3. Liga (D)

Lieberknecht: Zwischen Vereinslegende und Gesicht des Misserfolgs

Ex-BTSV-Coach vor Rückkehr zur alten Liebe

Lieberknecht: Zwischen Vereinslegende und Gesicht des Misserfolgs

Zum 10-jährigen Dienstjubiläum widmeten die BTSV-Fans Torsten Lieberknecht eine Choreo mit dem Schriftzug: "Treue lässt ihn unsterblich werden."

Zum 10-jährigen Dienstjubiläum widmeten die BTSV-Fans Torsten Lieberknecht eine Choreo mit dem Schriftzug: "Treue lässt ihn unsterblich werden." imago images

Sie sind die Gesichter des Vereins, die Macher des Erfolgs, die Legenden der jüngeren Vergangenheit: Trainer wie Christian Streich in Freiburg, Lucien Favre in Gladbach oder Torsten Lieberknecht in Braunschweig prägten (oder wie im Fall von Streich prägen) eine Ära. Lieberknecht, der nach 15 Jahren bei den Löwen im Mai letzten Jahres entlassen wurde, kehrt am Sonntag erstmals zurück in sein altes Wohnzimmer. Manche werden ihn als Ikone empfangen, andere als Personifikation des Misserfolgs und des Abstiegs. Der Blog "Löwenrunde" brachte den Zwiespalt der Fans auf den Punkt: "Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte."

Er hätte sich ein Denkmal setzen können

Im Jahr 2003 wechselte Lieberknecht vom 1. FC Saarbrücken nach Braunschweig und war zunächst als Spieler für die Löwen aktiv. Vier Jahre später beendete er seine Karriere und war fortan zunächst Jugendtrainer, Präsidiumsmitglied und anschließend Coach der ersten Mannschaft. Der 46-Jährige übernahm das Team in der 3. Liga, führte es nach 28-jähriger Abstinenz zurück ins Fußball-Oberhaus und wurde nach dem Abstieg zurück in die Drittklassigkeit im vergangenen Jahr entlassen. Seine Amtszeit endete in der Spielklasse, wo sie begonnen hatte. Dazwischen lagen zahlreiche Momente und Erinnerungen, wie der Tanz mit "Kurvenmutti" Christel Neumann 2013 vor der Kurve, aber auch Fehlentscheidungen und die Meinung vieler Fans, er hätte den Verein bereits früher verlassen müssen. Dann hätte er sich - so der Tenor vieler Anhänger - ein Denkmal setzen können.

Ich hoffe, dass die Braunschweiger Fans, wenn sie mich sehen, genauso positive Erinnerungen an die lange Zeit haben wie ich.

Torsten Lieberknecht

Am Sonntag kehrt er nun zurück und trifft mit seinem neuen Arbeitgeber, dem MSV Duisburg, auf seine alte Liebe. Das Fanlager ist in sich gespalten, wie der Ex-Trainer empfangen werden soll. "Löwenrunde" schrieb diesbezüglich: "Jeder hat seine eigenen Erinnerungen und Verbindungen zu unserem ehemaligen Coach, deshalb sollte auch jeder selbst entscheiden, ob er nun klatscht, jubelt, pfeift, einen Flitzer macht, nur müde gähnt oder ein Bier ext. Jegliche Reaktion ließe sich rechtfertigen." Wie Lieberknecht im Interview mit der "Braunschweiger Zeitung" verriet, "hoffe ich, dass die Braunschweiger Fans, wenn sie mich sehen, genauso positive Erinnerungen an die lange Zeit haben wie ich".

Auch wenn die Partie sicherlich sowohl für die Fans als auch für Lieberknecht besonders emotional sein wird, zeigt sich der Fußballlehrer vor der Rückkehr aufs Sportliche fokussiert: "Dann steht das nächste schwere Spiel vor der Brust." Tatsächlich erwartet den MSV eine knackige Aufgabe: Braunschweig startete unter dem jungen Trainer Christian Flüthmann mit drei Siegen aus drei Spielen in die Saison. Die "Löwenrunde" schrieb zum Aufeinandertreffen: "Lieberknecht ist jetzt aber Geschichte, Flüthmann ist die Zukunft. So dornig wie die jüngere Vergangenheit für uns war, so rosig mutet die aktuelle Saison bisher an." Und obwohl Lieberknechts Zeit in Braunschweig sportlich bewegt und nicht ausschließlich von Erfolg geprägt war, schätzt man bei den Blau-Gelben die Loyalität des ehemaligen Trainers und seine vollkommene Identifikation mit dem Verein. Ein Fan bilanzierte auf Facebook: "Er war ein Löwe - mit ganzem Herzen."

kon