Aus Katar berichtet Thiemo Müller
Alleinunterhalter Robert Lewandowski oder eine Doppelspitze - so lautet seit Jahren die Gretchenfrage in der polnischen Nationalmannschaft. Dass Lewandowski am liebsten mit Sturmpartner agiert, ist hinlänglich bekannt. Coach Czeslaw Michniewicz entschied sich zum WM-Start gegen Mexiko (0:0) dennoch gegen diese Variante. Und stattdessen für eine Kontertaktik mit tiefstehender Abwehrformation. Hinten ging dieses Konzept auf, doch das Umschaltspiel fand praktisch nicht statt. Wodurch auch Top-Torjäger Lewandowski in der Luft hing und aus dem Spiel heraus zu keiner echten Abschlusschance kam. "In der Offensive gibt es einiges zu verbessern, da müssen wir mehr riskieren", betont der 34-Jährige. Nicht zum ersten Mal. Bereits nach dem 0:2 gegen die Niederlande in der Nations League hatte er angemahnt: "So können wir nicht spielen. Wir müssen mutig sein, das ist dann auch für die Defensive besser."
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Der Superstar wird nicht erhört und wiederholt seine altbekannte Kritik
Erhört wurde Lewandowski gegen Mexiko nicht und wiederholte prompt die altbekannte Kritik: "Es ist für einen Stürmer sehr schwierig, sich so weit hinten zu bewegen. Aber wenn der Trainer diese Taktik hat, müssen wir uns dem anpassen. Natürlich wünsche ich mir, dass ich als Angreifer viele Bälle bekomme. Doch das ist bei dieser Aufstellung und diesem Gegner sehr schwierig." Immerhin, dass der Zweck die Mittel heiligen kann oder mitunter sogar muss, sieht auch Lewandowski ein. "Das Unentschieden ist okay, das können wir mitnehmen. Und defensiv waren wir sehr gut eingestellt." Ein kleines Lob für seinen Trainer hatte der Superstar somit also doch auch noch parat.
Es war die richtige Entscheidung, so zu schießen. Ich werde wieder antreten.
Robert Lewandowski
Dass der jüngst zweimalige Gewinner des Goldenen Schuhs nach drei erfolglosen Anläufen 2018 nun auch im vierten WM-Einsatz weiter auf seinen ersten Treffer warten musste, empfindet er selbstredend als "enttäuschend". Übermäßigen Anlass zur Selbstkritik sieht Lewandowski indes nicht: "Es war die richtige Entscheidung, so zu schießen, flach in die Ecke. Beim nächsten Mal werde ich wieder antreten und will natürlich verwandeln." Grund zur Zuversicht gibt schließlich auch die Gruppenkonstellation nach dem sensationellen 1:2 des Favoriten Argentinien gegen Saudi-Arabien. Am Samstag trifft Polen auf den Außenseiter und hätte nach einem allseits erwarteten Sieg beste Chancen, Platz 1 in der Gruppe zu übernehmen.
Reservist Robert Gumny vom FC Augsburg bringt die interne Stimmungslage auf den Punkt: "Wir haben Respekt vor Saudi-Arabien, aber natürlich treten wir an, um zu gewinnen. Und wenn uns das gelingt, stehen wir ganz dicht vorm Achtelfinale…"