"Es ist ganz schwer gegen Union Berlin Torchancen zu bekommen": RB-Coach Marco Rose hatte vor dem Bundesliga-Abendspiel des 20. Spieltags gegen Tabellennachbar klarmgemacht, dass ein Duell mit den Eisernen kein Zuckerschlecken sein würde.
Das war es auch nicht: Denn sein Leipziger Team, das nach der Nullnummer in Köln mit zwei Veränderungen daherkam (Simakan für den nach Stammzellenspende noch nicht ganz fitten Orban und Halstenberg für Raum), musste sich gegen robuste Hauptstädter über Zweikämpfe und Einsatzwillen in diese Partie kämpfen. Und das taten die Sachsen, die im weiteren Verlauf deutlich mehr Ballbesitz generierten sowie mit einem Kniff daherkamen.
Rose nämlich hatte unter anderem damit überrascht, Klostermann im Zentrum der defensiven Dreierreihe zwischen Simakan und Gvardiol aufzubieten - und Henrichs, Halstenberg, Werner als auch Szoboszlai spiegelverkehrt aufzustellen.
Henrichs und Becker mit Kraft - doch nur ein Schuss sitzt
Bundesliga, 20. Spieltag
Dieser Plan ging in einer chancenarmen ersten Hälfte auf: Denn der normalerweise über die rechte Seite kommende Henrichs zog in Minute 24 von der linken Seite etwas nach innen, wurde nicht sonderlich attackiert und feuerte mit seinem starken rechten Fuß kraftvoll. Rönnow im Kasten der Berliner kam zwar noch leicht ran, konnte den durchaus haltbaren Schuss und damit das 0:1 aus Union-Sicht nicht mehr verhindern.
Das sollte zugleich der Pausenstand sein, gerade weil sich Urs Fischers Mannschaft - dieses Mal mit den beiden Neuzugängen Juranovic (Celtic Glasgow), Laidouni (Ferencvaros Budapest) sowie Gießelmann ausgestattet - im Vergleich zum jüngsten 2:1-Heimsieg gegen Mainz offensiv kaum zu zeigen wusste bis hierhin. Die RB-Defensive hatte alles im Griff, lediglich Becker zog mal aus spitzem Winkel stark ab - Blaswich parierte top (38.).
Haberer traumhaft, Simakans Aussetzer
Mit Wiederanpfiff verloren spielbestimmende Leipziger dann mehr und mehr den Faden, machten schlicht zu wenig und ließen so Union aufkommen.
Zwar blieb die Partie längere Zeit chancentechnisch harmlos wie vor der Pause, nach einer vertanen Silva-Möglichkeit (53.) sowie einem direkt versuchten Juranovic-Standard (61.) war allerdings Haberer zur Stelle. Der ehemalige Freiburger in Diensten der Berliner donnerte die Kugel nach einer unglücklichen Szoboszlai-Abwehr ansatzlos links oben ins Netz (61.).
Und nachdem Simakan ungestüm mit dem abgestreckten Arm in einen Luftzweikampf ging, sein klares Handspiel so zum Elfmeter für die Unioner führte und Knoche souverän mittig einschoss, hatten die Hauptstädter das Spiel tatsächlich erfolgreich gedreht (72.). In der Folge gaben die Sachsen mit Jokern wie Forsberg oder Poulsen zwar nochmals Gas, das vermeintliche 2:2 des Letztgenannten zählte nach zumindest strittiger Abseitsstellung von Werner (der VAR griff ein) aber nicht. Zudem verpassten noch Forsberg (90.+4) und erneut Poulsen (90.+7), sodass die Leipziger tatsächlich zum fünften Mal in Folge mit 1:2 in der Bundesliga gegen die Köpenicker verloren.
Für RB, dessen Serie von zuvor 18 Pflichtspielen ohne Niederlage unter Coach Rose ebenfalls riss an diesem Spieltag, geht es mit dem Auswärtsspiel in Wolfsburg am nächsten Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) weiter. Union, der sich als erster Bayern-Verfolger etabliert, hat bereits am Donnerstag (18.45 Uhr) in den K.-o.-Runden-Play-offs der Europa League das Hinspiel bei Ajax Amsterdam vor der Brust.