WM

Klare Spieler-Kritik an Yakins Taktik

Schweizer Horror-Story statt großer Geschichte

Klare Spieler-Kritik an Yakins Taktik

Erntete für seine Maßnahme Kritik: der Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin.

Erntete für seine Maßnahme Kritik: der Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin. IMAGO/MB Media Solutions

Aus Katar berichtet Sebastian Wolff

Geschichtsträchtig ist es dann also doch geworden. 1966 hatte es einst ein 0:5 gegen Deutschland gesetzt, jetzt der Tiefpunkt an einem Tag, an dem sich die Eidgenossen bereit für Großes fühlten. Murat Yakin hatte nach der Erkältung von Rechtsverteidiger Silvan Widmer (1. FSV Mainz) von Vierer- auf Dreierkette umgestellt und Edimilson Fernandes (ebenfalls Mainz) rechts als Schienenspieler aufgeboten.

Personell und taktisch ein Fehlgriff. Yakins Umstellung ging ebenso schief wie das Comeback von Yann Sommer. Beim 3:2 gegen Serbien hatte der Mönchengladbacher mit Erkältung gefehlt und war durch den Dortmunder Gregor Kobel ersetzt worden, im Lusail-Stadium fehlte dem Gladbacher jegliche Spannung. Mindestens beim ersten, dritten und letzten Gegentreffer sah der Keeper schlecht aus - das war mehr als die Schweizer am Dienstagabend verkraften konnten.

Wir haben 1:6 verloren, ich denke, das sagt alles.

Haris Seferovic

Xherdan Shaqiri war anschließend untröstlich: "Wir alle haben nicht unser wahres Gesicht gezeigt."

WM-achtelfinale

Doch der 31-Jährige deutete in der Mixed Zone zwischen den Zeilen durchaus Kritik auch Kritik an der veränderten Ausrichtung an: "Es war die Entscheidung des Trainers, umzustellen. Wir sind Profis und müssen damit umgehen."

Noch unverhohlener kritisierte Haris Seferovic seinen Chef: "Der Trainer ist der Trainer, er macht die Taktik und entscheidet. Wir haben 1:6 verloren, ich denke, das sagt alles." Die Worte der Spieler sagen zweierlei: Der Frust sitzt tief, und im 3-5-2-System haben sie sich offenbar nicht wohl gefühlt.

Yakin verteidigt seine Maßnahme mit diesem Hinweis: "Wir wollten das Zentrum verdichten. Aber der Gegner war einfach frischer als wir." Shaqiri dachte darüber ganz offensichtlich anders. Der Flügelstürmer, gegen Portugal als zweite Spitze aufgeboten und dort wirkungslos, sagte: " Es wäre mehr drin gewesen."

Der Traum vom Viertelfinale ist beendet. Nach den klaren Worten der Spieler Richtung Trainer dürfte die Aufarbeitung jetzt erst richtig losgehen.