Handball

Kolumne von Bob Hanning: Mein erstes Bundesliga-Fazit

Die Handball-Kolumne von Füchse-Boss Bob Hanning

Kiel ist voll da, Knorr und wir aber auch: Mein erstes Bundesliga-Fazit

Zwei für Deutschlands Zukunft, findet Bob Hanning: Juri Knorr (li.) und Julian Köster (re.).

Zwei für Deutschlands Zukunft, findet Bob Hanning: Juri Knorr (li.) und Julian Köster (re.). imago images (3)

Die Bundesliga biegt auf die Zielgerade der Hinrunde ein. Und bis auf wenige Ausnahmen bewegt sich alles in den erwartbaren Bahnen, die Top vier zwischen drei und sieben Minuspunkten. Das zeigt, wie ausgeglichen die Liga in diesem Jahr wirklich ist. Im Spitzenspiel am Sonntag (14 Uhr) zwischen meinen Füchsen (1., 27:3 Punkte) und dem SC Magdeburg (4., 21:5 Punkte) dürfen wir uns in einer ausverkauften Halle auf ein überragendes Handballspiel freuen. Nicht nur wegen der Tabellenkonstellation werden beide Teams in diesem Ost-Derby viel Leidenschaft und Herz auf der Platte lassen.

Der THW Kiel (2., 26:4 Punkte) scheint den durch Verletzungen und Wechsel im nächsten Sommer zum Teil vorgezogenen, aber auch bevorstehenden Umbruch gut zu verkraften. Da merkst du, dass in Kiel alles hochprofessionell eingespielt ist. Mit dem Comeback von Sander Sagosen und dem Sieg in Magdeburg steht fest, dass der THW weiter zu den absoluten Topfavoriten gehört.

Was macht Flensburg kurz- bis mittelfristig aus dieser Situation?

Anders als Flensburg (5., 20:10 Punkte). Die SG hat eigentlich immer von ihrer Geschlossenheit gelebt. Verletzungen, wechselwillige Spieler, aber auch der Umstand, dass die Flensburger nicht mehr jeden Profi bekommen, den sie früher hätten kriegen können, sorgen mitunter für fehlende Souveränität. Bereits zehn Minuspunkte haben dazu geführt, dass die SG vier Teams hat vorbeiziehen lassen müssen. Ich tue mich aber schwer, bei Flensburg von einer Enttäuschung zu sprechen. Es wird solche Jahre und Situationen immer wieder geben. Das muss man sportlich auch einfach mal ertragen. Die Kunst ist, aus dieser Situation etwas zu kreieren. Das wird spannend zu beobachten sein.

Die Rhein-Neckar Löwen (3., 23:7 Punkte) sind wie verwandelt. Sie gleich zum Titelkandidaten zu machen, ist aber natürlich völlig verfrüht. Mit Trainer Sebastian Hinze bewegen sich die Dinge aber offensichtlich in die richtige Richtung. Großes Kompliment an Juri Knorr, der nach dem Weggang von Andy Schmid die Verantwortung übernommen hat und unter Hinze wirklich aufblüht.

Für uns in Berlin kam die Verletzung von Mathias Gidsel natürlich zum völlig falschen Zeitpunkt. Bis auf den Ausrutscher in Minden stehen auch wir für Konstanz - und mit Recht an der Spitze. Da gehören wir gerade hin. Verpflichtungen wie die von Max Darj haben sich ausgezahlt, die Breite im Kader sorgt für deutlich mehr Stabilität in den Leistungen.  

Überraschung Gummersbach - Starke Arbeit in Hannover

Die Überraschungsmannschaft der Saison ist für mich bislang der VfL Gummersbach (10., 14:14 Punkte). Ein riesiges Kompliment möchte ich an der Stelle Geschäftsführer Christoph Schindler aussprechen, der - zumindest als Außenstehender - einen fast nicht führbaren Verein führbar erscheinen lässt. Mit VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson bildet er eine starke Phalanx. Wie Knorr zeigt mit Julian Köster in Gummersbach ein weiterer Hoffnungsträger der Nationalmannschaft konstant gute Leistungen. Ein zentrales Thema für meine nächste kicker-Kolumne vor WM-Start.

Einen ähnlich starken Eindruck hinterlässt die TSV Hannover-Burgdorf (8., 15:11 Punkte). Sportchef Sven-Sören Christophersen und Coach Christian Prokop stehen als Einheit zusammen. Da bin ich mir sicher, dass sich das kontinuierlich nach oben entwickeln wird - auch wenn es noch den ein oder anderen Rückschlag zu verkraften geben wird.

Trainer-Wechsel wie in StuttgartWetzlar, Göppingen oder Leipzig gehören am Ende des Tages zum Geschäft. Als Trainer bist du zum Teil auch abhängig von Spielplänen. Man muss fairerweise sagen, dass die Mannschaften, die ihren Coach ausgetauscht haben, besser performen als zuvor. Wobei ich schon auch die Spieler bitten würde, sich da gerne mal zu hinterfragen, woran so ein schneller Formanstieg liegen könnte.

Bob Hanning (54) hat die Füchse Berlin von der 2. Liga bis in die Champions League geführt, den DHB in acht Jahren als Vizepräsident auf links gedreht und einen Spiegel-Bestseller (Hanning. Macht. Handball.) geschrieben. In seiner Kolumne analysiert er für den kicker die Geschehnisse rund um Nationalmannschaft und Bundesliga.

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