoch den gegnerischen Torhüter (20.).
Katar einfallslos - Valencia schnürt den Doppelpack
Nach einer kurzen Verschnaufpause, in der sich die Südamerikaner zurückzogen und Katar das Feld überließen, aus der Deckung gegen fehlerbehaftete Gastgeber aber immer wieder gefährliche Konter setzten, führte das gewohnte Angriffsmuster zum Erfolg. Immer wieder waren es nämlich scharfe Flanken der weit aufgerückten Außenverteidiger aus dem Halbfeld, mit denen das kopfballstarke Stürmer-Duo Valencia und Estrada gesucht und gefunden wurde. Preciados Hereingabe von rechts gelangte zum völlig blank stehenden Valencia, der mustergültig per Kopf erhöhte (31.).
Die Katarer ließen jegliche Offensivbemühungen vermissen, konnten bis auf einen Verzweiflungsschuss (33.) keine Akzente setzen und sorgten vielmehr mit ruppigem Einsteigen für Aufsehen. Meist kamen überforderte "Al-Anabbi" dabei gegen Valencia zu spät, dessen Traum-Auftakt ein frühes Ende zu nehmen drohte. Der einzige Spieler in der ecuadorianischen Startelf, der bereits WM-Erfahrung vorweisen konnte, musste nach Treffern am Knie mehrmals behandelt werden, konnte schlussendlich aber weitermachen.
Den Schlusspunkt einer einseitigen ersten Hälfte durfte dann die Sanchez-Elf setzen, der misslungene Abschluss von Almoez Ali war aber bezeichnend für die Leistung der Gastgeber: Nach Flanke von rechts kam der Stürmer völlig freistehend an den Ball, seinem Kopfball fehlte es jedoch an Präzision und Kraft (45.+5). Zuvor stand er jedoch ohnehin im Abseits, ein möglicher Anschlusstreffer hätte somit nicht gezählt.
Überschaubares Niveau nach der Pause
Zu Beginn des zweiten Durchgangs übernahmen erneut die Südamerikaner die Spielgestaltung, in Anbetracht der klaren Überlegenheit und der sicheren Führung ging "La Tri" jedoch nicht ins Risiko. Erst nach 53 Minuten tauchte die Alfaro-Elf erstmals wieder gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf, Valencia und Estrada verpassten allerdings Platas Hereingabe.
Doch nicht nur auf dem Platz wurde es mit zunehmender Spielzeit ruhiger, auch auf den Rängen des mit offiziell 67.372 verkauften Tickets ausverkauften Stadions kam zeitweise wenig Euphorie auf - in Anbetracht des schwachen Niveaus durchaus verständlich. Für etwas Erheiterung und Spannung hätte Pedro Correia sorgen können, sein Abschluss ging jedoch deutlich vorbei.
Muntari hat die beste Chance - Valencia verletzt ausgewechselt
Sarmiento (79.), Plata (81.) und Co. hatten in der Schlussphase noch einmal die Möglichkeit, einen weiteren Treffer nachzulegen, die größte Chance in der zweiten Halbzeit verbuchten jedoch die Gastgeber. Am Ende eines Konters sorgte der eingewechselte Muntari für einen Aufschrei im Stadion. Sein Lupfer, mit dem er Ecuador-Torhüter Galindez überwand, landete jedoch knapp auf dem Tor statt im Netz (86.).
Valencia hatte da bereits das Feld verlassen; gut 15 Minuten vor Schluss deutete der von vielen Fouls gezeichnete Stürmer an, dass es nicht weitergeht. Probleme am Knie plagten den 33-Jährigen, der am Ende nichtsdestotrotz einen verdienten 2:0-Sieg feiern durfte.
Fünf Tage hat Ecuador nun Zeit, den Matchwinner wieder fit zu bekommen. Am Freitag trifft das Team auf die Niederlande (17 Uhr). Die Katarer, die mit der verdienten Niederlage WM-Geschichte schrieben - bei der 22. WM-Auflage verlor erstmals ein Gastgeber ein offizielles Auftaktspiel -, treffen drei Stunden zuvor auf den Senegal.